In einem offenen Brief wendet sich Bernhard Stoer, Sprecher der ADFC Ortsgruppe Solingen, an alle politisch Verantwortlichen in Solingen:

“ Sehr geehrter Herr Schmidt, sehr geehrter Herr Hoferichter,

der Presse war diese Woche zu entnehmen, dass die Arbeit an der Lichtzeichenanlage Kreuzung Mangenberger – Untengönrather Straße vorangeht. Dabei wurde auch erwähnt,

  • dass es eine Beschleunigungsspur geben wird → für Busse
  • dass durch Vergrößerung des Abbiegeradius das Rechtsabbiegen von der Mangenberger auf die Untengönrather Straße verbessert wird → für LKW
  • dass die Haltelinien verändert werden um das Abbiegen größerer Fahrzeuge zu ermöglichen → für LKW
  • dass eine Furt zur Querung der Fahrbahn angelegt wird → für Fußgänger

Wo sind dabei die Radfahrer berücksichtigt? Nach der vorstehenden Aufzählung der Maßnahmen wurde für alle anderen Verkehrsteilnehmer ausreichend Platz gefunden. In das Industriegebiet Scheuren wollen aber nicht nur LKW sondern auch fahrradfahrende Arbeitnehmer.

Wir vermissen bergauf und bergab Radschutzstreifen, sowie Einfädelspuren zum Abbiegen und bergab auf der Mangenberger Straße Aufstellflächen, also alles, was zu einer modernen Kreuzungsgestaltung einer innerstädtischen Straße heutzutage dazugehört.

Dieses Beispiel steht im Übrigen stellvertretend für mehrere Planungen aus der jüngsten Zeit, bei der an Radfahrer gar nicht oder erst zum Schluss gedacht wurde, wenn der Platz zugunsten der übrigen Verkehrsteilnehmer bereits aufgeteilt war.

Wir wissen nicht ob Ihnen (abseits von Corona) bekannt ist, was gerade in der Welt um Solingen herum geschieht, daher sind wir so frei Sie über ein paar Fakten aufzuklären:

  • Fahrradleasing nimmt als Mittel zu Mitarbeiterbindung zu. Dabei erhalten die Mitarbeiter hochwertige Räder und Pedelecs.
  • Für 2020 ist ein Absatz von 2 Mio Pedelecs bundesweit prognostiziert. 2019 waren es 1,4 Mio. Und mit Pedelecs kann man „schweißfrei“ zur Arbeit kommen.
  • Immobilienentwickler wie Condor Wessels uvm haben erkannt, dass ihre Wohnungen nur verwertbar sind, wenn sie für (ebenerdig zugängliche) Radabstellanlagen sorgen.
  • Die Stadtsparkasse lässt ihre Neubauten am Neumarkt und in Ohligs mit Fahrradabstellanlagen für ihre Kunden und Mitarbeiter ausstatten.
  • Drei Velorouten sind in der Planung, eine davon in Umsetzung. Die Bedeutung der Routen für den Alltagsradverkehr hängt aber von der berühmten „letzten Meile“ ab, von Zubringern und der Durchlässigkeit des Straßensystems insgesamt.
  • Das Land NRW bereitet gerade, angetrieben durch eine der erfolgreichsten Volksinitiativen namens „Aufbruch Fahrrad“, ein Fahrradgesetz mit klar definierten Ausbauzielen vor.

Wir hoffen, Sie überdenken die Gestaltung der besagten Kreuzung und berücksichtigen den Radverkehr. Für zukünftige Maßnahmen verlangen wir, dass die Radverkehrsplaner von Anfang an mit am Tisch sitzen.

Mit vielen Grüßen und bleiben Sie gesund,

Bernhard Stoer (Sprecher der ADFC Ortsgruppe Solingen)“

Hinweis der Redaktion: Der offene Brief wurde im Original wiedergegeben.

Foto: Burkhard Stroer / adfc