OB-Kandidat Raoul Brattig im Exclusiv-Interview bei Solinger Nachrichten
Brattig: „Für einen OB-Kandidaten bist du aber echt jung“, oder „Gab es das schon mal einen so jungen Oberbürgermeister?“ Ja, öfters beginnen meine Gespräche mit Solinger Bürgerinnen und Bürger so. Ich verstehe, die Verwunderung haben viele von uns doch immer noch ein festes Bild eines Politikers: 60+, männlich, Anzug und Krawatte. (kurze Pause) Zum Glück haben wir das mit Zigarre in der Hand und leicht übergewichtig mittlerweile hinter uns gelassen.“
Redaktion: „Also entsprechen Sie einfach nicht dem gängigen Bild eines Politikers?“
Brattig: Ich stehe nicht für den „klassischen Oberbürgermeister“, ich stehe aber auch nicht für die Haltung und das Selbstverständnis eines „gängigen“ Oberbürgermeisters. Ich stehe für „Aufbruch“, für „Verjüngung“, für „Zukunft“, für „Erneuerung“. Eben für das Gegenteil unseres derzeitigen Oberbürgermeisters.
Redaktion: „Wie meinen Sie das?“
Brattig: (denkt kurz nach): „Wir erleben momentan eine Zeit des Wandels: Digitalisierung, Globalisierung und eine Zeit des Unvorstellbaren: Corona-Pandemie, Insolvenzen, Social-Distancing. Alles ändert sich, schneller und radikaler, als es vielen von uns lieb ist.
Redaktion: „Und was hat das direkt mit Ihnen zu tun?“
Brattig: „Ich beschreib es mal in einem Bild: Ein Cabrio ist bei schönem Wetter top, wenn es regnet ungeeignet. Ein großes Haus mit Garten ist für eine junge Familie toll, mit dem Alter aber belastend. Die Herausforderungen von morgen, lassen sich nicht mit den Lösungen von gestern meistern. Wer viel Erfahrung im Bau von Verbrennungsmotoren hat, baut nicht automatisch gute Elekroautos.
Redaktion: „Sie wollen also sagen, Wandel braucht neues Denken, Solingen eine neue Generation von Politikern?“
Brattig: In meinem Büro steht auf einem Plakat: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“. Es soll uns jeden Tag daran erinnern, wie wichtig Erneuerung ist. Solingen braucht Aufbruch, anspruchsvolle Ziele, motivierende Perspektiven. Junge frische Ideen für die Herausforderungen von Heute! Solingen braucht Lösungen, die von möglichst vielen erarbeitet und von möglichst vielen getragen und umgesetzt werden. Lösungen, die uns nach vorne treiben und nach vorne bringen. Bewegung statt Verkrustung auf allen Gebieten: Schulen, Radwege, Digitalisierung der Verwaltung, kundenorientiertes Rathaus usw. Neues Denken in den Köpfen der handelnden Personen, in den Köpfen derjenigen die Verantwortung für unsere Stadt tragen, in den Organen unserer kommunalen Selbstverwaltung.
Redaktion: „Sie sind jung, sie hauen auf die Pauke, sind mischen das Etablierte ganz schön auf – alles nur „Wahlkampf-Getöse“?
Brattig: Ich fühle mich verantwortlich für meine Heimat Solingen. Ich halte es für dringend nötig, dass wir die Zeichen der Zeit erkennen, dass wir bereit sind, nicht nur kosmetische Veränderungen vorzunehmen sondern uns strukturell auf die Zukunft einzustellen. Ich bin stolz auf meine Stadt, ich weiss, dass wenn es darauf ankommt, stehen die Solinger zusammen. Jetzt kommt es darauf an! Jetzt stellen wir die Weichen! Ich habe mich zur Wahl gestellt, weil ich es für notwendig erachte, dass wir jetzt und heute die Herausforderungen von morgen diskutieren, weil die Solinger Bürgerinnen und Bürger sich entscheiden und wählen können: Wählen zwischen Bestandswahrung und Erneuerung, zwischen alten und neuem denken, zwischen Risiken minimieren und Chancen optimal nutzen.
Redaktion: „Wenn ich Sie richtig verstehe fordern, Sie nicht nur einen neuen Oberbürgermeister sondern vielmehr einen neuen Typ von Oberbürgermeister?“
Brattig: Ja, damit bringen Sie meine Bitte auf den Punkt. Mir geht es um ein neues Selbstverständnis, eine neue Haltung. Ich möchte ein Oberbürgermeister sein, der die Stadt nach vorne treibt, der junge Menschen begeistert Verantwortung zu übernehmen, der unterschiedliche Meinungen zulässt und daraus mehrheitsfähige Entscheidungen formt. Ein Oberbürgermeister, der den Weg frei macht für frischen Wind, für ungewöhnliche innovative Lösungen. Genau aus diesem Grund habe ich mich zur Wahl gestellt. Ja, ich will Oberbürgermeister werden, weil unsere Stadt nur mit einer Aufbruchsstimmung die Erneuerung erhält, die sie sich wünscht und dringend braucht.“
Redaktion: Eine letzte Frage – Welche Chance geben sie sich als junger Oberbürgermeisterkandidat?
Brattig: „Dabei sein ist alles?“ Nein, das ist ganz bestimmt nicht mein Motto.
Auch die, die mich unterstützen, wollen mehr. Ich will mehr! Ich will nicht nur mit dem Finger auf die Probleme zeigen, ich will Verantwortung übernehmen. Ich will nicht meckern, sondern gestalten! Meine Kandidatur verstehe ich als Einladung an alle Solinger Bürgerinnen und Bürger, mit mir gemeinsam die Zukunft unserer Heimat in die Hand zu nehmen.
Meinen Wahlkampf werde ich deshalb unter den Leitsatz „Ja, ich will …“ stellen. Ich will das einbringen, was Solingen so dringend braucht: Frische, Erneuerung, Kraft, Optimismus. Gemeinsam mit den Solinger Bürgerinnen und Bürgern will ich ein Solingen mit Zukunft gestalten.
Das Interview führte Lars Schulz.