Erklärung zum Internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2021 der drei SPD-Unterbezirksvorsitzenden aus dem Bergischen Städtedreieck
Bergisches Land/ Vor 76 Jahren, am 27. Januar 1945, befreiten Verbände der „Roten Armee“ der Sowjetunion das nationalsozialistische Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Es war der Anfang vom Ende der systematischen Verfolgung und Vernichtung von mehreren Millionen Menschen, die aufgrund ihrer Religion, ihrer Ethnizität, ihrer sexuellen Orientierung oder aufgrund ihrer politischen Überzeugung von den Nationalsozialisten systematisch entrechtet, beraubt, deportiert, interniert, zur Arbeit zwangsverpflichtet und in bis dato nicht gekannter Art industriell getötet wurden.
„Die zahlreichen Gedenkorte und Gedenkstätten erinnern uns tagtäglich daran, welche barbarischen Schrecken in deutschen Namen zwischen 1933 und 1945 begangen wurden und sie verpflichten alle Demokratinnen und Demokraten und uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten insbesondere, jeden Tag aufs Neue gegen jede Art von Menschenfeindlichkeit aktiv vorzugehen!“, so der Vorsitzende der Wuppertaler SPD, Servet Köksal.
Der Satz „Nie wieder!“, welcher nach der Befreiung der Konzentrationslager zur Mahnung der Überlebenden wurde, alles zu unternehmen, dass sich ähnliche Schrecken nicht wiederholen, sehen die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Bergischen Städtedreieck als stete Mahnung, selber stets die Stimme zu erheben und Gesicht zu zeigen, wenn Antisemitismus, sämtliche Formen von Ausländerhass, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Hetze in unserer Gesellschaft versuchen, die Oberhand zu gewinnen.
„Der Anschlag auf die Synagoge von Halle, die rechtsterroristischen Anschläge von Hanau oder auf das Olympia-Einkaufszentrum von München sowie die zahlreichen Schändungen von religiösen Einrichtungen halten uns eindringlich vor Augen, dass wir den Kampf gegen alle Kräfte, die unsere Gesellschaft spalten wollen, verstärken müssen. Das sind wir allen Menschen schuldig, die Opfer dieser feigen Angriffe geworden sind!“ so der Vorsitzende der Solinger SPD und Landtagsabgeordnete Josef Neumann.
Es ist heute mehr denn je geboten, sich den vielen Ausformungen des Antisemitismus, Rechtsextremismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit offen und mutig entgegen zu stellen und „Flagge“ zu zeigen, wo immer er auftaucht: ob auf öffentlichen Straßen oder Plätzen, in Publikationen oder auch und gerade im Internet und in den „Sozialen Netzwerken“.
„Unsere demokratische Gesellschaft braucht Zivilcourage. Wir Demokratinnen und Demokraten müssen deutlich machen, dass wir weder öffentliche Straßen oder Plätze noch den öffentlichen Diskurs den Rechtsextremen überlassen. Unsere Grundgesetz garantiert eine wehrhafte Demokratie. Aber um wehrhaft zu sein, braucht unser Land vor allem eines: Zivilcourage!“, so die Vorsitzende der Remscheider SPD, Christine Krupp.
Köksal, Neumann und Krupp erinnern in diesem Zusammenhang an den Wuppertaler Bundestagsabgeordneten Helge Lindh, der aufgrund seines mutigen Eintretens gegen die AfD im Deutschen Bundestag verstärkt zur Zielscheibe von Droh-Emails geworden ist, in denen sein Leben bedroht wird. „So etwas darf uns nicht sprachlos machen, sondern es muss uns, die schweigende Mehrheit in unserem Land, dazu veranlassen laut zu werden. Laut gegen das Verharmlosen von Drohungen und gegen jegliche Versuche von Geschichtsrevision – aber ebenso laut gegen Einschüchterung und Gewaltandrohungen.“, so Neumann.
„Wir als Wuppertaler SPD haben im Dezember mit der Aktion „Ich bin Helge!“ Solidarität mit unserem Bundestagsabgeordneten gezeigt und sind stolz darauf, dass sich dieser Aktion auch über die Wuppertaler Grenzen hinaus sehr viele angeschlossen haben!“, so Köksal.
„Wir sind alle gefordert. Wer zur Zielscheibe von Hass und Einschüchterung wird, darf nicht das Gefühl haben, allein gelassen zu werden – dann hätten wir Demokratinnen und Demokraten versagt und die falschen Kräfte gewonnen!“ so Krupp.
Aufgrund der aktuellen Inzidenzzahlen können in diesem Jahr öffentliche Kundgebungen und Gedenkveranstaltungen zum Internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus nur sehr eingeschränkt stattfinden – aber es wird kein Gedenktag ohne Gedenken geben.
Die Wuppertaler SPD hat ihre Mitglieder dazu aufgerufen, am Mittwoch die „Stolpersteine“ im Wuppertaler Stadtgebiet, die an Menschen erinnern, die zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten verfolgt oder deportiert wurden oder aufgrund der drohenden Gefahr geflohen sind, zu reinigen. „Insgesamt werden acht oder neun Teams an 60 Standorten im gesamtem Stadtgebiet im Einsatz sein. Da an vielen Standorten mehrere Steine liegen, werden ungefähr 90 Steine gereinigt und an jedem Standort eine Rose niedergelegt. Hiermit wollen wir einen kleinen Beitrag dazu leisten, die Würde dieser Menschen auch nach ihrem Tod zu achten und ein Zeichen setzen, dass sie nicht vergessen sind.“, so Köksal. Neumann und Krupp begrüßen die Aktion ausdrücklich und kündigen an, sie im Frühjahr in den eigenen Unterbezirken nachzuholen.