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Kunst & Kultur"KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz" - Tag des Offenen Denkmals am...

„KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ – Tag des Offenen Denkmals am 11. September

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Auch 2022 besteht wieder – wie immer am 2. Sonntag im September – bundesweit die Möglichkeit, sonst nicht zugängliche Denkmäler zu erleben und zu entdecken

Solingen/ Unter dem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ lädt der Tag des offenen Denkmals in diesem Jahr dazu ein, sich auf Spurensuche zu begeben und Geschichte und Geschichten am Denkmal zu ermitteln.

In Solingen stellt die Untere Denkmalbehörde in diesem Jahr drei Objekte vor, in denen es viel zu entdecken gibt. Aktuelle Bauforschungen haben sensationelle Erkenntnisse gebracht, die auch für die Solinger Hausforschung neu sind.  

Schnitterter Weg 18

Als sich die neuen Eigentümer des Baudenkmals Schnitterter Weg 18 entschlossen, das Gebäude umfangreich zu sanieren, stellte sich bald die Frage, warum in Teilen des Gebäudes außergewöhnlich dicke Holzbalken verbaut wurden. Nach bisherigen Erkenntnissen war das Gebäude auf eine Bebauung aus dem 18./19. Jahrhundert datiert.

Eine Untersuchung durch das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland ergab, dass das Wohnhaus, das zusammen mit den Gebäuden Schnitterter Weg 14 und 16 eine Zeilenbebauung bildet, in vier Bauphasen erstellt wurde. Es zeigt sich, dass der Kernbau, der aus den erwähnten dicken Balken errichtet wurde, mit einem Grundriss von 4 x 4 m und einer Höhe von mindestens 9 m ungewöhnliche Proportionen ausweist. Die Art der Zimmermannstechnik ließ auf eine Errichtung im Spätmittelalter schließen. Die Proportionen und der Gebäudezuschnitt führen zu der Annahme, dass es sich hierbei ursprünglich um einen freistehenden, mehrgeschossigen Wehrspeicherbau handelte. Solche Speicherbauten, die aus dem späten Mittelalter, insbesondere aus dem 15. Jahrhundert bekannt sind, waren im Untergeschoss sehr wehrhaft ausgebildet, um ein gewaltsames Einbrechen zu erschweren. Die Obergeschosse konnten den Hofbewohnern bei Überfall als Rückzugsort Schutz gewähren. Die Untersuchung des Gebäudes lässt darauf schließen, dass das Gebäude Schnitterter Weg 14 das Haupthaus der Hofschaft Schnittert war, das durch Anbauten nach und nach mit dem Speicherturm zusammengewachsen ist.

Auf Solinger Stadtgebiet war bisher nur die Existenz von gemauerten Wehrspeichern, sogenannte Steingaden, bekannt, aber auch diese sind noch wenig erforscht. Ein Wehrspeicher aus Fachwerk stellt eine Besonderheit dar, dessen Bedeutung noch durch eine dendrochronologische Bestimmung (Altersbestimmung mithilfe der Jahresringe der eingebauten Hölzer) bestärkt wird: Als Fälljahr der Bäume konnte 1405 nachgewiesen werden. Damit handelt es sich beim Kernbau von Schnitterter Weg 18 um den ältesten nachgewiesenen Profanbau in Solingen! Die bisher bekannten ältesten Wohnhäuser Solingens stammen aus dem frühen 16. Jahrhundert und sind damit über 100 Jahre jünger.

Bei dem benachbarten Gebäude Schnitterter Weg 16 ist interessant, dass sich im dem Fachwerkhaus aus dem 17./18. Jahrhundert, dass in mehreren Etappen; zunächst als Anbau an den o. g. Wehrspeicher entstanden sein dürfte, um eine der ältesten Schulen Solingens handelt.

Das Gründungsjahr ist nicht bekannt ist, jedoch ist die Existenz vor 1725 nachgewiesen. In der Schulchronik der Schule Heiligenstock, die aus der Honnschaftsschule in Schnittert hervorgegangen ist, wird erklärt, dass der Schulraum 1925 fast völlig im ursprünglichen Zustand erhalten war. Danach befand er sich im Dachgeschoss, während das Erd- und Obergeschoss als Wohnraum genutzt wurde. In der Beschreibung wird darauf hingewiesen, dass ungewöhnlich starke Eichenpfosten zu sehen sind, bei denen es sich vermutlich um eine Wand des o. g. Wehrspeichers handelt.

Keusenhof 15, 17/19

Die Entstehung der Hofschaft Keusenhof reicht ins Mittelalter zurück, sie wird erstmalig 1375 urkundlich erwähnt und besitzt mit ihrer Funktion als Sattelgut eine besondere Bedeutung. In Solingen gab es im Mittelalter zwei Sattelgüter, die im Kriegsfall zum Aufgebot des Landesherrn einen bewaffneten Reiter und ein gesatteltes Pferd stellen mussten. Die Sattelgüter nahmen eine Mittelstellung zwischen Ritter- und Bauerngütern ein. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts wurde das Gut aufgrund der Realerbteilung zerteilt.

Das Ensemble Keusenhof 15, 17/19 besteht aus 3 Wohnhäusern, einem Backhaus sowie einem Wirtschafts- und einem Scheunengebäude und befindet sich am nördlichen Rand des ehemaligen Sattelgutes.

Bei dem Wohnhaus Nr. 17/19: handelt es sich um ein im 17. Jahrhundert entstandenes, im 18. Jahrhundert im linken Teil verändertes zweigeschossiges traufenständiges zum Hofplatz gelegenes Fachwerkhaus. Der Eingang ist mit einer Werksteinumrahmung gefasst, deren Schlussstein die  Inschrift „IM AMI EL 1781“ trägt. Ein Dachhäuschen mit geschweiftem Giebel und verzierten Ortgangbrettern und  Zierverschieferung liegt oberhalb des Eingangs.

Das rechts angebaut Haus Nr. 19 ist im Untergeschoss massiv verputzt mit traufseitigem Eingang mit Oberlicht und einer zweischlächtigen, benagelter Tür versehen. Im Obergeschoss zeigt es sich mit Fachwerk, das auf das 17. Jh. schließen lässt. Ein massiver, traufenständiger Anbau, wohl aus dem 19. Jh. schliesst sich nach rechts an. Zugehörig ist eine gegenüber dem Gebäude 17/19 gelegene große Fachwerkscheune mit ausgeziegelten Gefachen aus dem 19. Jh.

Das zweigeschossiges Fachwerkhaus Nr. 15 ist im 18. Jahrhundert entstanden und wurde im 19. Jahrhundert rückwärtig erweitert. Im Obergeschoss ziert ein Band aus Andreaskreuzen die Fachwerkfassade. Die Haustür mit aufgelegtem Mittelpilaster stammt aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts,

Hinsichtlich der Spurensuche ist das Wohnhaus 17/19 besonders interessant, da sich an ihm fünf große Bau- und Umgestaltungsphasen zeigen lassen, die die Vermutung bestärkt, dass es sich hierbei um das Haupthaus des Sattelgutes handelt. Auch an diesem Gebäude zeigen sich die Auswirkungen der Realerbteilung: Es wurde geteilt, durch Anbauten erweitert und durch Umgestaltung seiner Fassaden und seiner Ausstattung verändert.

Schlossbergstr. 6 in Solingen-Unterburg

Das im 17. Jahrhundert in Ständerbauweise erbaute Fachwerkhaus gehört zu den ältesten noch erhaltenen Zeugnissen der bürgerlichen bergischen Wohnkultur. Es hat eine bewegte Bau- und Nutzungsgeschichte. Neben der Nutzung als Wohnhaus war es Verkaufsstätte, Kirchenraum, Gerberei und auch Metzgerei. Es wurde im Laufe der Jahrhunderte angebaut und umgebaut. Derzeit wird das Haus umfassend und denkmalgerecht saniert. Wände, Decken und Böden liegen frei, so dass sich seine Geschichte in zahlreichen Details ablesen lässt.  

geöffnet von 11:00 Uhr bis 15:00 Uhr, Führungen nach Bedarf

 Zusammenfassung – Geöffnet in Solingen am 11.09.2022

Fachwerkhaus Schnitterter Weg 18    geöffnet: 11:00 bis 15:00 Uhr

Hofanlage Keusenhof 17/19               geöffnet: 10:00 bis 14:30 Uhr

Fachwerkhaus Schlossbergstr. 6         geöffnet: 11:00 bis 15:00 Uhr

Die Besichtigungen sind für mobilitätseingeschränkte Personen leider nicht geeignet, die Objekte sind größtenteils im Baustellenzustand, es gibt unebene Bodenbeläge, viele, zum Teil sehr steile Treppen und sonstige Stolperfallen.

Alle Besichtigungen erfolgen auf eigene Gefahr!

Programm und weitere Infos: www.tag-des-offenen-denkmals.de

Dendrochronologie – Holzaltersbestimmung

Ist eine jahrgenaue Altersbestimmung des Fälljahres anhand von Bohrkernproben. Die Abfolge der Jahresringe in ihrer unterschiedlichen Breite wird mit bekannten Referenzdaten aus der Region verglichen.

Weil die Jahrringbreite durch unterschiedliche Klimabedingungen entscheidend beeinflusst wird, variiert die Jahrringbreite mit den Klimaschwankungen und ergibt eine charakteristische Jahrringkurve. Bei einer Abfolge von etwa 40-50 Jahrringen ergibt sich eine derart charakteristische gezackte Kurve von breiten und schmalen Jahrringen, die in dieser Weise nur in dem tatsächlichen Wuchszeitraum gebildet werden kann.

Bei den Bohrkernproben wird darauf geachtet, Hölzer in Erstverwendung, möglichst großen Querschnitten und erhaltener  Waldkante zu beproben. Da in früheren Jahren Bauhölzer in der Regel im Jahr nach dem Einschlag verbaut wurden, kann aus dem Fälljahr sehr genau auf das Baujahr rückgeschlossen werden.

Bisher bekannte älteste Gebäude in Solingen

Walder Kirchturm                               um 1150
Schloss Burg (Ursprungsburg)             ab 1133 (heutige Burganlage Anfang 20. Jahrh.)

Älteste Wohngebäude:

Eschbachstraße 22      1554 / 55
Büschberg 17              1570 / 71
Büschberg 15              vermutlich einzelne Wandscheiben 1. Hälfte 16. Jahrh, bisher nicht datiert

Bekannte steinerne Wehrspeicher „Steingaden“ in Solingen

Gräfrather Markt 4     Bestandteil des Hinterhauses
Obenketzberg 31       

Vermutete steinerne Wehrspeicher

Becher Straße 86        
Alte Str. 3 / zum Walder Kirchplatz

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