VBE Solingen: Fast jedes fünfte Kind an weiterführenden Schulen bewegt sich nicht sicher auf dem Schulweg – Gefahren auch in Solingen
Solingen/ Das Deutsche Kinderhilfswerk, der ökologische Verkehrsclub VCD und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) zeigen sich schockiert über die Ergebnisse einer Befragung von Kindern zum Thema Schulwegsicherheit: Bundesweit fühlen sich fast ein Fünftel, nämlich 18 Prozent, auf dem Schulweg unsicher. In Orten mit über 100.000 Einwohnern steigt diese Zahl auf ein Viertel der Kinder (24 Prozent). Auch in Solingen melden Lehrkräfte ähnliche Bedenken an. „Die Verkehrserziehung in den Schulen ist ein wichtiger Baustein, aber wir stoßen an die Grenzen, wenn von Seiten des Elternhauses nicht mitgearbeitet wird. Es darf nicht die Lösung sein, dass Kinder, die sich unsicher fühlen, deshalb selbst an vielen weiterführenden Schulen täglich bis zum Schulhofstor gefahren werden“, so Jens Merten, Vorsitzender des VBE Solingen.
Schon im Jahr 2015 hatte der VBE Solingen mit seiner groß angelegten Aktion „Bündnis für Verkehrssicherheit“ auf die großen Gefahren insbesondere durch Elterntaxis aufmerksam gemacht. „Die Stadt Solingen ist schon seit einigen Jahren sehr aktiv dabei, Schulwege sicherer zu gestalten und Kinder in ihrer selbstständigen Mobilität zu unterstützen. Ein klares Zeichen sind die Tempo-30-Zonen vor vielen Schulen. Der Arbeitskreis ´Sicher, fit und klimafreundlich zu Kita und Schule´ leistet in dieser Hinsicht wichtige Arbeit und trägt sehr zur Entschärfung kritischer Verkehrsstellen bei. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure wie Schulen, Kitas, Polizei, Feuerwehr und Verwaltung funktioniert in Solingen sehr gut und wesentlich besser als in vielen anderen Städten“, lobt Merten die Verantwortlichen, „trotzdem dürfen wir uns auf den aktuellen Maßnahmen nicht ausruhe!“
Auf die Frage, wie sicher sie sich auf dem Weg zur Schule im Straßenverkehr fühlen, antwortet bundesweit zwar knapp die Mehrheit der Kinder, dass sie sich sicher fühlen (56 Prozent), ein Viertel der Befragten (25 Prozent) sogar sehr sicher. Allerdings sagte fast jedes fünfte Kind, dass es sich weniger sicher (15 Prozent) oder gar nicht sicher (3 Prozent) fühlt. In Orten mit über 100.000 Einwohnern steigt diese Zahl auf ein Viertel der Kinder (24 Prozent). Zu viel, finden die drei Kooperationspartner. Sie fordern die Politik zum Handeln auf. Schon im letzten Jahr zeigte eine durch das Kooperationsbündnis beauftragte repräsentative forsa-Umfrage, dass ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland die Verkehrssicherheit der Kinder als (eher) unsicher einschätzte – was sich durch die Selbstwahrnehmung der Kinder bestätigt.
Die aktuelle Umfrage, für die vom Sozial- und Politikforschungsinstituts Verian deutschlandweit 3.218 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren online unter Nutzung eines Access-Panels befragt wurden, ist Teil des 2. „Kinderrechte-Index“ des Deutschen Kinderhilfswerkes. Den Index wird das Deutsche Kinderhilfswerk im nächsten Jahr veröffentlichen, die Umfrage geht als ein Teilaspekt in diese Studie ein. Beim Kinderrechte-Index wird der Stand der Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in verschiedenen Lebensbereichen von Kindern und den damit verbundenen Politikfeldern in den deutschen Bundesländern gemessen und evaluiert.
Neben der Verbesserung der Infrastruktur, der einheitlichen Reduzierung des Tempos auf schulwegrelevanten Straßen und vermehrten Kontrollen kann die Sicherheit von Kindern auch durch Maßnahmen gesteigert werden, die ihnen Zutrauen in ihre Fähigkeiten gibt. So sollte ihnen der eigenständige Schulweg ermöglicht werden, indem sie anfangs durch Erwachsene begleitet den Weg bestreiten und später in Laufgemeinschaften. Wo immer möglich, sollten sich Kinder zu Fuß oder mit dem Roller oder Fahrrad fortbewegen. „Die aktuellen Schulneulinge sollten schon jetzt die Strecke mit ihren Eltern üben. Dabei ist der kürzeste Weg nicht unbedingt der beste“, weist Daniel Weber, stellvertretender Vorsitzender des VBE Solingen, auf das Problem der Bequemlichkeit hin.
„Das Elterntaxi öfter stehen lassen“, so lautet der Wunsch der Kooperationspartner. Jens Merten betont: „Auch wenn das Landesstatistikamt unserer Stadt noch vor wenigen Monaten ein gutes Zeugnis ausgestellt hat, darf uns das nicht in Sicherheit wiegen. Auch in Solingen gibt es immer wieder gefährliche Situationen vor allen Schulen, weil viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto bringen. Temporäre Schulstraßen könnten hier Abhilfe schaffen.“ Daniel Weber ergänzt: „Wir sehen in Solingen großes Potenzial, die Schulwegsicherheit durch gemeinschaftliche Anstrengungen insbesondere von Eltern, Schulen, Polizei und Stadt zu verbessern.“
Das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW), der ökologische Verkehrsclub VCD und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) rufen Schulen und Kindertageseinrichtungen in ganz Deutschland zur Teilnahme an den Aktionstagen „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ vom 16. bis 27. September 2024 auf. Anmeldungen sind unter https://www.zu-fuss-zur-schule.de/ möglich. Auf der Webseite können auch Aktions- und Spielideen eingesehen, konkrete Tipps heruntergeladen sowie Materialien bestellt werden. Die Aktionstage stehen unter der Schirmherrschaft der Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Christine Streichert-Clivot. Botschafterin der Aktionstage ist die Fernsehmoderatorin Enie van de Meiklokjes.