Solingen/ „Die Notfallseelsorge Solingen ist ein unverzichtbares Angebot“, betont Stephan Kunze: „Wir möchten dabei helfen, dass auch zukünftig die nötigen finanziellen Mittel bereitstehen, um den Menschen in unserer Stadt dieses Angebot zu machen.“ Seit wenigen Monaten gibt es darum den „Förderverein Notfallseelsorge Solingen e.V.“. Stephan Kunze ist 1. Vorsitzender des Vereins. Gemeinsam mit der Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises, Dr. Ilka Werner, und der Notfallseelsorge-Koordinatorin Simone Henn-Pausch hat er jetzt den Förderverein der Presse vorgestellt. Kunze: „Unser Ziel ist es, durch Mitgliedsbeiträge und Spenden, die wir einnehmen, auszugleichen, dass das Geld der Evangelischen Kirche für die Notfallseelsorge zukünftig weniger werden wird.“
Bislang wurde die Notfallseelsorge Solingen, die im kommenden Jahr 30 Jahre alt wird, überwiegend aus Kirchensteuermitteln getragen, wie Superintendentin Ilka Werner erklärte: „85 Prozent der Kosten trägt seit vielen Jahren die Evangelische Kirche in Solingen. Der Rest kommt aus Beiträgen der Katholischen Kirche und der Stadt.“ Im Gegenzug sei die Notfallseelsorge auch in die Nachbetreuung städtischer Einsatzkräfte eingebunden. Der Kirchensteuerrückgang und die allgemeine Kostensteigerung setzten die kirchlichen Haushalte aber immer stärker unter Druck, so Werner: „Unsere Kirche wird kleiner und unsere Möglichkeiten werden es auch.“
Umso wichtiger sei die Arbeit des neuen Fördervereins. Der war bereits am 24. Mai 2024 von einigen Ehrenamtlichen und einigen Hauptamtlichen aus dem Team der Notfallseelsorge gegründet worden. Im August erfolgte dann der Eintrag ins Vereinsregister. Nur wenige Tage später wurde dem neuen Verein durch das Finanzamt die Gemeinnützigkeit zuerkannt, so dass Spenden für den Förderverein von der Steuer abgesetzt werden können. Dann kamen der 23. August und der furchtbare Anschlag auf dem Solinger Stadtfest. Bereits am Abend und in den Tagen danach konnte die Notfallseelsorge Solingen deutlich machen, warum sie so wichtig für die Stadtgesellschaft ist. Menschen fragten, wie sie die Arbeit der Notfallseelsorge unterstützen könnten: Flohmärkte und Spendensammlungen wurden organisiert, Geld wurde gespendet. Die Gerd-Kaimer-Bürgerstiftung sagte finanzielle Hilfe zu: für die Ausbildung neuer ehrenamtlicher Seelsorgerinnen und Seelsorger und für die Fortbildung und Begleitung des vorhandenen Teams. „Wir sind sehr froh über diese Unterstützung“, freut sich Stephan Kunze: „Aber wir wünschen uns auch das Menschen Mitglied in unserem Förderverein werden.“
Viel Geld kostet vor allem die Ausbildung und Begleitung der ehrenamtlicher Mitarbeiter. Sie werden seit 2018 für die Solinger Notfallseelsorge ausgebildet. Das hatte die Evangelische Kirche in Solingen beschlossen, um eine weitere Säule aufzubauen. Bis dahin hatten fast ausschließlich evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer die Bereitschaft rund um die Uhr sichergestellt. Aber die Pfarrstellen in Solingen werden immer weniger. Derzeit hält ein Team von 50 Seelsorgern die Bereitschaft rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche aufrecht: 25 hauptamtliche Pfarrerinnen und Pfarrer und 25 ehrenamtliche Helfer. Diese Anzahl wird auch gebraucht, denn etwa alle drei bis vier Tage, ungefähr hundertmal im Jahr, wird die Solinger Notfallseelsorge durch die Feuerwehr-Leitstelle alarmiert. Weil immer wieder Teammitglieder ausscheiden, müssen immer wieder neue ausgebildet werden.
„Die Vorbereitung für die Notfallseelsorge dauert etwa 200 Stunden Theorie und Praxis. Sie kostet pro Ausbildung etwa 3.000 Euro“, weiß Simone Henn-Pausch, die die Notfallseelsorge Solingen seit 26 Jahren hauptamtlich koordiniert. Vorbereitet werden die zukünftigen Seelsorgerinnen und Seelsorger auf ganz unterschiedliche Szenarien: Mal ist nach einer erfolglosen Reanimation durch Rettungssanitäter und Notärztin ein Angehöriger fassungslos und traurig. Mal geht es zu einem Unfall mit tödlichem Ausgang, zu den Eltern eines kleinen Kindes, das unerwartet verstorben ist oder zu den Leidtragenden einer Straftat. Manchmal wird die Notfallseelsorge auch gerufen, wenn jemand angedroht hat, sich das Leben zu nehmen. „Wir kümmern uns dann um die Menschen, egal welchen Glauben oder welche politischen Einstellung sie haben“, erläutert Henn-Pausch: „Für die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst ist das eine wichtige Entlastung, wenn sie wissen, dass niemand in so einer krisenhaften Situation allein bleiben muss, weil sie zum nächsten Einsatz abrücken. Und für die Ehrenamtlichen ist der Dienst anspruchsvoll, aber sie bekommen auch viel zurück.“
INFO
Damit die Solinger Notfallseelsorge auch zukünftig funktioniert, werden Menschen gesucht, die sich dafür stark machen. Wer mit einem Mitgliedbeitrag unterstützen möchte, kann dem Förderverein beitreten. Mindestbeitrag pro Monat sind 10 Euro (für aktive Notfallseelsorgerinnen die Hälfte). Wer Interesse an einer aktiven Mitarbeit im Team der Notfallseelsorge Solingen hat, kann sich ebenfalls melden. Alle Informationen gibt es bei Koordinatorin Simone Henn-Pausch unter der Rufnummer 0212 / 287 – 426 oder per E-Mail unter simone.henn-pausch@ekir.de.