von Kay Ganahl/ Kürzlich habe ich Ellen Ern in den Solinger Güterhallen besucht. Ins Atelier PEST Projekt zu kommen hatte zwei Gründe, zum Ersten war es ein weiteres Kennenlernen des Lebens und Schaffens Ellen Erns, zum Zweiten war es die Bilderausstellung der neunzehnjährigen autistischen Künstlerin Jordan Faye Richter, von der im Obergeschoss von Ellen Erns Atelier eine Reihe Acrylic Pouring-Bilder ausgestellt sind.
Ellen Ern ist eine der Atelierbetreiberinnen, die in Solingen immer offen für Neues sind und ein soziales Gewissen haben, zumal die Kooperationen mit anderen Menschen aus der Kultur schätzen. Sie lebte und arbeitete in den Güterhallen als gebürtige Bonnerin und gelernte Erzieherin sechzehn Jahre lang an der Seite ihres Lebensgefährten, des Objektkünstlers Peter Amann. Dieser gründete das Atelier PEST Projekt in den Solinger Güterhallen, das er bis zu seinem Tod im Jahr 2022 betrieb. Seitdem führt Ellen Ern das Atelier weiter.
Im Obergeschossraum ist es seit vielen Jahren möglich, Ausstellungen und Veranstaltungen zu organisieren. Es finden daher neben Kunstausstellungen auch Musikkonzerte und literarische Lesungen statt. Die Vielseitigkeit der Kultur ist Trumpf.
Jordan Faye Richter, die jetzt im berufsbildenden Jahr von der Lebenshilfe Wuppertal betreut wird und dort zurzeit 2 x 45 Minuten Kunsterziehung in der Woche hat, hat die bei Ellen Ernst ausgestellten Bilder mit Unterstützung ihrer Mutter Janine Glanz aus Wuppertal geschaffen, die sich im Gespräch mit mir sehr froh gezeigt hat, dass ihre Tochter Jordan „Jordi“ Faye mit der Arbeit an den Bildern eine kreative Tätigkeit ausübt, die sie erfüllt, aber auch entspannt. Sie hat ihre Tochter in einem längeren Prozess mit großer Geduld zu dem Umgang mit den verschiedenen Farben und Gegenständen – wie z. B. Sieb und Heißluftföhn – gezielt herangeführt. Jordan „Jordi“ Faye begann mit kleinformatigen Bildern, ging dann nach und nach zu größeren Formaten über.
Die Arbeit mit Acrylic Pouring Farben stellt eine große Bereicherung für die neunzehnjährige Künstlerin dar. Sie liebt es, wenn es glitzert und sehr bunt ist! Für die Erzeugung von solchen Effekten ist Acrylic Pouring bestens geeignet. Kunst kann ja übrigens auch für die Alltagsstrukturierung sehr nützlich sein: Frau Glanz legt die Tage fest, an denen ihre Tochter mit Gusstechniken in Acryl ihren Gefühlen Ausdruck verleihen kann!
Die benutzten Farben sind leicht aufzutragende Flüssig-Acryl-Farben, die wasserfest und UV-beständig sind und sich eben gut für einfache künstlerische Handarbeiten eignen. Es werden damit beeindruckende Pouring-Effekte erzeugt. In ihrer Buntheit können sie den Betrachter, der die pralle Farbgebung liebt, für sich einnehmen, zumal dann, wenn er sich vorstellt, dass die Künstlerin ihre ganzen Gefühle ins Erstellen jedes einzelnen Werkes gelegt hat. Jordan „Jordi“ Faye arbeitete beim Farbauftrag des Gießens der verschiedenen Acrylfarben aus kleinen Flaschen vor allem mit der klassischen Leinwand-Oberfläche. In der Ausstellung im Atelier Ellen Erns befinden sich Leinwand-Werke.
Die Ausstellung „Jordan Faye Richter: Acryl Pouring für den guten Zweck“ ist inzwischen leider schon beendet. Sie lief vom 15. Dezember 2024 bis 15. Januar 2025. Frau Glanz beabsichtigt, einige Bilder ihrer Tochter in naher Zukunft im Internet bei ebay zum Verkauf einzustellen. Der Kaufbetrag aus jedem verkauften Werk kam und kommt der jungen autistischen Künstlerin direkt zugute. Für Jordan Faye Richter ist es besonders wichtig, mobil zu bleiben!
In den Güterhallen am alten Solinger Hauptbahnhof (Verein Güterhallen Solingen e. V. mit der Vorsitzenden Janine Werner) haben einige der Künstler Solingens ihre Ateliers, Werkstätten und Galerien. Sie sind einer der künstlerischen Anziehungspunkte des Bergischen Landes.