Solingen/ Die Ergebnisse einer aktuellen forsa-Umfrage im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) werfen ein alarmierendes Licht auf die Situation an Schulen: Gewalt gegen Lehrkräfte ist weiterhin ein ernstes und weit verbreitetes Problem. Jens Merten, Vorsitzender des VBE Solingen, zeigt sich besorgt: „Dass 65 Prozent der Schulen psychische und 35 Prozent physische Gewalt gegen Lehrkräfte melden, ist erschütternd. Es zeigt, dass die Politik die Warnungen der vergangenen Jahre ignoriert hat. Unsere Lehrkräfte stehen an vorderster Front, aber sie werden im Stich gelassen.“
Neben der körperlichen und psychischen Gewalt ist auch Cybermobbing eine wachsende Gefahr: 36 Prozent der Schulleitungen berichten, dass Lehrkräfte Opfer von Cybermobbing geworden sind. Daniel Weber, stellvertretender Vorsitzender des VBE Solingen, sieht hier eine besorgniserregende Entwicklung: „Es ist inakzeptabel, dass Lehrerinnen und Lehrer, die tagtäglich ihr Bestes für unsere Kinder geben, solchen Angriffen ausgesetzt sind. Die Verantwortungslosigkeit der Politik und die mangelnde Unterstützung durch die Behörden verschärfen diese Situation nur weiter.“
Fast ein Fünftel der Schulleitungen gibt an, dass die Schulbehörden keine Meldung von Gewaltvorfällen wünschen
Die Umfrage offenbart zahlreiche Schwächen im System. Uneinsichtige Täter, kooperationsunwillige Eltern und bürokratische Hürden machen es den Schulen schwer, angemessen auf Gewaltvorfälle zu reagieren. Besonders schockierend: Fast ein Fünftel der Schulleitungen gibt an, dass die Schulbehörden keine Meldung von Gewaltvorfällen wünschen. „Das ist ein klares Versagen der Verantwortlichen,“ kritisiert Weber. „Der Schutz unserer Lehrkräfte darf nicht daran scheitern, dass man die Probleme lieber verschweigt, statt sie anzugehen.“

Auch in puncto Sicherheit gibt es deutliche Mängel: Nur knapp die Hälfte der Schulen verfügt über ein zweites Alarmsignal, das im Ernstfall, etwa bei einem Amoklauf, genutzt werden kann. Merten fordert hier ein Umdenken: „Die Sicherheit an Schulen darf kein Luxus sein. Es ist Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass jede Schule umfassend geschützt ist – auch wenn Kommunen finanziell schwach aufgestellt sind.“
Darüber hinaus zeigt die Umfrage, dass Präventionsarbeit häufig am Personalmangel scheitert. „Es fehlen zudem Fachkräfte, um Gewalt vorzubeugen und betroffene Lehrkräfte zu unterstütze“, erklärt Weber. Gleichzeitig wünschen sich die Schulleitungen mehr Zusammenarbeit mit staatlichen Institutionen und ein stärkeres Engagement in Fort- und Weiterbildung.
Abschließend machen Merten und Weber deutlich, dass das Problem nicht länger ignoriert werden darf. „Gewalt an Schulen darf nicht als Normalität akzeptiert werden“, betont Merten. „Unsere Beschäftigten an den Schulen verdienen Respekt, Sicherheit und klare Unterstützung. Es ist an der Zeit, dass die Politik endlich handelt – zum Schutz aller, die an unseren Schulen arbeiten und lernen.“
Im Vergleich zur Erhebung von 2022 stellt der VBE fest, dass das Niveau der Gewalt an Schulen zu hoch geblieben ist.
Wer übt Gewalt aus?
Die Umfrage zeigt, dass körperliche Gewalt meist von Schülerinnen und Schülern ausgeht (97 Prozent). Psychische Gewalt und Cybermobbing werden hingegen häufig auch von Eltern verübt. Besonders direkte psychische Gewalt trifft Lehrkräfte überwiegend durch Eltern (82 Prozent), aber auch durch Schülerinnen und Schüler (70 Prozent).