Klimagerecht und zukunftsfähig
Solingen/ Der klimagerechte Umbau der Gesellschaft stellt auch die Evangelische Kirche in Solingen vor Herausforderungen. Diese und der Zwang zum Sparen machen bis 2035 eine Konzentration des Gebäudebestands auf weniger Standorte nötig. Ziel ist es, in zehn Jahren nur mehr die Hälfte der heutigen Gebäudefläche für die kirchliche Arbeit zu nutzen. Der Prozess dazu ist jetzt gestartet.
Wie wollen die zehn evangelischen Gemeinden Solingen zukünftig Kirche sein? Und wie können sie das finanzieren angesichts schrumpfender Mitgliederzahlen und steigender Kosten? Diese Frage hat die Evangelischen Kirche in Solingen schon vor einigen Jahren im Rahmen des „Zukunftsprozesses Klingenkirche 2030“ auf ihre Tagesordnung gesetzt. Ende 2023 wurde dazu ein langfristiges Personalkonzept verabschiedet, das seither und in den nächsten Jahren Stück für Stück umgesetzt wird. Nun wurde mit der Gebäudeplanung die zweite Stufe des Zukunftsprozesses gestartet. Mehr als 30 Vertreter aller Gemeinden und des Kreissynodalvorstands berieten in der Stadtkirche Mitte, auf welchem Weg Gemeinden und Kirchenkreis zu einem gemeinsamen Gebäudekonzept kommen. Die Synode im kommenden Juni wird dann einen verbindlichen Prozessplan beschließen. Spätestens Ende 2027 soll feststehen, mit welchen Gebäuden die Evangelische Kirche in Solingen für die Zukunft plant. 2035 soll der Plan dann Realität sein.

Reduzierung klimaschädlicher Treibhausgase
„Wir werden uns mittel- und langfristig deutlich kleinersetzen müssen“, betont Dr. Ilka Werner, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Solingen: „Das betrifft natürlich auch unsere Gebäude.“ Sie wisse, so Werner, dass Kirchen und Gemeindehäuser im Leben vieler Menschen eine hohe Bedeutung hätten. Dass trotzdem an schmerzhaften Entscheidungen kein Weg vorbeiführe, habe vor allem zwei Gründe: „Erstens werden wir in Zukunft weniger Hauptamtliche haben, die Veranstaltungen und Angebote organisieren. Dann benötigen wir auch weniger Räume. Und zweitens müssen wir die Gebäude, die wir in Zukunft halten wollen, klimaschonend sanieren.“ Das ergebe sich aus der Verpflichtung, die Schöpfung zu bewahren. Denn nur ein kleiner Teil der Gemeindehäuser sei bislang ausreichend gedämmt, mit Photovoltaik oder Wärmepumpen ausgestattet. Die Evangelische Kirche wolle zukünftig aber die Entstehung klimaschädlicher Treibhausgase in ihren Gebäuden deutlich reduzieren. Außerdem sei der gegenwärtige Zustand bei immer weiter steigenden Energiepreise irgendwann schlicht nicht mehr bezahlbar. „Wir müssten bei fast allen unserer Gebäude erheblich in energetische Verbesserungen investieren. Wir können es uns aber nur für einen Teil der Häuser leisten“, betont Superintendentin Werner.
Synode entscheidet
Welche kirchlichen Gebäude das sein werden, muss am Ende die Kreissynode entscheiden. „Die Landeskirche verpflichtet uns an dieser Stelle zu einem gemeinsamen Plan. Und auch ich halte ein gemeinsames Gebäudekonzept über Gemeindegrenzen hinweg, bei dem wir uns auf weniger evangelische Standorte konzentrieren, für absolut sinnvoll“, findet Ilka Werner. Bis zu diesem Plan werden aber noch viele Themen zu besprechen und viele Fragen zu beantworten sein. Wenn der Plan spätestens 2027 von der Synode beschlossen ist, geht es an die konkrete bauliche Umsetzung. Denn, so lautet das ehrgeizige Ziel, bis 2035 will die Evangelische Kirche im Rheinland treibhausgasneutral aufgestellt sein.
Zahlreiche Kirchengebäude
Aktuell verfügt die Evangelische Kirche in Solingen über zwölf Kirchengebäude. Ein weiteres wurde bereits entwidmet und soll vermarktet werden. Dazu kommen elf Gemeindezentren und Gemeindehäuser, acht Friedhofskapellen, zwei Verwaltungsgebäude sowie verschiedene andere Gebäude wie Pfarrhäuser, Kitagebäude und Wohnhäuser, die zum Teil vermietet sind.