Das Verbrennen von Büchern, Verbrennen des freien Geistes und das Verbrennen der Menschen
von Kay Ganahl/ Bücher haben eine große Bedeutung in der westlichen Zivilisation. Sie wirken als Vermittler von Wissen und Informationen. Durch das Lesen von Büchern werden Inhalte an die Leser vermittelt, die auch und gerade politisch und moralisch bildend, zumal philosophisch und religiös prägend auf sie einwirken können.
In Büchern drückt sich immer auch der Geist einer bestimmten Epoche und deren literarischer Exponenten aus.
Falls eben dies unerwünscht ist, wird darüber nachgedacht, wie man Bücher loswerden kann. Dieses Ansinnen artikuliert sich und kann zu üblen Ausuferungen in der gesellschaftlichen Realität führen. Aus einem solchen Ansinnen werden nämlich nur zu leicht politisch veranlasste Maßnahmen.
Wer will Bücher öffentlich in einer großen Aktion verbrennen? Dass ist der Todfeind dieses epochalen Geistes. Es ist dies – so sehen wir das im 20. und 21. Jahrhundert – der Geist der Freiheit und des Friedens, der eine Gefahr für alle diejenigen darstellt, die Freiheit und Frieden mit Füßen treten – also praktisch-politisch gegen das Recht und antidemokratisch eingestellt sind. Die vor keiner Gewaltanwendung zurückschrecken, um eigene machtpolitische Ziele durchzusetzen, herrisch intolerant und menschenverachtend. Denen nur daran gelegen ist, den Ungeist, den sie vertreten und weiter fördern wollen, zur Geltung kommen zu lassen!
Zu der Errichtung und der dauerhaften Erhaltung der Tyrannei des Ungeistes ist der Mord eine ihrer erfolgreichen Methoden.
Es beginnt mit dem symbolischen Mord des Geistes in den Büchern.
Bücher werden heute nur noch selten öffentlich verbrannt, weil klar ist, dass der Geist, der in diesen Büchern steckt, gar nicht mit einer symbolischen Verbrennung zu vernichten ist. Der Effekt, der sich in Bezug auf die Bevölkerung ergibt, kann kein großer mehr sein, wenn die Bevölkerung das Recht und die Demokratie in sich als wesentliche Lebensbestandteile aufgesogen hat.
Der Geist der Freiheit und des Friedens lebt also auf alle Fälle fort, eher noch stärker denn zuvor. Das sieht man im Falle der zentralen nationalsozialistischen Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz am 10. Mai 1933.
Heute ist für uns jede öffentliche Bücherverbrennung das beste Exempel von Dummheit, Gemeinheit und Verachtung der Literatur und ihrer Schöpfer.
Sie ist einer der ersten Schritte hin zur Versklavung und Vernichtung von Menschen – sogar bis zu der Verbrennung der vergasten Ermordeten in den Konzentrationslagern des nationalsozialistischen Regimes, das über Deutschland 1933 – 1945 herrschte.
(Anmerkung des Autors: Erstmals vorgetragen am 10. Mai 2025 im Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf anlässlich des Jahrestages der Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz 1933)