Frühjahrssynode hat getagt
Solingen/ Die Evangelische Kirche in der Klingenstadt will sich im Rahmen ihres Zukunftsprozesses „Klingenkirche 2030“ ab Mitte der 2030er Jahre auf deutlich weniger Standorte konzentrieren. Das beschloss die Synode, das oberste Leitungsorgan des Kirchenkreises, bei ihrer Frühjahrstagung am Freitag und Samstag in der Stadtkirche Mitte.
Ab Mitte der 2030er Jahre nur noch die Hälfte der Gebäude
In etwa zwölf Jahren soll nur noch rund die Hälfte der evangelischen Kirchen, Gemeindezentren, Pfarrhäuser und Verwaltungsgebäude der Klingenstadt für kirchliche Aufgaben weiterbetrieben werden, heißt es in einem Beschluss, den die rund 70 Delegierten aus Gemeinden und kreiskirchlichen Arbeitsgebieten einstimmig verabschiedeten. Um zu ermitteln, auf welche Gebäude man sich zukünftig konzentrieren möchte, beschlossen die Synodalen einen detaillierten Prozessweg. Dabei betonte Superintendentin Dr. Ilka Werner, dass die nötigen Diskussionen möglichst breit geführt werden sollen. Für das kommende Frühjahr sind Infoveranstaltungen geplant, bei denen dann auch Gemeindemitglieder mitdiskutieren können. Die Entscheidung über die zukünftigen Standorte soll dann in anderthalb Jahren, im November 2027, durch die Synode getroffen werden.
Reaktion auf sinkende Finanzkraft
Die Veränderungen sind nötig, weil die Evangelische Kirche in Solingen bis Mitte des nächsten Jahrzehnts laut eigenen Hochrechnungen durch Kostensteigerung und Kirchensteuerrückgang etwa die Hälfte ihrer gegenwärtigen Finanzkraft einbüßen wird. „Darum müssen wir jetzt anfangen, die Vision einer Klingenkirche zu entwerfen, die mit höchstens der Hälfte der jetzigen materiellen Ressourcen evangelisches Leben in Solingen gestaltet“, erläuterte Werner. So stand der Freitagabend der Synode ganz im Zeichen der Vorüberlegungen für eine solche Vision. Diese sollen nun im Pfarrkonvent fortgeführt werden. Gleichzeitig hat die Synode die Gemeinden aufgerufen, sich intensiv mit Kosten und Nutzungszahlen ihrer Kirchengebäude und mit Überlegungen für gemeinsame Nutzungen zu beschäftigen.
Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung
Zum Hintergrund des Gebäudeprozesses gehört außerdem, dass die Evangelische Kirche im Rheinland, zu der der Kirchenkreis Solingen gehört, sich verpflichtet hat, als Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung ab 2035 alle kirchlich genutzten Gebäude klimaneutral zu betreiben. Bislang sind aber kaum evangelische Gebäude mit Fassadendämmung, Wärmepumpe oder Photovoltaik ausgestattet. Die nötige energetische Ertüchtigung von Gebäuden setzt darum einen erheblichen finanziellen Aufwand voraus. Dieser ist ebenfalls nur für einen Teil der Gebäude realisierbar.
Werner: „Trotzdem ganz Kirche sein“
„Ich weiß, dass der bevorstehende Prozess für alle sehr herausfordernd wird und dass wir dabei von liebgewonnenen Gebäuden werden Abschied nehmen müssen“, betonte Superintendentin Werner: „Aber wir haben als Kirche nicht den Auftrag, um jeden Preis Gebäude zu erhalten, sondern den Menschen in unserer Stadt vom offenen Himmel zu erzählen. Und ich bin sicher: Wir können auch mit weniger Gebäuden noch ganz Kirche sein.“
Aufarbeitung sexualisierter Gewalt
In einem weiteren Tagesordnungspunkt beschrieb Synodalassessor Thomas Förster die Vorbereitungen zur Sichtung aller kirchlichen Personalakten in Solingen seit 1946. Dazu hat sich die Evangelische Kirche im Rheinland im Zuge der Aufarbeitung möglicher Fälle von sexualisierter Gewalt verpflichtet. Förster berichtete, dass die Sichtung durch externe Fachleute im Sommer starten soll und bis in den Herbst dauern wird. Als Ziel nannte er, das Auffinden von Hinweisen über einschlägige Vorkommnisse. Bei entsprechenden Befunden würden weitere Aufarbeitungsschritte erfolgen.
Nachwahl in den KSV
Im Rahmen von Nachwahlen in den Kreissynodalvorstand (KSV) wurde auch ein Platz neu besetzt: Dr. Markus Höfner aus Wald wurde zum stimmberechtigen Mitglied gewählt. Zu seinem Nachfolger als stellvertretendes KSV-Mitglied wählte die Synode Christoph Haarmann aus Ohligs.
Letztes Grußwort von OB Kurzbach
Zu Beginn der Synodalberatungen am Samstagmorgen sprach Oberbürgermeister Tim Kurzbach ein letztes Mal im Amt zu den Synodalen. Er war in den zehn Jahren seiner Amtszeit bei fast jeder Synodaltagung mit einem Grußwort vertreten. Kurzbach dankte der Evangelischen Kirche für ihr Engagement für die Menschen in Solingen und erinnerte noch einmal an viele Projekte, bei denen die Evangelische Kirche und die Stadt Solingen während seiner Amtszeit gemeinsam aktiv waren. Er bat die Synodalen, sich auch zukünftig für eine menschliche Stadtgesellschaft einzusetzen. Kurzbach wird bei der Kommunalwahl im September nicht erneut antreten.