von Kay Ganahl – Es wird wieder des bedeutenden Attentatsversuchs auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 gedacht, den „Führer und Reichskanzler des deutschen Reiches“, mit dem das Unternehmen Walküre – der Umsturz des nationalsozialistischen Regimes –eingeläutet werden sollte. Die Tötung Hitlers wurde von den in die Attentatsplanung eingebundenen hohen Offizieren und auch Zivilisten als Voraussetzung für einen erfolgreichen Umsturz des Regimes angesehen.
Die prekäre Frontsituation der deutschen Wehrmacht im II. Weltkrieg, zumal die katastrophale Niederlage der deutschen 9. Armee in Stalingrad, aber eben auch die Ermordung von vielen Unschuldigen im Laufe der Kriegshandlungen, veranlassten einige Wehrmachtsoffiziere um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, das Attentat auf Adolf Hitler in der Wolfsschanze (ein Tarnname für das Führerhauptquartier) – im militärischen Lagezentrum der deutschen Wehrmacht bei Ketrzyn (damals: Rastenburg) – durchzuführen.
Das Regime des Nationalsozialismus in den Jahren von 1933 – 1945 hieß für die Menschen die skrupellose Unterdrückung durch die Mittel der Propaganda und der permanenten Gewaltandrohung und -anwendung. So waren die Persönlichkeits- und Freiheitsrechte des Einzelnen nicht nur in Gefahr, sondern es gab sie de facto nicht mehr. Eines jeden Menschen Freiheit war extrem eingeschränkt, das Leben wurde bedroht. Durch die Führung eines brutalen Angriffskrieges wurde von diesem Regime ein großer Teil Europas in die Katastrophe gestürzt.
Die Freiheit ist eines der großen Themen in der Geschichte der Menschheit. Nicht zum ersten Mal in der Geschichte wurden zur Zeit der Herrschaft der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei im Deutschen Reich die moralischen, rechtlichen und politischen Prinzipien der Freiheit mit Füßen getreten. Eine Freiheit ohne die Rechtsgrundlage, die diese Freiheit garantiert, ist nicht möglich.
Seit dem Kriegsende im Jahr 1945 wurde immer deutlicher, dass die Freiheit ein elementarer Baustein für die demokratische und rechtsstaatliche Neuformierung der deutschen Nachkriegsgesellschaft war. Sehr wichtig war es nach dem totalen Zusammenbruch des Deutschen Reiches, mit klarem Blick auf die zwölf Jahre der unbarmherzigen Diktatur der Nazi-Führungsclique und ihrer großen Anhängerschaft im Deutschen Reich zu blicken, um herauszufinden, was historisch wichtig war, wenn es um Freiheit ging. So dass für die Zukunft des neuen Deutschland Hoffnung geschöpft werden konnte.
Diese Hoffnung war – und ist! – von größter Bedeutung für ein Deutschland inmitten eines Europas, was sich wohl noch selbst finden muss, weil zahlreiche politische Bestrebungen darauf hinzielen, der – wie auch immer zu gestaltenden – politischen Einheit Europas entgegenzuwirken. Diese ist allerdings zukunftsträchtig, denn sie verspricht Wohlstand, Demokratie und eben die Freiheit, die während des deutschen Nationalsozialismus besonders durch das entschlossene Handeln der Widerstandskämpfer unter Führung Claus Schenk Graf von Stauffenbergs wieder zu keimen begann. Wenngleich es in den Jahren der Diktatur auch noch andere Versuche der Tötung Hitlers gab. Von Stauffenbergs Handeln hatte Symbolkraft.
Er wurde in der bundesdeutschen Nachkriegszeit zu einer heroischen Gestalt, um nicht zu sagen zu einer Legende. Er war es nun einmal, der die Bombe für das Attentat in der Wolfsschanze legte, um Hitler zu töten. Und er war es, der nach dem Misslingen des Attentats und des Unternehmens Walküre mit anderen Widerstandskämpfern auch eines der vielen Opfer der nationalsozialistischen Schergen wurde.
Wir begehen den 20. Juli als einen bundesdeutschen Gedenktag, der tatsächlich der großen Aufmerksamkeit gebührt, weil durch den enormen Widerstandswillen einer keineswegs kleinen Anzahl von höchsten Vertretern der damaligen Wehrmacht, aber auch der Zivilgesellschaft, dem Nazi-Terrorregime etwas moralisch Überragendes entgegengesetzt wurde.
Das moralisch Überragende speiste sich aus dem Mut und der Tapferkeit von überzeugten Einzelnen. Es wurde ein komplexes Widerstandsnetzwerk geschaffen. Dieses Netzwerk bestand aus Menschen, die sicher wussten, dass sie mit dem einkalkulierten Scheitern des Widerstandsakts, also des Attentats und des geplanten Unternehmens, wahrscheinlich ihr Leben verlieren würden. Nach dem Scheitern des Attentats und des Unternehmens Walküre wurden viele von ihnen denn auch gefangengenommen und umgebracht. Graf von Stauffenberg wurde noch am Ort seines Aufenthalts, im Berliner Bendlerblock, zusammen mit mehreren Offizierskameraden standrechtlich erschossen.
Die dem Diktator Adolf Hitler loyal ergebenen Wehrmachtsangehörigen, die Schergen der SS und der Gestapo, gingen befehlsgemäß grausam vor. Ein Teil des Netzwerkes wurde enttarnt und viele Widerständler wurden hingerichtet. Wie wir heute nach Jahrzehnten der historischen Forschung wissen, konnte glücklicherweise eine nicht geringe Zahl der „Verschwörer des 20. Juli“, wie es auch heißt, nicht enttarnt werden!
Die Widerständler des 20. Juli gehören zu den wahren Helden des 20. Jahrhunderts.











