Solingen – Zwei Kängurus werden kurz vor Ostern im Tierpark Fauna tot aufgefunden – enthauptet. Eine grausame Tat, die die Staatsanwaltschaft Wuppertal offenbar für das Werk eines Menschen hält. Doch der Tierpark widerspricht der Theorie deutlich. Der Fall sorgt nicht nur bei Ermittlern, sondern auch in sozialen Netzwerken für hitzige Diskussionen.
Präzise Schnittwunden sprechen für menschliches Handeln
Die Staatsanwaltschaft stützt ihre Annahme auf die Art der Verletzungen. Die Kängurus wiesen laut einer auf Tierschutzdelikte spezialisierten Staatsanwältin präzise Schnittwunden auf – Verletzungen, wie sie kein Raubtier hinterlasse. „Die glatten Schnitte sprechen gegen einen Tierangriff“, erklärte Staatsanwaltssprecher Wolf-Tilman Baumert. Zwar könne man einen Tierangriff nicht zu 100 Prozent ausschließen, doch mehrere Hinweise sprechen dagegen.
Tierpark widerspricht mit eigenen Laboranalysen
Der Tierpark Fauna sieht das anders – und hat eigenständig Untersuchungen in Auftrag gegeben. Statt die Ergebnisse direkt mit den Strafverfolgungsbehörden zu teilen, veröffentlichte die zoologische Leitung ein Statement über Facebook. Darin heißt es, man habe DNA-Spuren eines Fuchses und eines Hundes an den Kadavern nachweisen können. Der Tierpark leitet daraus ab, dass der „anfängliche Verdacht auf Tierquälerei zeitnah recht deutlich widerlegt“ worden sei – eine Einschätzung, die der Staatsanwaltschaft deutlich widerspricht.
Staatsanwaltschaft: DNA-Spuren belegen keinen Tathergang
Diese Aussage sorgt für Irritationen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung lagen der Staatsanwaltschaft die tierparkinternen Gutachten nach eigenen Angaben nicht vor. Sie seien nun offiziell angefordert worden, teilte Baumert auf Pressenachfrage mit. Klar sei: DNA-Spuren alleine sagten nichts über den Zeitpunkt des Kontakts der Tiere mit Fuchs oder Hund aus – also nicht darüber, ob diese Tiere die Kängurus getötet hätten oder erst später an die Kadaver gelangten. „Die Gutachten müssen nun sorgfältig geprüft werden. Wir erwarten mehrere Berichte, die entsprechend umfangreich sind“, so Baumert.
Öffentlichkeitsarbeit sorgt für Kritik
Dass der Tierpark sich öffentlich so eindeutig positioniert und gleichzeitig den Kontakt zur Staatsanwaltschaft offenbar nicht intensiv gesucht hat, sorgt auch in sozialen Netzwerken für Kritik. Viele fragen sich: Warum möchte der Tierpark das Thema offenbar schnell ad acta legen? Hat er etwas zu verbergen?
Eine Presseanfrage zu den veröffentlichten Aussagen blieb weitgehend unbeantwortet. Die Fauna-Vorsitzende Vera Schramm erklärte gegenüber der Redaktion von Blaulicht-Aktuell Solingen lediglich, dass die zoologische Leitung derzeit im Urlaub sei. Zu den Laborergebnissen könne aktuell niemand im Hause fundierte Auskunft geben. Man werde aber bei neuen Erkenntnissen eine Pressemitteilung veröffentlichen – nach Rücksprache mit den Behörden. Weitere Erklärungen zu dem zitierten Beitrag auf der Facebook-Seite des Tierparks Faune lehnte deutlich Schramm ab.
Unbekannter auf Videoaufnahme bleibt mysteriös
Indes bleibt auch eine bislang nicht identifizierte Person Teil der Ermittlungen. Die Überwachungskamera des Tierparks hatte etwa einen Monat nach der Tat einen Mann mit Rucksack aufgenommen, der zielstrebig das Känguru-Gehege ansteuerte und sogar hineinkletterte. Ob es sich um den Täter handelt, ist unklar. Der Tierpark bezeichnete die Person in seinem Facebook-Beitrag als „torkelig“ – eine Einschätzung, die weder durch Ermittler noch durch unsere Redaktion anhand des Videomaterials bestätigt werden konnte.
Fragen bleiben – Antworten stehen aus
Der Fall der enthaupteten Kängurus wirft mehr Fragen auf als er bislang beantwortet. Während die Staatsanwaltschaft von einem möglichen Gewaltverbrechen durch einen Menschen ausgeht, versucht der Tierpark, diese Theorie öffentlich zu entkräften. Der Vorwurf steht im Raum, dass nicht alle Beteiligten am gleichen Strang ziehen – zum Leidwesen der Aufklärung.











