Eine Welt der Grenzen
von Kay Ganahl – Das Gehirn des Menschen ist groß, wird aber allgemein nicht voll genutzt. Was als Intelligenz bezeichnet wird, ist in der Bevölkerung zudem nicht gleich verteilt. Im Grundsatz sollte gelten: Menschen sind Mängelwesen. Sie können viel, aber nichts wirklich perfekt, so nämlich, dass alle und alles völlig in den Schatten zu stellen wären. Es ist dies das Wesen des Menschseins: die Begrenzung.
Viele wollen, können aber nicht so recht konstruktiv denken und auch nicht tun, was gewollt ist. Die Einfalt Einzelner und die Gesellschaft der Vielfalt dominieren. Was im Gehirn eines Menschen steckt, weiß meist nicht einmal der, der es sein Eigen nennen darf. Jedenfalls das, was de facto vorhanden ist, kann zur Wirkung gelangen. So kann es jemanden praktisch auch zur sozialen Geltung führen.
Einige Menschen sind leistungsmotiviert und leistungsbereit, können aber nicht so recht. Andere sind kaum bereit etwas zu tun, schon gar nicht bereit zu gehobenen und höheren Leistungen, obwohl sie eine beachtliche Intelligenz und ausgeprägte Fähigkeiten und Fertigkeiten haben. Doch sie verweigern sich so manches Mal aus Gründen, die sie eventuell nicht zu nennen bereit sind.
Überschreitbare Grenzen
Nun, eine Grenzüberschreitung des Individuums stellt sich nicht selten als eine Herausforderung dar – an das Selbstbewusstsein und auch an den Stolz auf das Eigene. Woher mit den Fähigkeiten, wenn sie nicht gegeben sind oder einfach kaum mobilisiert werden können, zudem die praktischen Umsetzungen schnell scheitern können? Dazu kommt, dass sich Mitmenschen nicht immer als kooperativ erweisen. Kooperationsbereitschaft hat oft bloß wirtschaftliche Gründe, zudem solche der sozialen Anpassung.
Allein schon der Gedanke daran, die Überschreitung von individuellen Grenzen sei gewissermaßen ein akrobatischer Akt eines „Hirnträgers“, ist eine Herausforderung. Das liegt daran, dass dies offenbar eine neue Dimension des Menschseins tangiert: die des Über-Menschen. Sich diesen konkret vorzustellen, ist durchaus problematisch.
Es wird angenommen, dass recht viele Zeitgenossen eine besondere Überschreitung von Grenzen wollen – ja sie nach ihr geradezu dürsten. Denn sie fordern für sich die Größe, will heißen die Überlegenheit über die anderen. Die sind ihnen zu viel, sie sind ihrer überdrüssig. Oder aber eben nicht! Es ist unterschiedlich. Manchmal gibt es ein tiefes Verlangen nach offensichtlicher Überlegenheit, in welcher Hinsicht auch immer, um möglichst viel Macht über die Mitmenschen auszuüben.
Künstlich
Dabei ist es fast so, als würde es einer künstlichen Erweiterung des einzelnen Menschen bedürfen, damit es mit der Gesellschaft als Ganzes weitergehen könnte. Dieselbe braucht substanzielle Weiterentwicklung. Zu dieser Erkenntnis könnten schon viele Menschen kritisch und selbstkritisch gekommen sein. Diese Art der Erweiterung basiert auf Techniken, die sich auf höchstem Niveau befinden.
Logische Denkfähigkeit und Vorstellungskraft des Menschen können künstlich erzeugt werden, so wird gelegentlich von hochgeistigen Teilnehmern am wissenschaftlichen Diskurs behauptet. Im Optimum erzeugen sie sich sogar selbst – dynamisch, zweck- und zielorientiert. Die Entwicklung der individuellen Talente und Fähigkeiten – auch durch künstliche Intelligenz – wird als sinnvoll und zukunftsbezogen angesehen werden.
Doch sobald ein Mensch mehr im Leben erreichen will, als ihm in den Augen anderer aus verschiedensten Gründen zusteht, könnte es schwere Konflikte geben. Die Talentförderung ist daher ein großes Problemfeld. Und das gilt für das bedeutende Mehr an Förderung, sofern es um den Einsatz von künstlicher Intelligenz geht, sowieso!
Kommt ein Individuum in den Genuss der Förderung durch künstliche Intelligenz, dann ist die Größe eines Menschen – man könnte sagen: Entwicklungshöhe! – wegen Inhalt und Form der künstlichen Intelligenz eben gut vorhersehbar. Er erweist sich in der Persönlichkeitsentwicklung und biologisch als in einer schnelleren, umfassenderen Entwicklung befindlich … ganz tiefreichend.











