Das Landgericht Wuppertal unterbricht Verhandlung nach Anruf über angeblich bewaffnete Störer – Angeklagter soll Mann mit SUV absichtlich überfahren haben
Bergisches Land – Ein Prozess um einen brutalen Mordversuch in Solingen-Landwehr hat am Freitag zu einem massiven Polizeieinsatz geführt. Am zweiten Verhandlungstag gegen einen 40-jährigen Angeklagten, der einen 50 Jahre alten Mann absichtlich mit einem Auto angefahren haben soll, ging beim Landgericht Wuppertal eine Drohung ein: Bewaffnete Personen seien in mehreren Fahrzeugen unterwegs, um die Sitzung zu stören.
Gericht stoppt Verhandlung nach Drohanruf
Der Anruf traf am Morgen ein – just in dem Moment, als der mutmaßlich Geschädigte im Zeugenstand stand. Die Verhandlung wurde daraufhin sofort unterbrochen, zusätzliche schwer bewaffnete Polizeikräfte sicherten das Gerichtsgebäude und seine Umgebung. Nach Angaben der Polizei wurden zwar verdächtige Autos gemeldet, konkrete Hinweise auf eine tatsächliche Gefahr bestätigten sich jedoch zunächst nicht.
Streit um Drogen und Geld soll Tat ausgelöst haben
Dem 40-jährigen Angeklagten wird vorgeworfen, am 18. Januar diesen Jahres einen Mann mit seinem SUV gezielt angefahren und schwer verletzt zu haben. Die Tat ereignete sich demnach vor einem Fitnessstudio in Landwehr. Laut Ermittlungen soll es sich um eine Auseinandersetzung im Drogenmilieu handeln. Der 50-jährige Geschädigte erklärte vor Gericht, er habe die Drogengeschäfte des Angeklagten stören wollen. Es soll um Kokain, Cannabis und eine offene Geldforderung im fünfstelligen Bereich gegangen sein – außerdem um Waffen.
Der Angeklagte, Vater mehrerer Kinder, sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Nach Darstellung der Anklage soll er den Mann nach einem Streit abgepasst und mit hoher Geschwindigkeit auf ihn zugesteuert haben. Nachdem Zeugen auf die Szene aufmerksam geworden seien, habe er die Flucht ergriffen und den Verletzten zurückgelassen.
Zeuge bleibt bei seiner Anschuldigung – Angeklagter bestreitet Tat
Im Zeugenstand zeigte sich der Geschädigte emotional: „Ich weiß, dass er es war“, rief er lautstark in den Saal. Dabei räumte er ein, dass er kurz nach dem Vorfall in der Klinik gegenüber der Polizei gesagt habe, die Täter seien ihm unbekannt gewesen.
Der Verteidiger des Angeklagten wies die Vorwürfe entschieden zurück. Sein Mandant habe das Fahrzeug nicht gefahren, vielmehr kämen dessen Brüder als mögliche Fahrer infrage – sie sähen ihm zum Verwechseln ähnlich. Ein Sachverständiger, der Videoaufnahmen vom Tatort ausgewertet hat, erklärte, die Identifizierung des Fahrers sei anhand des Materials zunächst nicht eindeutig möglich.
Verwicklungen im Umfeld beider Seiten
Der Fall hat sich durch gegenseitige Anschuldigungen weiter verkompliziert. Der Verletzte behauptet, der Angeklagte habe versucht, seine Söhne in den Drogenhandel zu ziehen und ihnen sogar Waffen überlassen. Der Verteidiger wiederum erklärte, gegen die Söhne des Geschädigten werde selbst ermittelt – sie sollen einen Jugendlichen zum Drogenverkauf gezwungen haben.
Der Angeklagte reagierte darauf mit sichtlicher Genugtuung. Das Gericht will im Verlauf der kommenden Sitzungen weitere Zeugen hören und zusätzliche Videoaufnahmen sowie Spuren auswerten, um die Abläufe zu rekonstruieren.
Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen am Gericht
Nach der anonymen Drohung blieb das Landgericht am Freitag unter schärfster Bewachung. Besucher wurden kontrolliert, Beamte patrouillierten in Schustzwesten und zum Teil mit Maschinenpistolen bewaffnet um das Gebäude. Der Angeklagte schwieg zunächst, entschloss sich dann aber, doch Fragen zu beantworten. Seine Angehörigen – darunter auch seine Enkelin – verfolgten die Verhandlung dicht gedrängt vor dem Saal.
Nach ersten Erkenntnissen entdeckte die Polizei keine der gemeldeten bewaffneten Personen. Der Prozess wird unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen fortgesetzt.











