Neue Bildungs- und Gedenkstätte erinnert an Verfolgung, Widerstand und lokale Geschichte
Solingen – Mit einer feierlichen Eröffnung hat das Stadtarchiv Solingen am Dienstag das Max-Leven-Zentrum (MLZ) am historischen Wohn- und Sterbeort des jüdischen Journalisten Max Leven eingeweiht. Die Einrichtung versteht sich als Ort der Erinnerung, der politischen Bildung und des gesellschaftlichen Dialogs.
Zahlreiche Gäste aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Kultur nahmen an der Eröffnung teil – darunter Oberbürgermeister Tim Kurzbach sowie Vertreter der Landes- und Bundespolitik. Unterstützt wurde das Projekt durch die Landeszentrale für politische Bildung NRW, den Landschaftsverband Rheinland, die Stadt-Sparkasse Solingen, dem Max-Leven-Zentrum Solingen e.V. und der Gerd-Kaimer-Bürgerstiftung.
„Ich wünsche dem Max-Leven-Zentrum, dass es niemals ein Museum wird, niemals ein Ort, an dem sich nur Fachleute treffen“, sagte Oberbürgermeister Kurzbach in seiner Ansprache. „Es soll ein Ort eines wirklich lebendigen Miteinanders sein – auch für diejenigen, die nicht immer einer Meinung sind.“
Die neue Bildungs- und Gedenkstätte beleuchtet lokale Aspekte von Verfolgung und Widerstand während der NS-Zeit und zeigt die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf das Leben in Solingen.
Erinnerung an einen historischen Ort
Die Idee für das Zentrum entstand 2019 aus einer breiten zivilgesellschaftlichen Initiative. Im Neubau der Stadt-Sparkasse Solingen an der Max-Leven-Gasse sollte an jenem Ort, an dem sich einst die Druckerei, der Verlag und die Redaktion der Bergischen Arbeiterstimme befanden, eine Stätte des Erinnerns geschaffen werden.
Der Rat der Stadt Solingen übernahm im September 2019 einstimmig die kommunale Trägerschaft. Unter Leitung des Stadtarchivs wurde das Projekt konzipiert und umgesetzt.
Die Dauerausstellung widmet sich nicht nur dem Leben und Wirken von Max Leven und seiner Familie, sondern auch Persönlichkeiten wie Änne Wagner, die in den 1920er-Jahren in der Redaktion der Bergischen Arbeiterstimme tätig war. Ihre Erinnerungen geben Einblicke in den Alltag einer politisch engagierten Zeit.
Das Zentrum versteht sich als Ort, an dem die Stimmen derer, die durch Verfolgung und Gewalt zum Schweigen gebracht wurden, wieder hörbar werden.
Eintrag ins Goldene Buch der Stadt
Bereits im Vorfeld der Eröffnung empfing Oberbürgermeister Kurzbach die Nachfahren Max Levens im Rathaus. Victoria de los Angeles Leven, Federico Leven und Maira Vazquez Leven trugen sich in das Goldene Buch der Stadt Solingen ein.

Als Erinnerung an den historischen Ort erhielten sie jeweils eine gerahmte Originalfliese aus dem Haus Hochstraße 23 – dem ehemaligen Arbeitsort Levens – sowie eine dazugehörige Urkunde. Insgesamt existieren 66 dieser Originalfliesen.
Ein Leben für Freiheit und Gerechtigkeit
Max Leven wurde 1882 in Diedenhofen geboren und lebte ab 1916 in Solingen. Als jüdischer Kommunist und Kulturkritiker der Bergischen Arbeiterstimme setzte er sich für soziale Gerechtigkeit und politische Aufklärung ein. In der Pogromnacht am 10. November 1938 wurde er von Nationalsozialisten in seiner Wohnung ermordet.
Seine Frau Emmi und die Töchter Anita und Hannah wurden im Holocaust deportiert und ermordet. Nur der Sohn Heinz überlebte im Exil in Argentinien. Dessen Nachkommen nahmen nun als Ehrengäste an der Eröffnung teil.
Öffnung für die Öffentlichkeit
Das Max-Leven-Zentrum öffnet am Sonntag, 2. November, erstmals seine Türen für die Öffentlichkeit. Besucher können von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr die Ausstellung besichtigen und sich ein Bild von der neuen Einrichtung machen.
Mit dem Zentrum erhält Solingen einen Ort, der Erinnerung lebendig hält und zugleich zum Nachdenken über Verantwortung, Toleranz und Zivilcourage anregt.











