Düsseldorf – Am Flughafen der Landeshauptstadt Düsseldorf droht ein massiver Aderlass: Der Bodenabfertiger Aviapartner stellt zum Jahresende seinen Betrieb ein. Rund 300 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz – und mit ihnen geht ein erheblicher Teil der eingespielten Belegschaft, die den Betrieb seit Jahren am Laufen hielt.
Die Gewerkschaft ver.di warnt vor den Folgen: Der Abzug der erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könne die Stabilität des Flugbetriebs ernsthaft gefährden. „Wenn jetzt 300 erfahrene Beschäftigte gehen, werden sie im Sommer kaum zurückkehren – das gefährdet den Flugbetrieb“, sagt Linda Malolepszy, zuständige Gewerkschaftssekretärin.
Aviapartner hatte bereits 2023 seine Lizenz für die Bodenabfertigung verloren und war seither nur noch als Subunternehmen tätig – ein Provisorium, das nun endet. Besonders bitter: Der Schritt erfolgt mitten im Winter, also in einer Zeit, in der Flughäfen mit hohem Ferienfluganteil ohnehin Personal abbauen. Doch was kurzfristig Einsparungen bringt, könnte sich im kommenden Sommer rächen.
„Der Flughafen darf nicht wegsehen“
ver.di fordert die Flughafen Düsseldorf GmbH auf, Verantwortung zu übernehmen. „Die Beschäftigten von Aviapartner haben engagiert und zuverlässig gearbeitet. Ihre Arbeit wurde gebraucht – das haben die letzten zwei Jahre deutlich gezeigt“, betont Malolepszy. „Diese Entlassungen werden sich spätestens im Frühjahr rächen, wenn der Sommerflugverkehr wieder anläuft.“
Die Gewerkschaft kritisiert zudem den Umgang mit den Beschäftigten: Noch während der Bekanntgabe der Betriebseinstellung seien deren Vorfeld-Zutrittsberechtigungen entzogen worden. Um persönliche Gegenstände aus ihren Spinden zu holen, mussten sie unter Polizeibegleitung auf das Gelände. „Die Kolleginnen und Kollegen fühlten sich behandelt, als ginge eine Gefahr von ihnen aus – dabei waren sie es, die jahrelang für einen reibungslosen Ablauf gesorgt haben“, so Malolepszy.
Flughafen Düsseldorf: „Abfertigung der betroffenen Airlines ist sichergestellt“
Der Flughafen Düsseldorf weist die Befürchtungen eines drohenden Chaos jedoch zurück. In einer aktuellen Stellungnahme betont die Flughafen Düsseldorf GmbH, dass der laufende Flugbetrieb nicht gefährdet sei:
„Der Airport hat die Entwicklungen bei Aviapartner in den vergangenen Wochen und Monaten aufmerksam verfolgt. Die Mitteilung von Aviapartner, den Betrieb am Düsseldorfer Flughafen zum Monatsende einzustellen, hat keine Auswirkungen auf den laufenden Flugbetrieb. Die Abfertigung der betroffenen Airlines ist sichergestellt.“
Wie die Flughafenleitung weiter mitteilt, stimmen sich die am Standort ansässigen Bodenverkehrsdienstleister eng miteinander ab, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Aviapartner habe zuletzt als von AAS beauftragtes Unternehmen einen Teil der Abfertigungsleistungen übernommen. Diese Aufgaben werde künftig vollständig AAS übernehmen. „Der Flughafen begleitet diesen Prozess aktiv und unterstützt die Beteiligten dabei, den Betrieb zuverlässig und ohne Einschränkungen für Passagiere fortzuführen“, heißt es.
Zugleich richtet der Flughafen Worte des Dankes an die ausscheidenden Beschäftigten:
„Der Flughafen Düsseldorf spricht den Mitarbeitern von Aviapartner seinen Dank und Respekt für ihren langjährigen Einsatz am Standort aus. Die Situation der betroffenen Beschäftigten ist uns bewusst und wir haben Verständnis für die damit verbundenen Sorgen. Wir setzen uns nicht nur für stabile Abläufe ein, sondern wünschen uns auch tragfähige, sozialverträgliche Lösungen für alle Beteiligten.“
Warnsignale seit Jahren ignoriert
Schon seit der Neuvergabe der Bodenabfertigung im Jahr 2023 kämpft der Flughafen mit personellen Engpässen. Branchenkenner sehen in der Entwicklung einen hausgemachten Strukturfehler: immer neue Dienstleister, unsichere Verträge und fehlende Planungssicherheit.
Die Folge: ein Verlust an Erfahrung und Motivation, der sich unmittelbar auf den Betrieb auswirken kann. Wenn im Sommer 2026 der Flugverkehr wieder auf Hochtouren läuft, könnten fehlende Fachkräfte und neue, unerfahrene Teams zu erheblichen Verzögerungen führen – oder gar zu Ausfällen.
Gefährdet die Abwanderung den Flugbetrieb?
Die zentrale Frage lautet daher: Kann der Flughafen Düsseldorf den Wegfall von 300 eingearbeiteten Kräften verkraften – oder steuert er auf ein neues Flugchaos zu?
Schon im Sommer 2022 hatte der Flughafen mit langen Wartezeiten und chaotischen Zuständen Schlagzeilen gemacht. Die aktuelle Entwicklung könnte ein Déjà-vu heraufbeschwören – mit Folgen nicht nur für Reisende, sondern auch für das Image des Flughafens und des Landes Nordrhein-Westfalen als Mehrheitseigner.
Die Gewerkschaft fordert nun, dass sich Flughafenleitung und Politik ihrer Verantwortung stellen und Lösungen zur Beschäftigungssicherung finden. Denn die Zeichen stehen möglicherweise auf Sturm – und das nicht nur auf dem Rollfeld.











