Strategiepapier: Medizinische Leistungen ausbauen, 120 Millionen Euro investieren und Kosten senken
Solingen/ Nach schweren wirtschaftlichen Jahren ist die Trendwende für das Klinikum Solingen eingeleitet. Das beweisen die wirtschaftlichen Daten für das laufende Geschäftsjahr. Bis 2025 soll nun der Masterplan die Grundlage für eine gesunde Zukunft des Krankenhauses schaffen. „Der so lange erwartete Masterplan für unser Städtisches Klinikum liegt nun vor“, sagt Oberbürgermeister Tim Kurzbach. „Er liefert die strategische Basis, um eine erfolgreiche Zukunft zu gestalten. Dies ist umso höher zu bewerten, weil es gelungen ist, während uns zugleich die Corona-Pandemie in Atem hält und der wichtige Geschäftsführer-Wechsel an der Spitze des Krankenhauses vollzogen wurde.“ Der Stadtchef betont, dass der wichtige Prozess des Umsteuerns trotz all dieser Umstände im Jahr 2020 konsequent vorangetrieben worden ist. „Die Analyse zeigt uns, dass das Klinikum Solingen über ausreichend Potential verfügt – und damit alle Chancen besitzt, wieder wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten. Allerdings müssen wir dafür jetzt die richtigen Entscheidungen treffen und den eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen. Dann gelingt es uns, das Klinikum als kommunales Haus der Daseinsvorsorge zu erhalten. Die ersten Resultate machen Mut. Denn sie sind bereits jetzt an den schon verbesserten Zahlen des laufenden Geschäftsjahres abzulesen.“
Das Ziel
Wie angekündigt ist die Ausarbeitung des Masterplans 2025 zum Ablauf dieses Jahres fertig geworden. Das Strategiepapier wurde in Zusammenarbeit mit der Beratungsfirma Lohfert & Lohfert AG (Hamburg) erarbeitet. Das Ziel war von Beginn an fest umrissen: Das Klinikum soll als Krankenhaus der Maximalversorgung in städtischer Hand bleiben und so aufgestellt werden, dass es den Herausforderungen der Zukunft und damit dem Wettbewerb auf dem hart umkämpften Markt für Gesundheitsleistungen gewachsen ist und wieder zuverlässig wirtschaftlich arbeiten kann. Dazu ist eine schnelle Rückkehr zu schwarzen Zahlen ebenso notwendig wie die Bereitschaft zu erheblichen Investitionen. Denn diese sind zuletzt empfindlich vernachlässigt worden.
Die Ausgangslage
Der Masterplan 2025, der von der Geschäftsleitung des Klinikums zusammen mit den Führungskräften der verschiedenen Fachabteilungen sowie unter der Einbeziehung des Betriebsrates, der politischen Gremien sowie verschiedener externer Berater erarbeitet worden ist, erfüllt die hohen Erwartungen. Darin sind sich Oberbürgermeister Tim Kurzbach, Gesundheits-Dezernent Jan Welzel sowie die Klinikum-Geschäftsführung um Dr. Martin Eversmeyer und Prof. Dr. Thomas Standl einig. Die Analyse zeige, dass die Voraussetzungen in den Bereichen Medizin und Pflege vorhanden sind, um das Klinikum zurück in die Erfolgsspur zu führen. Als Hauptgründe für die Schwierigkeiten wurden die Leistungsverluste der vergangenen Jahre bei gleichzeitigem Personalaufbau (rund 100 Vollzeitkräfte) sowie die ausbleibenden Investitionen ausgemacht.
Die Strategie
Deshalb setzt der Masterplan vor allem auf den Ausbau und die Umstrukturierung von Leistungen – insbesondere in der Inneren Medizin sowie in der Allgemein- und Viszeralchirurgie. Zudem will das Klinikum neue medizinische Verfahren und Angebote einführen, zum Beispiel Altersmedizin, Rhythmologie und Roboter-gestützte Chirurgie (Robotic Surgerey). „Wir müssen den Leistungsumfang erweitern, um das vorhandene Potenzial für Spitzenmedizin voll auszuschöpfen“, sagt Dr. Martin Eversmeyer, seit Sommer Kaufmännischer Geschäftsführer des Klinikums Solingen. Hier sieht er große Möglichkeiten.
Weil allein bis Mitte 2021 mehr als ein halbes Dutzend Chefarztpositionen und medizinische Leitungsfunktionen neu zu besetzen seien, ergebe sich eine große Chance, mit dem Krankenhaus inhaltlich wie personell neue Wege einzuschlagen. Bei einer mittelfristig angestrebten Kapazität von 550 Betten (ohne LVR) will das Klinikum auf diese Weise bis 2025 jedes Jahr ein Wachstum von 2 bis 2,5 Prozent (CM-Punkte) erzielen. Alle Kliniken des Hauses bleiben bei dieser Strategie erhalten. Ein Vergleich mit anderen Krankenhäusern ergibt zudem, dass das Städtische Klinikum Solingen im Hinblick auf Qualifikation und Zahl des medizinischen und pflegerischen Personals gut ausgestattet ist.
Im Einzelnen sieht der Masterplan 2025 folgendes vor:
- Die Rhythmologie soll als eigenständiges Department innerhalb der Kardiologie wieder integriert und ausgebaut werden.
- Die Onkologie wird ein selbständiger Bereich als Department der Klinik für Gastroenterologie.
- In der bisherigen Klinik für Nephrologie wird schwerpunktmäßig der Bereich „Altersmedizin“ / Geriatrie aufgebaut und personell neu besetzt.
- Die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie soll ebenfalls umstrukturiert werden.
- Mit der Einführung der Robotik-OP-Technologie sollen bereits in 2021 neue Akzente in der Abdominal-Chirurgie gesetzt werden. Von diesem medizintechnischen Fortschritt sollen insbesondere auch die Patientinnen und Patienten der Fachbereiche Gynäkologie und Urologie erheblich profitieren.
Gleichzeitig gilt es, Prozesse und Abläufe zu verbessern und dadurch deutlich wirtschaftlicher als bisher zu arbeiten. Hier sind bereits erste Schritte eingeleitet worden. So erfolgt zur Zeit die Vergabe der Wäschereileistung an einen Fremdanbieter. Die Küche soll erhalten bleiben, muss aber wahrscheinlich neu gebaut werden.
„Der Masterplan 2025 liefert für das Klinikum eine realistische Grundlage, um die Erträge des Hauses dauerhaft zu stabilisieren“, sagt Gesundheits-Dezernent Jan Welzel. Seinen Respekt zollt er der neu formierten Geschäftsleitung, die umgehend tief in den Strategieprozess eingestiegen sei und diesen entscheidend vorangebracht habe. „Entscheidend ist, dass wir dauerhaft zu einer soliden finanziellen Grundlage zurückkehren, die auch Reserven für Liquidität und Investitionen lässt. Denn nur durch Investitionen bleibt das Haus zukunftsfähig.“ Das Klinikum und die Stadt Solingen hätten jetzt die positive Ausgangslage, das Krankenhaus stabilisieren zu können, ohne massive Auslagerungen vornehmen oder tief in den städtischen Haushalt greifen zu müssen. „Diesen Weg sollten wir jetzt beherzt gehen.“
Dass die ersten Korrekturen bereits greifen, zeigen die für das Jahr 2020 vorliegenden Wirtschaftszahlen. „Wir gehen davon aus, dass wir – trotz erheblicher Belastungen durch die Corona-Pandemie – ein deutlich besseres Ergebnis als im Wirtschaftsplan vorgesehen, erzielen können“, sagt Dr. Martin Eversmeyer. Wie wichtig das ist, verdeutlicht der Medizinische Geschäftsführer des Klinikums, Prof. Dr. Thomas Standl: „Ab 2021 sollen durch die verschiedenen Umstrukturierungen im medizinischen Bereich wieder Jahresüberschüsse erzielt werden, um die geplanten Investitionen in den Jahren 2021 bis 2025 in vollem Umfang realisieren zu können“.
Der Investitionsplan
120 Millionen Euro beträgt das Investitionsvolumen, das das Klinikum in den Jahren 2021 bis 2025 bewegen will. Den entstandenen Stau aufzuholen, ist zentraler Bestandteil des Masterplans 2025.
- Hierzu soll im ersten Schritt das nicht mehr sanierungsfähige Haus G vom Netz genommen und abgetragen werden. Als Ersatz für Haus G soll ein L-förmiger Neubau entstehen, der den zentralen Eingang mit dem Campus-Gebäude Haus F verbindet, um kurze Wege und mehr Raum für die medizinische Leistung zu schaffen. Für den Neubau sind Investitionen im Wert von rund 80 Millionen Euro veranschlagt. Etwa 30 Millionen Euro werden aus Fördertöpfenl des Landes kommen. Die Detailplanung für den Ersatz des Hauses G wird ab Anfang 2021 erfolgen.
- In weiteren Schritten werden die Bildungsakademie und das Labor neu errichtet. Hierzu geht man in den Investitionsplänen von rund 7 Millionen Euro aus.
- Weitere 6 Millionen Euro sind für die Sanierung oder den Neubau der Zentralküche geplant.
- Auch die Möglichkeit der Ansiedlung eines Ärztehauses auf dem Campus des Städtischen Klinikums ist vorgesehen. Hierzu ist das Städtische Klinikum Solingen für Kooperationen mit externen Investoren offen. Dies gilt auch für die Neuausrichtung von Radiologie und Labor.
- Bereits angeschoben sind umfangreiche Investitionen in die Informationstechnologie. Für die vollständige Digitalisierung mit Einführung der digitalen Patientenakte ist in den kommenden Jahren ein Gesamtinvestitionsvolumen von 10 Millionen Euro vorgesehen.
- Weitere 8 Millionen Euro werden bis 2025 in moderne Medizintechnik investiert.
Über den Masterplan 2025 für das Städtische Klinikum beraten nun zunächst der Aufsichtsrat des Krankenhauses am 7. Dezember sowie der Beteiligungsausschuss und der Sozialausschuss am 8. Dezember. Es wird mit breiter Zustimmung gerechnet.