Bitter – 31 Auswärtstore sind zu wenig
Melsungen-Solingen/ Kurzfristig musste der Bergische HC im Auswärtsspiel bei der MT Melsungen auf Arnor Gunnarsson verzichten. Weil die Geburt des zweiten Kindes unmittelbar bevorstand, war der Isländer im Bergischen Land geblieben. Auch ohne den Rechtsaußen zeigte der Bergische HC eine über weite Strecken starke Vorstellung, die jedoch nicht mit einem Punkt belohnt wurde. Trotz 31 Treffern unterlief den Löwen im Angriff der eine oder andere Fehler, und sie kassierten gerade in der Schlussphase auch ein paar Gegentore zu viel. Das 31:32 (15:17) ist bitter, auch wenn es die vierte Niederlage in Folge gegen ein Spitzenteam der LIQUI-MOLY HBL war.
Den besseren Start in die Begegnung erwischten die Löwen. Jeffrey Boomhouwer versenkte einen Siebenmeter, den Max Darj herausgeholt hatte. Und gleich im nächsten Angriff nutzte der Schwede einen abgefangenen Pass, um per Gegenstoß auf 2:0 zu stellen. Es sollte die erste und einzige Führung für den Bergischen HC in der gesamten Begegnung sein, obwohl sich die Mannschaft nie abhängen ließ und immer wieder kurz vor dem neuerlichen Ausgleich stand.
Zunächst nutzten die Melsunger zwei BHC-Fehler und einige Paraden von Torhüter Silvio
Heinevetter, um selbst in Front zu gehen. Der Schlussmann hatte einige gute Aktionen in der Anfangsphase, verblasste dann aber auch mehr und mehr. Hatte der Nationalkeeper schnell sechs gehaltene Bälle auf seinem Konto, waren es am Ende neun. Es war insgesamt nicht das Spiel der Schlussmänner. Zwar nahmen auch Christopher Rudeck und Tomas Mrkva ein paar Bälle weg, doch mit zusammen zehn Paraden machte das Duo nicht den entscheidenden Unterschied.
Kai Häfner und Julius Kühn schienen das zunächst zu schaffen. Die Rückraumspieler trafen aus allen Lagen und brachten die MT in der ersten Halbzeit zwei Mal mit vier Toren in Führung. Dabei profitierten die Gastgeber von BHC-Fehlern, die noch vor der Pause deutlich nachließen. David Schmidt nahm das Heft in die Hand, erzielte mehrere wichtige und spektakuläre Tore. Dazu lief auch Yannick Fraatz heiß. Der Linkshänder, der für Gunnarsson 60 Minuten durchspielte, absolvierte eine klasse Partie mit einer hundertprozentigen Abschlussquote und hatte großen Anteil daran, dass seine Mannschaft die erste Aufholjagd gelang.
Auf der anderen Außenbahn spielte inzwischen übrigens Sebastian Damm, der für Jeffrey
Boomhouwer beim Spielstand von 6:8 aus Löwen-Sicht aufs Feld gekommen war. Der
Niederländer hatte für einen Kopftreffer gegen Heinevetter beim Siebenmeter Rot gesehen. Damm vergab nach Wiederanpfiff zwar eine Chance von außen und hatte damit Anteil daran, dass Melsungen besser aus der Pause kam, doch auch er erzielte im weiteren Verlauf der Begegnung noch wichtige Treffer.
Mehrere Male holten die Gäste Drei-Tore-Rückstände auf, um sich in den letzten Minuten
scheinbar in einer nicht zu durchbrechenden Schleife wiederzufinden: Der BHC schaffte den Anschluss – wahlweise durch Fraatz, Damm, Schmidt oder Fabian Gutbrod -, die MT Melsungen antwortete fast immer durch Timo Kastening, der wieder auf zwei Tore Unterschied erhöhte. Der ersehnte defensive Stopp gelang einfach nicht. Erst als die Löwen Sekunden vor Schluss die Wurffalle stellten, und Rudeck frei parierte, hatten sie den Ball und die letzte Chance zum Ausgleich. Einen Wurf zum möglichen 32:32 konnten sie aber nicht mehr abgeben. Die Uhr tickte auf null – eine bittere Niederlage.
Löwengebrüll – die Stimmen zum Spiel
Sebastian Hinze: „Wir haben bis auf die Anfangsphase gar nicht geführt. In der zweiten Halbzeit haben wir zwei, drei Mal die Chance, das Spiel zu drehen und Melsungen richtig zum Nachdenken zu bringen, schlagen aber nicht zu. Von daher ist es vom Spielverlauf in Ordnung. Was gefehlt hat, war im Angriff die Effektivität im Überzahlspiel und in der Abwehr das Verteidigen der Übergänge von außen. Die anderen Sachen, auf die wir uns vorbereitet hatten, haben wir gut weggenommen. Damit bin ich einverstanden. Aber in der ersten Halbzeit haben wir zu lange gebraucht, um die Übergänge von links zu lösen, und in der zweiten Hälfte haben wir es über eine 3:2:1-Abwehr geschafft, dass Melsungen Übergänge von rechts gespielt hat. Da kassieren wir aber zu viele Tore. Dann ist es schwer, zu punkten, wenn man auswärts 32 Gegentore bekommt.“
Gudmundur Gudmundsson: „Ich bin unheimlich stolz auf meine Mannschaft, weil es das erste Spiel in vier Wochen für uns war. Und nicht nur das: Wir waren auch 14 Tage in Quarantäne. Das war nicht einfach. In meinen 30 Jahren auf Topniveau habe ich sowas nie erlebt. Das war keine einfache Aufgabe heute. Es ist sowieso sehr schwer, gegen den Bergischen HC zu gewinnen. Es ist eine sehr gute Mannschaft, und sie hat das in dieser Saison mehrmals gezeigt. Ich bin sehr zufrieden mit der Art und Weise heute – wir haben es zusammen geschafft. Es war ein großer Kampf und Leidenschaft. Es lief wechselhaft, aber im Großen und Ganzen zufriedenstellend. Der Angriff hat in langen Phasen gut funktioniert. Unsere Abwehr war nicht die Beste, aber der Gegner war auch wirklich gut. Wir waren nicht im Rhythmus. Das hat man vor allem in der Deckung gesehen.“
Jörg Föste: „Es war eine sehr unglückliche Niederlage. Wenn wir ein Mal zum Gleichstand gekommen oder sogar in Führung gegangen wären, konnte man fühlen, dass wir das Spiel auch für uns entschieden hätten. Bei einem derartig knappen Endstand findet man immer einzelne Situationen, an denen man es festmachen kann. Unter dem Strich waren wir linksaußen nicht abgebrüht genug. Wir verwerfen zwei Freie in der ersten Halbzeit, haben dann durch Jeffrey Boomhouwer die Rote Karte, verwerfen dann noch mal einen Freien in der zweiten Hälfte und geben einen Kempa-Pass, anstatt aus großem Winkel abzuschließen. Wenn man alleine diese fünf Situationen sieht, hat man schon recht viel gefunden. Und Melsungen hat es immer wieder geschafft, den Ball im Tor unterzukriegen. Viel fehlte für uns nie.“
MT Melsungen: Heinevetter, Simic – Maric (3), Kühn (6), Lemke, Kompenhans, Reichmann, Kunkel (6), Mikkelsen, Danner, Arnarsson, Allendorf, Pregler, Häfner (8), Salger, Kastening (9/1). Trainer: Gudmundur Gudmundsson
Bergischer HC: Rudeck, Mrkva – Boomhouwer (1/1), Damm (4), Gutbrod (6), Stutzke, Babak (3), Szücs, Darj (2), Nikolaisen, Bergner, Schmidt (8), Majdzinski, Johannsson, Fraatz (7/2). Trainer: Sebastian Hinze
Schiedsrichter: Robert Schulze und Tobias Tönnies
Siebenmeter: 1/2 – 3/4
Zeitstrafen: 5 – 1 Arnarsson, Maric, Reichmann, Danner, Kühn – Majdzinski
Rote Karte: Boomhouwer
Spielverlauf: 3:2 (5.), 5:4 (10.), 8:6 (15.), 11:8 (20.), 14:12 (25.), 17:15 (30.), 20:17 (35.), 21:19 (40.), 23:22 (45.), 27:24 (50.), 29:27 (55.), 32:31 (60.)