Erklärung von Oberbürgermeister und Bündnis für Toleranz und Zivilcourage
Solingen/ Der Anschlag von Hanau jährt sich zum ersten Mal. Aus diesem Anlass hat Oberbürgermeister Tim Kurzbach heute seinem Hanauer Amtskollegen Claus Kaminisky geschrieben: „Wir Solingerinnen und Solinger können das Entsetzen und den Schmerz nachempfinden, den ein solches Verbrechen in einer Stadtgesellschaft auslöst. Die Trauer um die Opfer und das Mitgefühl mit den Hinterbliebenen werden Hanau lange begleiten, so wie die Trauer und das Mitgefühl um fünf ermordete junge Solingerinnen unsere Stadt seit 1993 nicht verlassen haben“. Darin gründe der nicht nach lassende Einsatz Solingens für eine friedliche und demokratische Gesellschaft, die in der Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Menschen und ihrer Lebensentwürfe ihre Stärke erkennt, betont Kurzbach.
Als Zeichen der Solidarität mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Hanau übermittelte er eine Erklärung des Oberbürgermeisters und des Solinger Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage. Sie mahnt zur Wachsamkeit gegenüber Gedankengut, dass die Gesellschaft spaltet und ruft auf zu respektvollem, solidarischem Miteinander.
Die gemeinsam Erklärung im Wortlaut
Am 19. Februar vergangenen Jahres ermordete ein Täter aus rassistischen und verschwörungsideologischen Motiven neun Menschen, bevor er sich und seiner Mutter das Leben nahm. Heute, genau ein Jahr nach der Tat, halten wir einen Augenblick inne und gedenken
Ferhat Unvar
Hamza Kurtović
Said Nesar Hashemi
Vili Viorel Păun
Mercedes Kierpacz
Kaloyan Velkov
Fatih Saraçoğlu
Sedat Gürbüz
und Gökhan Gültekin.
Unsere Gedanken sind bei Ihren Nächsten und Angehörigen.
Gleichzeitig rufen wir dazu auf, auch hier in Solingen immer wieder wachsam zu sein. Rassismus, Rechtsextremismus und Verschwörungserzählungen sind, vermittelt über unzählige Wege, schon wieder viel zu tief in die Mitte unserer Gesellschaft vorgedrungen. Dort wirken sie und machen aus dem Nächsten einen Feind. Diese Logik spaltet nicht nur unsere Gesellschaft, sie ebnet den Weg zu Taten wie in Hanau am 19. Februar vergangenen Jahres. Wir mahnen auch zu Wachsamkeit gegenüber all denjenigen, die das Produzieren von Feindbildern zu ihrem politischen, redaktionellen oder wirtschaftlichen Geschäft gemacht haben. In Zeiten, in denen die Verbreitung von Hass, vermittelt über Klicks, sich für Einzelne auszuzahlen scheint, sind wir besonders gefragt.
Wir rufen daher zu Respekt und Anerkennung, Dialog und Austausch, Solidarität und Herzlichkeit auf. Dies sind unsere Mittel für ein friedliches, von gegenseitiger Achtung geprägtes Miteinander aller hier in Solingen lebenden Menschen.