Bergische Löwen verliert ihr Heimspiel im ISS-Dome gegen die Rhein-Neckar Löwen knapp mit 26:28 (13:14)
Bergisches Land/ Der Bergische HC hat gegen die Rhein-Neckar Löwen alles hereingeworfen, bis zur letzten Sekunde gekämpft und sich von Rückschlägen aller Art erholt. 1000 Zuschauer peitschten ihre Mannschaft im ISS Dome an, doch am Ende sind es trotzdem die Mannheimer, die die Punkte mit nach Hause nehmen. Das 26:28 (13:14) war aber auch spielerisch in vielen Phasen ein toller Auftritt der Bergischen, die ihrem Publikum bereits vor dem Spiel eine Freude machten: Lukas Stutzke und Csaba Szücs haben ihre Verträge bis zum 30. Juni 2024 verlängert.
Den ersten Rückschlag erlitten die Hausherren aber bereits nach wenigen Minuten. David Schmidt musste angeschlagen vom Feld, womit nach Arnor Gunnarsson und den beiden langzeitverletzten Maciej Majdzinski und Yannick Fraatz der vierte Linkshänder ausfiel. Der Rückraumspieler wurde fortan von Kristian Nippes vertreten, Renars Uscins saß als Alternative noch auf der Bank. Nippes funktionierte defensiv und hatte auch offensiv gute Aktionen, wenn diese auch nicht immer vom Torerfolg gekrönt waren.
Dafür waren andere verantwortlich. Nachdem Fabian Gutbrod und Max Darj zuletzt ausgefallen waren, kehrten beide im Löwenduell zurück und boten eine starke Leistung. Kapitän Gutbrod traf aus dem Rückraum fast nach Belieben, Darj versenkte die Würfe vom Kreis und stand zusammen mit Csaba Szücs im Innenblock, der über weite Strecken guten Zugriff hatte. Kaum zu stoppen war bei den Rhein-Neckar Löwen nur Uwe Gensheimer, der zwölf Mal erfolgreich war.
Nachdem der BHC 6:9 zurückgelegen hatte, kämpfte er sich zügig ins Spiel. Gutbrod versenkte nach schöner Vorbereitung von Linus Arnesson zum 7:9, und Darj verkürzte per Heber nur wenige Sekunden später. Es waren Situationen wie diese, in denen die Bergischen Löwen wussten, was sie in den vergangenen 17 Heimspielen vermisst hatten. Die Unterstützung von den Rängen war famos, wirkte euphorisierend und half gewiss dabei, die Wende herbeizuführen. Sebastian Damm glich aus, nachdem Csaba Szücs den Ball in der Deckung regelrecht weggearbeitet hatte. Gutbrod brachte die Hausherren sogar in Front. Dass die Gäste mit einem 14:13-Vorsprung in die Pause gingen, war auch ein wenig Glück – oder Pech, je nach Perspektive. Niclas Kirkelokke versenkte einen direkten Freiwurf – eine Seltenheit.
Unbeeindruckt zeigten sich die Bergischen auch nach der Pause von neuerlichen Rückständen. Die Mannheimer gingen mit drei, später sogar mit fünf Treffern in Front. Die Gastgeber aber blieben dran. Ein 3:0-Lauf durch Gutbrod, Darj und Szücs bedeutete das 22:24, Linus Arnesson stellte spektakulär auf 23:25. Nachdem Nippes per Gegenstoß das 24:27 markiert hatte, fiel dieser auch noch aus. Unbeirrt brachte Lukas Stutzke seine Farben noch einmal auf zwei Treffer heran, und als die Gäste den Ball vorne gegen die umstellte BHC-Deckung wieder verloren, hatte Jeffrey Boomhouwer die Riesenchance auf den Anschluss per Siebenmeter. Der Niederländer scheiterte, dem BHC lief langsam, aber sicher die Zeit davon. Der BHC eroberte nochmals den Ball, doch auch der nächste Angriff verpuffte, so dass Lukas Nilssons 28:25 die Entscheidung zugunsten des Favoriten bedeutete.
Löwengebrüll – die Stimmen zum Spiel
Klaus Gärtner: „Wir wussten, was auf uns zukommt, dass es eine temporeiche Partie wird und unsere Angriff-Abwehr-Wechsel attackiert werden. Über viele Phasen haben wir es gut verteidigt bekommen. Insgesamt überragend war Uwe Gensheimer, der zwölf von zwölf Würfen trifft. Und in der Abwehr fand ich uns auch gut. Der entscheidende Wechsel war der zu Andreas Palicka im Tor, der uns dann noch mal ein paar ganz wichtige Paraden gebracht hat. Dann haben wir es über eine kämpferische Leistung am Ende verdient gewonnen.“
Sebastian Hinze: „Es war ein harter Fight. Es war das Spiel, das wir haben wollten. Wir haben etwas gebraucht, um in die Abwehr zu kommen. Ab der 15. Minute verteidigen wir sehr, sehr gut, haben dann auch Ballgewinne und gehen ins Tempospiel. Es ist schade, dass wir nicht mit einer Führung in die Pause gehen, aber trotzdem konnten wir ein gutes Gefühl haben. In der zweiten Halbzeit hatten wir schon ein paar mehr Probleme im Angriffsspiel, haben die Rückraum-Würfe zwar in guten Situationen, aber nicht mehr mit ganz so gutem Timing und Druck. Die Phase, in der wir in Überzahl sind und von rechtsaußen scheitern und einen technischen Fehler machen, ist die, in der wir zurückkommen können. Im letzten Moment haben wir noch mal das Momentum durch eine 5:1-Abwehr, die die Jungs überragend spielen. Leider nutzen wir es nicht in den letzten zwei, drei Angriffen, um noch einen Punkt mitzunehmen. Insgesamt war es ein großer Schritt nach vorne, wir haben uns ans System gehalten, haben gesehen, dass unsere Abwehr funktioniert – auch gegen eine so starke Achse wie Kohlbacher/Schmid. Wir können viel Positives mitnehmen, aber natürlich hätten wir lieber auch was Zählbares gehabt.“
Jörg Föste: „Es war ein großes Kämpferherz von unserer Truppe, die über 60 Minuten konsequent verteidigt und über weite Strecken auch vorne sehr gut gespielt hat. Man merkte, dass unsere Mannschaft sehr viel Ehrgeiz in dieses Spiel gesteckt hat. Es war eine klasse Deckungsarbeit nicht nur in der ersten Halbzeit, sondern auch nach dem Wechsel, als wir auf 5:1 umgestellt haben und viele Ballgewinne hatten. Unter dem Strich tun mir die Jungs leid, dass sie für den unbändigen Kampfgeist nicht belohnt worden sind. Die Zuschauer waren der Rückhalt, den wir uns gewünscht hatten, den wir herbeigesehnt hatten, und, auf den wir so lange verzichten mussten. Heute hat man gemerkt, was es bedeutet.“