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Kunst & KulturDer arme Autor – nah am Hungertod, fern der Motivation?

Der arme Autor – nah am Hungertod, fern der Motivation?

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Von Wolfgang Paul/ Zuerst einmal muss ich erwähnen, dass ich „Gott sei Dank“ einen Beruf habe, der mich finanziell absichert. Wie viele Menschen sitze ich derzeit zu Hause im sogenannten „Home-Office“. Erleichternd kommt dazu, dass wir in unserem kleinen Einfamilienhaus einen ausreichenden Arbeitsraum zur Verfügung haben, in dem ich meine Arbeiten in Ruhe ausführen kann. Kein kleines Kind stört die Ruhe und „die beste Ehefrau von allen“, hält mir den Rücken frei. Also, alles beste Voraussetzungen, nach getaner Arbeit sich in das Vergnügen eines Buchautors zu stürzen. Und den Platz muss ich noch nicht einmal wechseln. Keine Hektik im Berufsverkehr, erst recht nicht, da wir auf dem Land wohnen, es somit keine Staus gibt. Denn das alles kenne ich aus vielen Jahren meiner Pendelei und unzähligen, sehr unfreiwilligen Aufenthalten auf der Autobahn. So hat „Home-Office“ sein wirklich Gutes, denn neben einer immensen Zeitersparnis, fallen auch die vielen hohen Blutdruckspitzen weg, die immer auftraten, wenn Staus angesagt oder angezeigt wurden, private Termine somit nur noch schwerlich wahrgenommen werden konnten. Statt viele Kilometer auf der Autobahn oder im Auto, sitze ich nun eher vollkommen vereinsamt in meinem kleinen Büro an meinen ebenso kleinen Schreibtisch und arbeite das ab, was mir so täglich in den Postkorb flattert. Allein die Videokonferenzen sind die verbliebenen Zeugen dieser Gegenwart, das dort draußen noch weitere Menschen leben, gebannt hinter den digitalen Bildschirm, ebenso erfreut über menschliche Lebenszeichen und dem schönen Gefühl „es geht dir nicht alleine so, da sind noch viele andere Menschen, höchstwahrscheinlich aus Fleisch und Blut, die ähnliches durchmachen.“

Berauscht von dem Gefühl, mache ich mich nach Beendigung eines Arbeitstages an das geplante Werk meiner Bücher. Und mit jedem geplanten Ansatz, die letzte Arbeit eines „Pitch“ (der Story) wieder aufzunehmen, gehen meine Gedanken kurz zurück, stellen immer wieder die Frage, was ich da mache? Und warum? Denn mittlerweile gibt es so viele Buchautoren, jeder Prominente scheint gerade im Begriff ein Buch zu schreiben. Und warum sollte irgendjemand ausgerechnet mich, einen vollkommen unbekannten Autoren wählen, sein Buch zu lesen? Vor mir blinkt der Cursor, der mir unmissverständlich klar machen möchte – entweder du schreibst nun weiter oder du schließt das Dokument…! Und noch bevor ich zu einem Entschluss komme, weil ich immer noch in Gedanken versunken bin, die vielen Autoren vor mir sehe, ihre über 80.000 Bücher, die jährlich auf dem Markt aufschlagen, neben den Prominenten Schreiberlingen, all die Self-Publisher, die sich wie ich, eine Chance auf dem Buchmarkt erhoffen, das ultimative Bestsellerbuch auf den Markt zu bringen, da taucht urplötzlich das Windowsfenster auf „möchten Sie diese Anwendung schließen?“. Und tatsächlich möchte ich alles wirklich schließen, auch das Buchprojekt vor mir. Denn müsste ich vom Buch schreiben leben, dann wäre ich wohl – nebst meiner Frau – längst verhungert. Und ich denke, das hätte sie mir dann doch einmal sehr wohl übelgenommen.

Zum Schreiben kam ich eher zufällig. Doch es war schnell um mich geschehen. Einer kleinen Einstiegsdroge gleich, schrieb ich erst einmal eine Autobiographie, für den Familien- und Freundeskreis. Glücklicherweise hat mir niemand bisher die Freundschaft gekündigt, als er sich dort entdeckte, einer meiner Hauptfiguren zu sein. Es folgte ein politisches Buch, nachdem ich frustriert all die Wahrheiten und Hintergründe erfuhr, die ich mir Mühsam unter vielerlei Unsinn herauspicken musste. Nun war klar, dass Recherchen ein unglaublich zeitaufwändiges Thema sind, das mich bis heute selbstverständlich begleitet. Aber das Interesse an Politik, gepaart mit der Unbekanntheit meiner Person, ließ Begeisterungsstürme sofort im Keim ersticken. Aber „angefixt“ von der Droge Buch, wollte ich es nun wissen. Und wie jeder, der sich einmal am Schreiben versucht, es vielleicht wissen will „kann ich es, oder bleibe ich ein Hobbyschreiber?“, versucht er sich im so irre großen Buchmarkt an den Agenturen und/oder Verlagen. Die Idee für ein Sachbuch „Der aufrecht gebückte Mensch“, ein schönes Porträt, gemischt mit vielen eigenen Lebenserfahrungen über Narzissten, den Kain und Abel Komplex (steckt in uns nicht ein bisschen vom Mördergen?), Milliarden von Zellen in uns, Wahrnehmungen (subjektiv, objektiv?), war damals geboren. Ich war Feuer und Flamme und vollkommen überzeugt, einen Hit gelandet zu haben. Nach vielen Schreiben an Agenturen, und fast ebenso vielen Absagen, erhielt ich eine Zusage einer Agentur in Berlin. Es sei ein wunderschönes, sehr intellektuelles Buch, hochwertig und man müsse dafür einen entsprechenden Verlag finden. Aber, man sei frohen Mutes. Den Vertrag bekam ich zugesendet und ich machte mich an die Arbeit, das geforderte Pensum von mindestens 250 Seiten zu erbringen. Allein an den Bemühungen meiner Agentin haperte es. Am Ende stand ich allein mit der Entscheidung da, was nun mit dem Buch geschehen soll. Man hatte mich doch unter mehr als 1000 Anwärtern gewählt, im Vertrag stand, ich sei ein AUTOR. Wie beflügelt ich seitdem war. Ich hatte eine unglaubliche Motivation, aber eine untätige Agentin. Denn wie ich erfuhr, hatte sie genug zu tun, erst einmal eigene Projekte bei den Verlagen zu etablieren. Auf meinen Wunsch hin trennten wir uns. Ich publizierte das Werk im Eigenverlag, mithilfe einer Lektorin für den Inhalt und einer Werbefirma für das Cover. Ich war nun vom hoffnungsvollen möglichen Verlagsautoren zu einem Self-Publisher-Autoren geworden. War ich degradiert worden? Und trotzdem, wie es meine Art ist, nicht aufzugeben, ging ich diesen Weg. Suchte mir lokale Radiosender und Zeitungen, die mich erfreulicherweise unterstützten. Auch eine Einladung in dem nicht allzu bekannten Sender AstroTV (Leichter leben) bekam ich. Ein Freund begleitete mich zu den Aufnahmen. Mittlerweile hatte ich sogar schon ein zweites Buch geschrieben, war zum Genre Humor gewechselt. Probeleser bestätigten mir, ich wäre wohl in die Fußstapfen von Loriot, dem Altmeister getreten. Ich fühlte mich erneut geschmeichelt und sah wiederum mich auf einem der Bestsellertische in den bekannten Buchhandlugen liegen.

Doch das Fazit bleibt und ist ernüchternd. Der Buchverkauf ist schleichend. Wie vielen tausenden Autoren auf dem Buchmarkt geht es mir wohl ähnlich. Es ist nicht das Geld, was am Ende zählt, sondern würde mit jedem einzelnen verkauften Buch eine symbolische Botschaft gesendet: „Man hat Interesse an einem Produkt, das man wie ein Künstler, langwierig entworfen hat“. Denn das ist es ja. Ein Kunstprodukt. Und langwierig obendrein. Denn selbst wenn man eine Idee hat, geschrieben ist so ein Buch dann noch lange nicht. Für einen guten Freund schrieb ich seine Geschichte als Ghostwriter, unterlegte die Kapitel mit einer Spur Humor, die Würze, die dem Buch „das notwendige gewisse Etwas“ verlieh. Dann verschenkte mein guter Freund das Buch innerhalb der Familie. Die sich lieber aber ihren Netflix Serien und in allerlei anderen Ausreden verlor, nicht aber in den Seiten meines hoffnungsvollen Lebensgeschichtenlieferanten. Der wie ich mit dem mäßigen Erfolg wohl litt.

Die Erwartungen dürfe realistisch gesehen sicherlich bei weit über 80.000 Büchern, die jährlich insgesamt den Buchmarkt fluten, nicht allzu hochgesteckt werden. Nur wenige Autoren werden in den Agenturen und Verlagen aufgenommen. Die Anforderungen sind hoch, an Qualität und Güte der Werke. Und vom circa 20€ teuren Buch, verbleiben dem Autoren am Ende der Agentur-und Verlagskonditionen rund weniger als 1€. Denn man muss wissen, dass die Kosten für den Verlag hoch sind, wenn er Lektorat-/Korrektorat, Werbung unterschiedlichster Art schaltet für die Buchwerke.

Und das exakt dieses eine Werk, eines unbekannten Autors den Markt erreicht, bestimmen nun mal in erster Linie die Agenturen und Verlage. Wer den Buchmarkt genau beobachtet hat, wird herauslesen können, dass er einen tiefen Riss erfuhr, man an seinen eigenen bekannten Autoren deshalb festhält, selten neue Autoren aufzunehmen bereit ist. Trotzdem sollte kein Autor aufgeben, wenn er nicht allein nur für den Freundes und Familienkreis schreiben will, Ambitionen hegt, sein „Meisterwerk“ über die Agentur an den einen Verlag zu bringen. Denn man muss gleichzeitig wissen, dass die Anforderungen selbstverständlich sehr hoch sind, erhält man einen Vertrag. Denn entscheidet sich ein renommierter Verlag einmal für die Aufnahme eines Buchprojektes, verpflichtet der Vertrag, weitere Erfolge zu präsentieren. Werke mit „Cliff-Hanger-Charakter“ werden im Minimum zur Trilogie. Werke wie Harry Potter zeigen, wie Serienwerke funktionieren, finden sei einmal ihr Publikum.

Was mich betrifft, mit einem weiteren Genre Wechsel und einem finalisierten Fantasy-Thriller, habe ich nun doch noch einen kleineren Verlag gefunden. Noch einmal durfte ich ein wenig zittern, ob mein Rohmanuskript die Probeleser des Verlags übersteht. Wenige Wochen später erhielt ich eine Rückmeldung, dass die Probeleser das Manuskript für gut befunden hätten. Der Vertrag ging mir unmittelbar später zu. Einer Veröffentlichung dieses Thrillers wäre im Frühjahr 2022 denkbar. Typisch Verlag, denke ich, die mit ihren vielen Projekten gefordert werden. Aber glücklich, eine Unterstützung für die Publikation gefunden zu haben bin ich auf jeden Fall.

Wie ich jetzt über den Erfolg dieses weiteren Buches denke, meines Thrillers? Meine realistische Einschätzung? Wahrscheinlich jetzt endlich ein Bestseller? Und dazu noch eine Art „Cliff-Hanger“, der sich anbietet weitergeschrieben zu werden. Und sollte das Buch sich wider allen Erwartungen doch nicht in den Buchhandlungen sichtbar auf den hübschen Tischen präsentieren, mein nächstes Projekt ist schon angelaufen, der Pitch steht. Die Rahmenhandlungen sind gegossen. So wie auch die ersten Rückmeldungen sehr hoffnungsvolle Aussichten präsentieren. Denn eines Tages könnte aus mir, dem unbekannten lokalen Autoren, einmal ein recht bekannter Autor werden. Und darauf baue ich, bzw. schreibe ich weiter meine Geschichten.

Denn des Autoren Hoffnung stirbt zuletzt.

Es sei denn er verhungert vorher!

Buchautor

Wolfgang Paul

Sachbuch – Der aufrecht gebückte Mensch

Humorbuch – Und ewig küsst mich Dornröschen wach

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