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RegionalesGrünen Zoo Wuppertal: Verstorbener Elefant Tsavo litt an einer Tetanusinfektion

Grünen Zoo Wuppertal: Verstorbener Elefant Tsavo litt an einer Tetanusinfektion

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Der Verdacht auf eine Infektionskrankheit hat sich jetzt bestätigt

Wuppertal/ Am 20. November dieses Jahres musste der junger Elefantenbulle Tsavo im Grünen Zoo Wuppertal eingeschläfert werden. Er fraß nicht mehr, zeigte Koordinationsschwierigkeiten sowie Krämpfe der Muskulatur und schließlich konnte er nicht mehr aufstehen. Aufgrund der schlechten Prognose entschied sich das Team des Grünen Zoos schließlich für eine Euthanasie. Die Verdachtsdiagnose lautete damals Tetanus.

Nach der Euthanasie wurde der Tierkörper in der Justus-Liebig-Universität Gießen pathologisch untersucht. Entsprechende Proben wurden an die Freie Universität Berlin (FU Berlin) und das Robert-Koch-Institut (RKI) weitergeleitet. Das elefantenspezifische Herpesvirus (EEHV) konnte schon frühzeitig durch negative Testergebnisse der FU Berlin ausgeschlossen werden. Die Untersuchungen auf Tetanus gestalteten sich dagegen deutlich aufwendiger, da ein direkter Nachweis des Erregers oder des Tetanustoxins schwierig ist. Die Diagnose wird meist aufgrund des klinischen Bildes und als Ausschlussdiagnose, d.h. nach dem Ausschluss anderer Erkrankungen, gestellt. Der Toxinnachweis verläuft häufig negativ, obwohl eine Tetanuserkrankung vorliegt, da das Toxin in der Regel nur in der Anfangsphase der Erkrankung nachgewiesen werden kann. Auch bei Tsavo waren die Ergebnisse der pathologischen Untersuchung trotz der schwerwiegenden Symptome relativ unauffällig. In den letzten Tagen trafen die Ergebnisse des RKI ein. Trotz der Schwierigkeiten verlief der zuvor genannte Toxinnachweis positiv. Der Grüne Zoo Wuppertal dankt an dieser Stelle allen Kolleginnen und Kollegen ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit.

Der Tetanuserreger, Clostridium tetani, kommt weltweit in der Umwelt vor, insbesondere in Erdböden und im Kot verschiedener Tiere. Die Infektion erfolgt dabei über verunreinigte Wunden. Häufig sind dies Schnitt- oder Stichwunden, aber auch kleinste Verletzungen können dabei als Eintragungsort dienen. Die Bakterien können sich nur unter Luftausschluss vermehren und ihre Toxine bilden. Eine verunreinigte Wunde muss sich daher zunächst erst wieder verschließen. Die produzierten Toxine verbreiten sich in Gewebe und Blut, bis sie auf eine Nervenendigung treffen. Dort binden sie irreversibel und wandern dann aufsteigend in Richtung Rückenmark und Gehirn. Im Rückenmark greifen sie in den Prozess der Muskelsteuerung ein, was zur Überregung und damit zur Überstimulation der Muskulatur führt und als spastische Lähmung mit Muskelkrämpfen sichtbar wird. Durch eine Lähmung der Atemmuskulatur verläuft die Erkrankung ohne Therapie letztendlich tödlich. Bei Tsavo konnte keine Wunde festgestellt werden. Lediglich eine kleine Hautstelle, die in den Tagen vor der Erkrankung etwas nässte, wurde als verdächtig befunden. Aber auch die Stoßzahnfraktur im September wird als mögliche Eintrittspforte diskutiert.

Einen zuverlässigen Schutz gegen eine Tetanuserkrankung stellt nur die Impfung dar. Weil Menschen sehr empfindlich gegenüber Tetanus sind, werden sie dagegen routinemäßig geimpft. Bei Tieren unterscheidet sich die Anfälligkeit gegenüber der Erkrankung zwischen verschiedenen Tierarten sehr stark und dies wird entsprechend bei den Impfempfehlungen berücksichtigt. Bei Pferden, die als sehr empfindlich gelten, gehört eine Impfung zu den routinemäßigen Impfungen, während Rinder und Schafe vor allem „nach Bedarf“, also bei einer Verletzung oder vor einer Operation geimpft werden. Einen zugelassenen Impfstoff gibt es in Deutschland bislang nur für Pferde, Rinder, Schafe und Hunde.

Für Zootiere gibt es generell keinen zugelassenen Impfstoff, sodass hier immer eine Nutzen-Risikoabwägung erfolgen muss, da es gerade aufgrund des „Off-Label-Use“ zu ungewünschten Impfreaktionen kommen kann. In Amerika werden Asiatische Elefanten in Zoos häufig gegen Tetanus geimpft, während dies in Europa nur vereinzelt der Fall ist. Der Grund ist, dass eine Wundinfektion mit Cl. tetani vor allem bei feuchtwarmem Klima begünstigt wird und das Risiko bei uns in Deutschland daher als sehr gering eingeschätzt wird. Außerdem kommt dazu, dass Tetanusfälle in der Literatur bislang nur bei Asiatischen Elefanten beschrieben wurden. Daher wurden die Afrikanischen Elefanten im Grünen Zoo Wuppertal nach einer ausführlichen Nutzen-Risikoabwägung bislang nicht geimpft.

Dass Tsavo sich eine Tetanusinfektion zugezogen hat, kann deshalb als großes Pech entgegen aller Wahrscheinlichkeit bezeichnet werden. Dies ist der erste beschriebene und bestätigte Fall dieser Krankheit bei einem Afrikanischen Elefanten und bei einem Elefanten in Europa. Er wird deshalb wissenschaftlich aufgearbeitet und publiziert werden. Durch die neuesten Erkenntnisse hat sich die Nutzen-Risikoabwägung deutlich in Richtung einer Impfung verschoben und es wird nach einem geeigneten Impfstoff gesucht.

Die Behandlung einer Tetanusinfektion stellt sich schwierig dar. Sie besteht aus der Verabreichung eines Antitoxins, eines Antibiotikums und wenn möglich der chirurgischen Wundauffrischung. Außerdem werden die Tiere entsprechend unterstützend therapiert mit Schmerzmittel, Infusionen etc. Das Antitoxin neutralisiert das Toxin, das noch frei im Körper zirkuliert, während das Antibiotikum die Bakterien abtötet und so die Bildung weiterer Toxine unterbindet. Leider kann aber das bereits gebundene Toxin nicht erreicht und neutralisiert werden, sodass nur noch eine Verschlechterung des Zustandes verhindert werden kann. Wenn die Therapie zu einer Stabilisierung des Zustandes geführt hat, kann eine Verbesserung des Zustandes erst nach einigen Wochen erwartet werden, da die Nerven sich selbst regenerieren müssen. Die Erkrankung hat daher generell eine schlechte Prognose. Auch Tsavo wurde dementsprechend therapiert. Leider war aber sein Nervensystem schon so stark betroffen, dass die Therapie nicht schnell genug anschlug und somit die Entscheidung zur Euthanasie im Sinne des Tierwohls war.

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