Durch Zuzug steigt die Einwohnerzahl auf den höchsten Stand seit 1995
Solingen/ Die Klingenstadt wächst. Zum 30. September 2023 waren in Solingen mit 165.026 Personen erstmals seit 1995 wieder mehr als 165.000 Menschen mit Hauptwohnsitz gemeldet.
Am 30. Juni 2011 lebten hier noch 158.415 Personen. Seit diesem Tiefstand hat sich die Einwohnerzahl Solingens rasant entwickelt.
„Amtlich verharrt Solingen weiterhin bei einer viel niedrigeren Einwohnerzahl“, so Jan Welzel, zuständiger Beigeordneter für den Bürgerservice in Solingen. Die Differenz zwischen der amtlichen Einwohnerzahl Solingens, die das Land NRW festsetzt, und dem Solinger Melderegister liegt aktuell bei über 3.700 Personen und resultiert aus den Ergebnissen des Zensus 2011. „Solingen erhält seit dem Zensus 2011 deutlich zu niedrige Finanzzuweisungen vom Land NRW. Ich erwarte, dass die neuen amtlichen Einwohnerzahlen schnell zur Verfügung stehen“, so Jan Welzel.
Woher kommt das Bevölkerungswachstum Solingens?
Angetrieben wird das Solinger Bevölkerungswachstum seit 2011 vor allem durch den Zuzug. Die Einwohnerzahl wird dabei sowohl vom Zuzug aus dem Umland als auch durch weltweite Migration beeinflusst. „Ohne den Zuzug nach Solingen wäre die Einwohnerzahl Solingens in den vergangenen zehn Jahren um über 6.000 Personen gesunken“, so Thomas Groos, Leiter der Statistikstelle. Da es kontinuierlich mehr Sterbefälle als Geburten gibt, würde Solingen ohne Zuwanderung seit Jahrzehnten schrumpfen. Seit 2011 gab es jährlich im Durchschnitt 617 mehr Todesfälle als Geburten; im Jahr 2022 waren es sogar 856. Gleichzeitig kann Solingen seit 2011 aber einen positiven Wanderungssaldo verzeichnen. Es gibt also mehr Zuzüge nach Solingen als Fortzüge aus der Klingenstadt. In den vergangenen zehn Jahren umfasste dieser Saldo knapp 11.000 Personen.
Attraktiv für das Umland
Diese Bewegungen haben die Zusammensetzung der Solinger Bevölkerung verändert. Ende 2011 lebten in Solingen 20.260 Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit, am 30. September 2023 waren es 31.163. Gleichzeitig wurden in diesem Zeitraum über 3.000 Wohnungen in Solingen neu gebaut und damit sind über 6.000 Personen in diese Neubauten eingezogen. Aktuell stammen rund 60 Prozent der Personen, die in Solinger Neubauten einziehen, von außerhalb Solingens und tragen zum andauernden Bevölkerungswachstum bei.
Mehr Einwohner – mehr Arbeit für die Stadtverwaltung
Das Bevölkerungswachstum der vergangenen Jahre macht sich in der Stadtverwaltung insgesamt deutlich bemerkbar. In vielen Bereichen der Stadtverwaltung gibt es mehr zu tun. Jeder neu Zugezogene muss im Einwohnermeldeamt registriert werden. Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit müssen zusätzlich im Ausländeramt vorsprechen, die Unterlagen geprüft und gegebenenfalls Asylanträge bearbeitet werden. Gerade im Bereich des Sozialamts und des Jobcenters sind die Auswirkungen der Fluchtmigration aus Syrien, Irak, Afghanistan und der Ukraine besonders spürbar. Dieser starke Zuwachs und die höhere Geburtenrate sorgen für knappe Plätze in den Kitas und Schulen. Der Bedarf war allerdings noch vor zehn Jahren in keiner Weise vorhersehbar. Die damaligen Bevölkerungsvorausberechnungen gingen von einer schrumpfenden Bevölkerung Solingens aus.
Solingen ist mitten im demografischen Wandel – aber erst auf den zweiten Blick
Zentrale Kennzahlen zeigen in den vergangenen Jahren einen demografischen Stillstand in Solingen an. So verharrt das Durchschnittsalter seit 2011 bei 44 Jahren. Der Altenquotient, der das Verhältnis von Personen ab 65 Jahren zur Gruppe der 18 bis unter 65-Jährigen beschreibt, liegt seit 2011 stabil bei einem Wert von 35. Gibt es also gar keinen demografischen Wandel in Solingen?
Dieser Eindruck täuscht. Zwei Prozesse haben sich in den vergangenen Jahren gewissermaßen ausgeglichen. Während einerseits die Bevölkerung altert und sich die Lebenserwartung deutlich erhöht hat, sorgte der Zuzug nach Solingen gleichzeitig für eine Verjüngung. Es sind viele junge Familien nach Solingen gezogen, sowohl aus dem Umland, als auch aus dem Ausland. Darunter sind auch zahlreiche Familien von Flüchtlingen.
Dieser Zuzug nach Solingen führte zu einem Anstieg der Geburtenzahlen, wenngleich die Geburtenrate in Solingen weiterhin niedrig ist. Zusätzlich verschiebt sich das durchschnittliche Alter der Mütter bei der Geburt immer weiter nach hinten. Im Jahr 2010 lag es bei 29,8 und im Jahr 2022 bei 30,8 Jahren.
Die alteingesessene Bevölkerung Solingens altert weiter und die Lebenserwartung der Solinger steigt kontinuierlich an. Während das durchschnittliche Sterbealter im Jahr 2010 bei den Männern noch bei 73 Jahren und bei den Frauen bei 80,4 Jahren lag, waren die verstorbenen Männer im Jahr 2022 durchschnittlich 76 und die Frauen 82 Jahre alt. Der Demografische Wandel setzt sich somit fort. Die sogenannten Babyboomer, die geburtenstärksten Jahrgänge in Deutschland, gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Rechnerisch werden damit bis zum Jahr 2040 rund 8.000 Solinger mehr als heute im Rentenalter sein, das entspricht einem Wachstum von über 20 Prozent. Der Altenquotient wird von heute 35 auf über 45 steigen.