Bergisches Land/ Mit dem Rückenwind von drei Siegen in der LIQUI MOLY HBL in Serie war der Bergische HC zum hoch favorisierten SC Magdeburg gefahren. Der wurde seiner Favoritenrolle allerdings eindrucksvoll gerecht und hielt die Löwen trotz vielversprechender Anfangsphase auf Distanz. Beim 40:28 (21:14) hatte der BHC letztlich keine Chance.
Zu Beginn jedoch spielten die Gäste sehenswert mit. Zwar kassierten sie nach einem Fehler sofort einen Gegenstoß zum 0:1, antworteten aber über die schnelle Mitte mit Eloy Morante Maldonado, der einen schönen Pass zu Mads Andersen spielte, der souverän ausglich. Peter Johannesson parierte den nächsten Magdeburger Wurf, der BHC machte das Spiel wieder schnell und schloss in der zweiten Welle durch Yannick Fraatz zur ersten Führung ab.
Die Bergischen gingen auch in der Folge noch einige Male in Front. Andersen traf zum 3:2, Morante stahl den Ball, verprellte sich aber beim Konter zum möglichen 4:2. Danach wurde drei Mal Aron Seesing am Kreis schön in Szene gesetzt – der 20-Jährige nutzte alle Chancen. Und als Mads Andersen beim Tor zum 7:7 auch noch eine Zeitstrafe für den SCM herausholte, war die Hoffnung auf ein enges Match nicht unberechtigt.
Doch sie zerschlug sich relativ schnell. Während Magdeburg weiter sehr effektiv angriff, hatten die Bergischen nun mehr und mehr Probleme. Ein 8:1-Torelauf, während dem BHC-Coach Jamal Naji zwei Auszeiten nahm, folgte. Während der zehnminütigen Phase traf nur Djibril M’Bengue per Distanzwurf, doch auch in diesem erfolgreichen Angriff hatten sich die Gäste aufgerieben. Ganz anders auf der anderen Seite, wo der SCM inklusive Toptorschütze Michael Damgaard kaum zu halten war.
Zwar trafen die Löwen bis zur Pause wieder etwas besser, sie fanden aber eigentlich bis zum Schluss kein Mittel gegen die Offensive des amtierenden Champions-League-Sieger und aktuellen Bundesliga-Zweiten. Peter Johannesson parierte vier Mal, bevor kurz vor der Pause Louis Oberosler seine zweite Chance in der 1. Bundesliga bekam. Der 21-Jährige durfte bis zum Schluss das Tor hüten und entschärfte immerhin sieben Bälle. An die Fangquote (40,5 Prozent) seines Magdeburger Gegenübers, Sergey Hernandez, kam er allerdings nicht heran.
Die Vorentscheidung war beim 14:21 aus BHC-Sicht bereits in der Halbzeit gefallen, und der SCM unterstrich zügig, dass er nicht gewillt war, den klaren Sieg noch aufs Spiel zu setzen. Im Gegenteil: Das Team von Bennet Wiegert griff weiterhin herausragend an, der BHC hatte defensiv wenig entgegenzusetzen, versuchte aber offensiv so gut wie möglich dranzubleiben – was natürlich nur in Phasen gelang. Das 28:40 fühlte sich am Ende trotzdem wie eine Packung an – es war faktisch mit Abstand die bisher höchste Niederlage der Saison.
Löwengebrüll – Stimmen zum Spiel
Jamal Naji: „Glückwunsch an den SCM zu dem verdienten Sieg – auch wenn mir das Endergebnis einen Schnuff zu hoch ist. Wir haben heute aus für uns hochprozentigen Spots nur 9 aus 21 Würfe getroffen. Das ist am Ende des Tages deutlich zu wenig. Magdeburg hat es gerade am Anfang recht clever verteidig: Sie haben uns immer einen gewissen Spot auf einer Seite gegeben und die andere wiederum nicht zu gelassen. Das hat uns so ein bisschen den Rhythmus genommen. Gleichzeitig haben wir große Probleme in der Defensive mit der gewissen Kreisläufer-Bewegung. Magdeburg schafft es immer wieder mit Vorteil des Rückraummitte-Spielers über die Halb-Positionen, über die Wurfhand oder über 3-gegen-2-Situationen zu kommen. Da brauchen wir sehr, sehr lange, bis wir eine Lösung dagegen finden – wenn wir sie denn heute überhaupt gefunden haben. Ich wage das zu bezweifeln. So ist es schlecht verteidigt von uns, während Magdeburg das natürlich auch sehr gut ausspielt. In meinen Augen sind sie die beste Mannschaft in diesen 3-gegen-3-Situationen auf großem Raum bzw. 3-gegen-2-Situationen unter Druck. Zur zweiten Halbzeit stellen wir ein bisschen um, das greift aber auch nicht ganz. Immer wieder ist der Torhüter da, wenn wir die Situationen haben, die wir wollen und Magdeburg spielt allgemein viel zu stabil. Sie können wechseln ohne großen Substanzverlust und so muss man sagen, dass das Spiel so für uns heute einfach keinen Spaß gemacht hat.“
Bennet Wiegert: „Wir haben heute insgesamt den Gegner einfach gut analysiert und immer wieder gute Antworten gefunden. Bis zum 6:6 war hier alles offen und der BHC hat stabil gespielt. Dann schaffen wir es eben, uns nach und nach abzusetzen und haben kurz vor der Pause einen 3:0-Lauf, sodass wir mit einem wirklich überragenden Ergebnis von 21:14 in die Halbzeit gehen. Wir wissen dann, dass wenn wir bei eigenem Ballbesitz gut aus den Startlöchern kommen, dem Gegner früh den Glauben rauben können, hier heute etwas mitzunehmen. Wir spielen uns in einen Flow, es klappt ziemlich viel und gleichzeitig kriegen wir überragende Paraden bei freien und gut rausgespielten Würfen des BHC – das muss man an der Stelle auch sagen. Es ist aus unserer Sicht fast ein bisschen schade, dass wir jetzt in eine Pause gehen müssen. Und dass wir gleichzeitig – auch wenn es ein Kompliment ist – so viele Spieler für die Nationalmannschaften abstellen müssen. Es war ein goldener Oktober für uns und ich hätte gerne so weiter gearbeitet.“
Jörg Föste: „Es gehört im Sport dazu, eine Überlegenheit des Gegners neidlos anzuerkennen. Magdeburg war heute in allen Belangen besser, in allen statistischen Kennzahlen weit vorn und ist damit auch in dieser Höhe verdienter Sieger. Dass wir mit unserem Phlegma zum Endergebnis beigetragen haben, gehört leider auch zur Wahrheit. Dennoch gab es auch heute Spieler in unseren Reihen mit individuell starken Leistungen.“