Bergisches Land/ Vor drei Wochen hatte der Bergische HC noch im extrem wichtigen Spiel gegen den ThSV Eisenach das Nachsehen und grub sich weiter im Tabellenkeller ein. Nun ist die Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt so lebendig wie lange nicht mehr. Dem ersten Erfolg unter dem neuen Trainertrio Arnor Gunnarsson, Markus Pütz und Fabian Gutbrod in Balingen ließ der BHC beim 28:25 (13:11) gegen den HC Erlangen einen weiteren Sieg folgen und ist damit bis auf zwei Punkte an den rettenden 16. Platz der LIQUI MOLY HBL herangerückt.
Nervös begannen beide Mannschaften vor 2.571 Zuschauern in der Wuppertaler Unihalle. Das erste BHC-Tor erzielte Noah Beyer per Siebenmeter, doch die Anfangsphase war mehr von Fehlern als Glanzlichtern geprägt. Dennoch waren es die Gastgeber, die die erste Zwei-Tore-Führung für sich beanspruchten. Lukas Stutzke traf nach schneller Mitte zum 2:2, Frederik Ladefoged erzielte das dritte Tor vom Kreis, erbeutete auf der anderen Seite Christopher Rudecks Parade und läutete einen Konter ein, den Yannick Fraatz zum 4:2 abschloss.
Die Partie, in die nun auch Linus Arnesson eingriff, der genau wie Eloy Morante Maldonado und Aron Seesing wieder zur Verfügung stand, blieb vom Kampf geprägt. Den nahmen die Bergischen vor allem defensiv erneut an, konnten im Angriff aber nur phasenweise Profit daraus schlagen.
Klemen Ferlin bot eine konstante Leistung im Erlanger Tor und entschärfte schon in der ersten Halbzeit einige Bälle. Das galt zum Schluss auch für den eingewechselten Peter Johannesson. Seine Paraden sorgten gewaltig für Stimmung in der Halle – das sollte nach der Pause sogar noch besser werden. Doch schon die letzten Minuten vor der Halbzeit gehörten den Hausherren, die durch Tomas Babak, Tim Nothdurft und Yannick Fraatz nach zwischenzeitlichem Rückstand zum Ausgleich kamen. Und dann sogar durch Ladefoged und Babak 13:11 in Front gingen. Nach einer Johannesson-Parade spielten die Löwen den letzten Angriff der ersten 30 Minuten blitzsauber herunter. Das 14:11 scheiterte erst in letzter Instanz an Ferlin, der Ladefoged entschärfte.
Es blieb eng. Erlangen glich nach Wiederbeginn schnell wieder aus. Als Fraatz im Angriff einen
Abpraller ergatterte, um zum Nachwurf anzusetzen, wurde er von den Armen Christopher Bissels erwischt. Die Folge nach Videobeweis: Rote Karte für Bissel. Beyer nutzte den Strafwurf, in Überzahl stellte Nothdurft auf 15:13. Als Johannesson auch noch einen Siebenmeter gegen Christoph Steinert parierte und Djibril M’Bengue auf 16:13 erhöhte, stellte der BHC damit erstmals die Weichen etwas nachhaltiger.
Die Bergischen blieben nun eine Weile knapp vorn, doch Erlangen ließ sich nicht abschütteln – und hatte in einer etwas zerfahreneren Phase sogar die Chance zum Ausgleich. Yannik Bialowas lief nach einem Ballverlust völlig alleine auf Johannesson zu. Ob der die Finger noch dran hatte, oder der Erlanger einfach nur die Latte traf? Das 22:22 fiel jedenfalls nicht, stattdessen trumpfte Mads Andersen mit dem 23:21 für die Bergischen auf.
Der Däne hatte schon in der ersten Hälfte wichtige Treffer markiert, er legte nun in der
Schlussphase nochmals nach. Zunächst bestraften die Bergischen das taktische Erlanger Mittel, mit einem siebten Feldspieler zu agieren. Nothdurft und Fraatz eroberten den Ball und warfen ihn ins leere Tor. Gute sieben Minuten waren beim Stand von 25:21 noch zu absolvieren.
Der HCE versuchte alles, Andersen gab vorne wichtige Antworten zum 26:22 und 27:24. Fraatz stellte unter ohrenbetäubendem Lärm elf Sekunden vor Schluss auf 28:25. Das war auch der Endstand, weil sogar der letzte Erlanger Siebenmeter noch in den Fängen Johannessons landete.
Löwengebrüll – Stimmen zum Spiel
Johannes Sellin: „Glückwunsch an den BHC zu einem unter dem Strich verdienten Sieg. Ich glaube, es war das hart umkämpfte Spiel, was wir alle erwartet haben. Es ist ärgerlich, ein Spiel so aus der Hand zu geben, weil wir eigentlich heute gut drin waren. Wir haben mit zwei Toren geführt und kriegen dann bis zur Halbzeit zu viele Tempogegenstöße. Die bringen den BHC wieder ins Spiel und so gehen sie mit einem guten Gefühl in die Pause. Wir kommen sehr gut aus der Halbzeit, stellen sofort auf Unentschieden und finden dann wieder gegen die 5:1-Abwehr des BHC keine guten Lösungen. Erst mit unserem offensiven 7:6 finden wir diese wieder – wo ich mich dann im Nachhinein natürlich fragen muss, ob wir nicht vorher schon auf diese Formation hätten umstellen müssen. In Unterzahl unterlaufen uns in der Schlussphase zwei, drei Fehler aufs leere Tor, die uns letztlich killen. Wir lassen am Ende einfach zu viele freie Bälle liegen, aber am Mittwoch haben wir das nächste Spiel gegen die MT Melsungen und auch da werden wir alles geben und versuchen, die nächsten Punkte zu holen.“
Markus Pütz: „Ich glaube, dass wir mit einem sehr guten Gefühl heute aus dem Spiel gehen. Wir haben nach Balingen jetzt den zweiten Schritt gemacht. Zum Spielverlauf: Es ist dieses nervöse Spiel am Anfang mit wenig Toren. Wir stehen eigentlich ganz gut, haben bei der ein oder anderen Parade von Christopher Rudeck ein bisschen Pech, weil ihm einfach zwei, drei Dinger durchrutschen. Das passiert aber und da machen wir ihm gar keinen Vorwurf. Nach der Startphase haben wir einen guten Lauf, bei dem wir mit unserer 5:1-Deckung den Gegner stressen. Wir drehen das Spiel und gehen mit plus zwei in die Kabine. Auch wenn wir keinen guten Start in die zweite Halbzeit erwischen, nehmen wir den Schwung mit. Wir treffen vorne weiter gute Entscheidungen und an der Stelle muss ich die Zuschauer loben, die uns heute super unterstützt haben. Das hat uns gepusht und uns das Selbstvertrauen gegeben, das Spiel zu ziehen. Wir geraten nicht mehr in Rückstand und gewinnen so meiner Meinung nach am Ende auch verdient.“
Fabian Gutbrod: „Ähnlich wie in Balingen finde ich, dass wir es geschafft haben, dass alle Spieler, die auf der Bank waren, ihren Teil zum Sieg beigetragen haben. Wenn man einen hervorheben möchte, ist es Peter Johannesson, der am Ende ganz wichtige Paraden hat. Ansonsten machen wir auch mental ein wahnsinnig stabiles Spiel – das ist fast überraschend nach den Misserfolgen der jüngsten Vergangenheit. Deshalb bin ich unheimlich froh. Es bestätigt die Eindrücke der letzten zwei Wochen, die wir im Training gewonnen haben.“