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Iris Preuß-Buchholz: „NRW braucht dringend Konzepte gegen den Lehrermangel“

Solingen/ In der Solinger Schulpraxis sieht die SPD-Ratsfraktion mit großer Sorge auf die plötzliche Komplett-Öffnung der Grundschulen in Nordrhein-Westfalen: „Die massive Kritik aus den Schulen macht die Situation sehr deutlich“, sagt Iris Preuß-Buchholz, Fraktionsvorsitzende und langjährige schulpolitische Sprecherin. „Alle warten auf vernünftige Konzepte für den Start des neuen Schuljahrs – stattdessen bringt die Schulministerin mit ihrer überraschenden Anordnung erneut alles in Aufruhr.“

Pädagogisch brächten diese zwei Wochen mit Sicherheit gar nichts – zumal in den meisten Schulen viele Lehrer fehlten und nur Notunterricht laufen werde. „Ganz zu schweigen von dem verheerenden Signal, wenn an den Grundschulen nun auf einen Schlag sämtliche Schutzregeln abgeschafft werden.“ Iris Preuß-Buchholz: „Wie sollen wir dann im Urlaub noch vernünftig auf Abstand oder Mundschutz pochen?“

Das Innehalten während des Corona-Lockdowns habe bei den Menschen zu sehr vielen gesellschaftskritischen Zukunftsfragen geführt. „Daher entsteht im Moment auch der Eindruck, dass die Landesregierung mit ihrem enormen Lockerungsdruck die Diskussion dieser Grundsatzfragen rasch beenden möchte.“ So solle die scheinbare Normalität möglicherweise auch den massiv wirtschaftsliberalen Kurs in NRW schützen. Iris Preuß-Buchholz: „Schule und Bildung dürfen aber niemals unter die Interessen einer entfesselten Wirtschaft geraten!“

Pädagogische Normalität werde es an den Schulen ohnehin nicht geben – aus einem ganz anderen Grund: „Die Coronakrise hat gezeigt, wie dramatisch die Situation schon heute ist“, sagt Iris Preuß-Buch­holz. „Der Lehrermangel wächst entgegen allen Versprechungen – und in den kommenden Jahren wird die Schülerzahl noch deutlich steigen.“ In Solingen habe man das im Blick: „Wir haben in den letzten fünf Jahren das größte Investitionsprogramm seit dem Wiederaufbau gestartet.“ Außerdem könne die Schulentwicklungsplanung inzwischen auf ganz andere strategische Kompetenz im Rathaus zugreifen. „Wir werden nach dem gigantischen KiTa-Programm auch neuen Schulraum bauen“, sagt die Fraktionsvorsitzende. „Aber dafür brauchen wir sehr viele neue Lehrerinnen und Lehrer, insbesondere in den Grundschulen. Für deren Ausbildung muss das Land nun mehr als dringend Konzepte vorlegen.“