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SolingenDer „Liewerfrauenwanderweg" - Ministerin Ina Scharrenbach (CDU) übergibt Förderbescheid

Der „Liewerfrauenwanderweg“ – Ministerin Ina Scharrenbach (CDU) übergibt Förderbescheid

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Heimatministerium NRW fördert den Solinger „Liewerfrauenwanderweg“Ministerin Ina Scharrenbach (CDU) übergab Förderbescheid an Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD)

Solingen/ Aus Mitteln des NRW-Heimatfonds entsteht in den Jahren 2021 und 2022 mit dem „Liewerfrauenwanderweg“ in Solingen ein thematischer, qualitativ hochwertiger Wanderweg, wie es in Solingen bisher noch keinen gibt. Das 2019 von der Tourismusförderung der Klingenstadt eingereichte Konzept hat das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung überzeugt: Am Freitag, 5. März, übergab Ministerin Ina Scharrenbach den Förderbescheid des Landes an Oberbürgermeister Tim Kurzbach. Das finanzielle Gesamtvolumen des Projekts beträgt rund 312.000 Euro, von denen das Land NRW 90 Prozent trägt (rund 281.000 Euro). Die Übergabe des Bescheides fand an der Wegstrecke des Liewerfrauenwanderweges; vor dem seit 1604 urkundlich bezeugten Wipperkotten an der Wupper.

Der „Liewerfrauenwanderweg“

Der etwa 16 Kilometer lange Weg zeichnet symbolisch die Transportwege der Lieferfrauen zwischen Schleiferei und Kaufmannskontor nach, auf denen die Frauen bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts die Rohware, bzw. die geschliffenen Klingen, in Körben auf dem Kopf balancierten. Sie legten dabei bis zu zehn Kilometer zurück und trugen 15 bis 25 Kilogramm Gewicht über 100 Höhenmeter bergauf. Der mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbare und von Gastronomie an den entscheidenden Punkten gesäumte Weg „erzählt“ Solinger Industrie- und Kulturgeschichte und erschließt die spezifische Solinger Topografie mit ihrem kontrastreichen Wechsel von urbaner Landschaft, Bach- und Flusstal und Mittelgebirgslandschaft. Der Weg führt zu zahlreichen Relikten und Denkmälern der Solinger Wirtschafts-, Handwerks- und Siedlungsgeschichte. Er verbindet als Rundweg die ehemalige Stahlwarenfabrik Friedr. Herder Abr. Sohn an der Grünewalder Straße,, das heutige Gründer- und Technologiezentrum, mit dem vierhundertjährigen Wipperkotten bei Wipperaue, dem letzten authentisch erhaltenen wassergetriebenen Schleifkotten in Solingen.

Projektleiter Lutz Peters von der Tourismusförderung Solingen: „Mit dem Weg wenden wir uns grundsätzlich an alle, die gerne in einer abwechslungsreichen Landschaft wandern, Touristen und Einheimische. Und an alle, die dabei mehr über die Geschichte der Region und die Menschen, die hier gelebt haben, erfahren wollen.“

Der Liewerfrauenwanderweg verbindet die Themen Wandern und Industriekultur besonders harmonisch. Für Nicht-Solingerinnen und Solinger wird mit dem Wanderweg ein erlebbarer Zugang zur Solinger Kultur- und Industriegeschichte geschaffen. Für jeden, der den Weg zurücklegt, wird nachvollziehbar, welche körperlichen Leistungen die „Lieferfrauen“ auf ihren Transportwegen erbracht haben. Für die Tourismuswerbung ist die Lieferfrau ein Alleinstellungsmerkmal: Zwar war die „Kopftragekunst“ in der frühen Neuzeit in Europa weit verbreitet; nur in Solingen dürfte sie sich aber als Teil einer handwerklich-industriellen Fertigungskette bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts erhalten haben.

Wer sich einen ersten Eindruck vom Projektweg verschaffen will, kann dies mit Hilfe einer Smartphone-App tun, die der Solinger Verein „Waldgestalt“ programmiert hat. Neben der Wegeführung – die in der Landschaft noch nicht markiert ist – finden sich historische Fotos und Hörstücke zur Geschichte der Lieferfrauen und Schleifer.

https://waldgestalt-app.de (Wandern mit Audioguide; funktioniert nur auf Smartphones)

Aber Achtung: Der Weg hat herausfordernde Passagen und an manchen Stellen kommen die Wandernden den mit Stacheldraht bewehrten Zäunen von Wiesen recht nahe. Hier wird in den nächsten 19 Monaten mit Hilfe des Landes so manche Stelle „entschärft“ werden. Investiert wird auch in die Aufwertung des „Lieferkontors“ der Firma Herder, das als Willkommensraum für Wandernde und Interessierte hergerichtet wird und eine Dauerausstellung zur Lieferfrau und ihrer Kultur erhalten wird. Wissenschaftliche und kulturpädagogische Beratung leistet Nicole Scheda vom LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs in Solingen. Klassische Informationsmedien wie Info-Tafeln am Wege, aber auch digitale Multimediastationen mit unterhaltsam aufbereiteten Informationen zu den Denkmälern am Wege sind in der Planung. Für Kinder wird es am Weg Erlebnisstationen geben, für die erste grobe Entwürfe vorliegen, die jetzt – da die Landesförderung kommt – in den „Feinschliff“ gehen können.

Solingen: Industriestadt besonderer Art

Anders als im Ruhrgebiet liegen die Wurzeln der Solinger Industrie nicht im 19. Jahrhundert, sondern in der frühen Neuzeit, in der Vor- und Frühindustrialisierung, in einer feudalen Gesellschaftsordnung. Das für diese Phase typische „Verlagswesen“ prägte Wirtschaft, Siedlungsgeschichte und Alltagskultur in Solingen. Das kann entlang des Liewerfrauenwanderweges am Beispiel der Hofschaften, wassergetriebenen Schleiferwerkstätten (Kotten) und Mühlen an den Bächen und der Wupper oder ehemaligen Wasserburgen genauso nachvollzogen werden wie die Fortentwicklung von der Handwerks- zur Arbeiterkultur im späten 19. und 20. Jahrhundert. Dafür steht die „moderne“ Stahlwarenfabrik Herder am Start- und Zielpunkt des Weges in einem um 1900 erstmals bebauten Stadtviertel. Das damals hochmoderne und mit einer imposanten Dampfmaschine ausgestattete Unternehmen verfügte sowohl über geschlossene Produktionsabläufe unter einem Dach mit eigenen Arbeitern, beschäftigte aber weiterhin „Heimarbeiter“ in den Kotten.

Für den Wandel der Solinger Arbeiter- und Handwerkskultur steht auch die Reformsiedlung Weeger Hof des Solinger Spar- und Bauvereins der 1920er Jahre, durch die der Weg läuft. Das erhaltene Waschhaus dieser Epoche bildet einen Kontrast zu der immer noch frühneuzeitlichen Lebensweise der Frauen in den Hofschaften zur gleichen Zeit. Die Figur der Lieferfrau, die den Transport der Halbfertigwaren zwischen Werkstätten und Kaufmannskontor besorgte, verkörpert diese Zusammenhänge nicht nur symbolisch. Bei einem der steilsten Teilstücke des Wanderweges handelt es sich um einen authentischen ehemaligen Lieferweg.

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