Ein Gastbeitrag von Wolfgang Paul/ Die Welt verpasst sich nun Stück um Stück einem neuen, sonnigen und sicherlich klimagerechteren Anstrich. Photovoltaik, einst Außenseiter, wird nun mehr und mehr für alle zu einer echten Alternative. Erst recht, wenn Strompreise in Deutschland immer wieder in den Fokus rücken, sie seien mit die Höchsten in ganz Europa. Aber wie setzt sich der hohe Strompreis überhaupt zusammen? Ein großer Netzanbieter erklärt hier, das 24% für Stromeinkauf, Service, Vertrieb, weitere 25% für Netzentgelte und Zähler aufgewendet werden müssen. Und schlussendlich ist der größte Anteil mit 51% für Steuern, Umlagen und Abgaben zu verzeichnen. Damit wurde in 2021 ein durchschnittlicher Strompreis von über 31 Cent/Kilowattstunde erzielt. Tendenz eher noch steigend. Es stellt sich durchaus die berechtigte Frage, wenn der Stromanteil in Deutschland nun schon mit 50,2% vom Gesamtmix „Grün“ ist, (Quelle: Bundesamt für Wirtschaft und Energie) wäre es nicht eher zu erwarten, dass er dann doch tendenziell sinkt? Was auch der neuen Antriebstechnologie der Batteriebetriebenen Fahrzeuge (BEV: Batterie Electric Vehicle) entgegenkommen würde. Das begründet Peter Terium, Chef des Essener RWE Konzerns folgendermaßen: Das sich trotz gesunkenen Börsenpreisen nichts ändert, liegt unter anderem an den langfristigen Bezugsverträgen aller Energieversorger. Man muss wissen, dass der Strom von heute tatsächlich schon vor Jahren gekauft wurde, so Bruno Burger, der Abteilungsleiter beim Fraunhofer ISE.
Und wie steht die Politik generell zu dem Thema der erneuerbaren Energien? Peter Altmaier (CDU) stand noch bis vor Kurzem beim Kohleausstieg und den CO2 Preisen auf der Bremse und auch der Photovoltaik-Deckel stand in höchster Gefahr nicht verlängert oder gar erweitert zu werden. Nun beschwört der im Volksmund als „Energieverhinderer“ bezeichnete Minister, dann doch die Energiewende, das sie unumgänglich wäre. Eine Umkehr zum Besseren? Vielmehr zeichnet sich ein Desaster ab, das durch Altmaier verursacht wurde. Denn nicht in der EEG Novelle berücksichtigt wurden die Altanlagen der Windräder. Obwohl sie noch nach 20 Jahren voll funktionstüchtig sind, die Genehmigungsrechte auch noch nach wie vor vorliegen, mögen die Einnahmen zwar noch ausreichen die Altanlagen laufen zu lassen, aber den Reparaturbedarf würden sie nicht mehr abfangen. So dass sie eigentlich „rückgebaut“ werden müssten. Als einer der vielen Altmaier´schen weiteren Probleme und Fehlleistungen stehen Neuanlagen im Fokus, die alte Windkraftanlagen mit mehr Ausbeute ersetzen könnten. Dem entgegen steht aber die neuen Abstandsregelung. Das Ministerium seinerseits schaute jedoch einfach über diese Hürde hinweg, plante für den weiteren Ausbau fleißig und munter 14 Gigawatt Gesamtleistung neuer Anlagen, wobei jedoch über den gesamten Zeitraum die gleiche Menge an Altanlagen abgebaut werden wird. Wie viel Gigawatt dabei zusätzlich am Ende tatsächlich entstehen, vermag zur Zeit niemand zu sagen. Und das Wirtschaftsministerium äußert sich bisher nicht zu ihren anvisierten Zielen und einer realen Umsetzung. Denn Tatsache ist, das der Strombedarf steigen wird. Und bei der jetzigen Geschwindigkeit einer notwendigen Erweiterung der erneuerbaren Energien, wird keines der Ziele nur annähernd erreichbar sein. Der deutsche Bürger wird sich um eigene, für ihn passende Lösungen selbst bemühen müssen.
So wählen am Ende des Tages immer mehr Bürger die Option einer Installation von Solarmodulen auf ihren Dächern, sofern das eigene Dach in einer annähernd guten Ausrichtung liegt und diesen Platz zur Verfügung stellt. Es ist die Flucht, als Konsequenz vor den überhöhten Strompreisen in Deutschland und einer Politik, die den realen Anforderungen der erneuerbaren Energien nicht nachzukommen vermag.
Die Fragen des Laien vor Kauf, erfordern eine sehr gute Beratung durch einen der fachkundigen Solarteure. Und die ihrerseits freuen sich über das boomende Geschäft, seit Anhebung des Gigawattdeckels, dessen Entscheidung Minister Altmaier bis zum letzten Tag hinauszögerte. Nur den Bürgerpetitionen, Fach- und Bürgerinitiativen war es am Ende zu verdanken, das Altmaiers Ministerium dann doch noch einlenkte. So nimmt die Branche erneut Anlauf, spürt deutlich das große Kaufinteresse der Eigenheimbesitzer und kommt mit den Aufträgen zur Zeit kaum noch nach.
So auch zwei gute Freunde von mir, die sich nun aus unterschiedlichen Motivationen heraus, eine neue Anlage auf dem heimischen Dach installieren lassen wollen. In dem einem Fall meiner Freunde handelt es sich um eine Erweiterung, da seine 22 Jahre alte Anlage, zwar immer noch funktionstüchtig ist und nach eigenen Aussagen von Aufzeichnungen, fast keinen Energieverlust bzw. Leistungsverlust aufweist (den sogenannten Degradationsgrad). Der Solarteur bot ihm aufgrund der vollen Funktionsfähigkeit seiner Anlage deshalb an, seine Altanlage nun auf die ungünstiger ausgerichtete Dachseite zu verlegen, die Neuanlage nähme dafür den nun freiwerdenden Platz ein. Begeistert schilderte er mir, das die Leistung der neuen Platten auf seiner Doppelhaushälfte nun schon bei über 370 Watt – pro Platte (!) – läge. Weitere 4 Platten auf einem kleinen Gartenhaus, eine im Volksmund als „Balkonkraftwert“ bezeichnete Solareinheit, die schon den Wechselrichter und einen Stecker für das Netz mit „Plug and Play“ beinhaltet, erweitern das Gesamtkonzept. Und auch ich, der noch vor weniger als drei Jahren eine 9.28 kwp (Kilowatt Peak: Peak steht für die elektrische Spitzenleistung) auf dem neu gebauten Einfamilienhaus installieren ließ, konnte damals nur bescheidene 275 Watt pro Solarplatte installieren lassen. Voller Bewunderung schaue ich auf meine Freunde, die jetzt mit weniger Photovoltaikplatten, eine vergleichbar große Leistung erreichen können. Erst recht, wie im zweiten Fall meiner Freunde. Ihnen steht auf dem Dach ihres Reihenhauses mit zwei Dachfenstern, nur noch ein eingeschränkter Platz zur Verfügung. Da zählt jede Platte mit ihrer hohen Leistung. Allen gleich wird sein, das eine vernünftig konzipierte Anlage auch noch einen Batteriespeicher beinhaltet, zur „Verlängerung“ der Versorgungszeiten im Haus, wenn die Sonne längst untergegangen ist und noch ausreichend die internen Versorger bedienen kann. Denn mit den schnell fallenden Preisen pro Kilowatt, wird dieser Kauf immer attraktiver. Und ebenso werden sie sich über jede Sonnenstunde freuen können, die ihnen den Gratisstrom in das eigene Haus liefert. Zumindest darf man von einer Amortisation nach über circa 10 Jahren davon ausgehen, dass die Anlage dann einen Gewinn einspielt. Für den überschüssigen Strom sorgt eine 20 jährige vertragliche Bindungsfrist mit dem Versorger, dass er den Strom zu einem festgelegten Preis „abzukaufen“ hat. Dieser Preis liegt zur Zeit bei unter 7,69 Cent/Kilowatt in 2021 (Achtung, die Förderung sinkt mit jedem weiteren Jahr!). Es erscheint dabei verständlich, dass sich immer mehr kaufwillige Interessenten für einen höheren Eigenverbrauch entscheiden. Ein Elektroauto, das von der heimischen Tankstelle aus betankt werden kann, erscheint in diesem Kontext als fast schon selbstverständlich. Denn ungern wird der neue Stromproduzent seinen selbst erzeugten Strom, den er zuvor billig verkauft hat, dann wieder zu dem marktüblichen hohen Preis zurückkaufen wollen. Und wenn das Elektroauto mit der Batterie in Zukunft sogar die jetzt schon in den brandneuen Elektromobilen verbaute Funktion „V2G“ beinhaltet (Vehicle to Grid) oder „V2L“ (Vehicle to Load), so dass das Fahrzeug als heimische Batterie genutzt werden kann, weil der Strom über den im Auto verbauten Wechselrichter wieder von Gleichstrom (DC) in heimischen Wechselstrom in das Haus eingespeist werden kann, dann transformiert sich das elektrische Auto zu einem weiteren zukünftigen Energielieferanten oder auch Puffer, um die Autarkie im eigenen Haus zu erweitern.
Ein zunehmend positiver Aspekt ist der Preis pro Kilowatt Solarplatten. Denn der ist stetig fallend. Das die Technik im gleichen Masse dabei immer neue verbesserte Maßstäbe anlegt, erfreut dabei sicherlich den Verbraucher. Ein guter Solarteur wird in der notwendigen Beratung, nicht nur auf die Ertragsleistung der Platte hinweisen, sondern auch auf ihren immer besseren Ausbeutegrad, das Schwachlichtverhalten, alle auf der Platte installierten Einzelzellen, er wird den Unterschied zwischen Mono- und Polykristallin erklären, auf die Degradation, also den Leistungsverlust (derzeitige Hersteller geben ihn mit 0.25%/Jahr an), hohe Garantieleistungen von über 20 Jahren, alle Serviceleistungen. Der Händler wird auf eventuelle Optimierungen des Neigungsgrades hinweisen, Jahresausbeuten in der Region ausreichend beleuchten und selbstverständlich den Vorteil des Hausspeichers bzw. der Batterie erklären. Erst recht bei fallenden Marktpreisen, wird der einstige Nachteil eines hohen Preises immer weiter schrumpfen und der Kauf des Speichers immer weiter in den Vordergrund rücken. Zum Schluss wird man in einer guten Beratung, auch eine zeichnerische Belegung des Daches einsehen können, die Aussage darüber machen kann, wie viele Platten auf dem heimischen Dach installiert werden können, weil die Gesamtanlage ja, wie beschrieben, den „Peak“, also die Spitzenleistung darstellen kann. Der Erklärung meines eigenen Solarteur, das meine Südseite nun von den installierten Platten sogar besser Wetter geschützt sei, diesen Vorteil habe nicht nur ich schätzen gelernt.
Mit meinem eigenen gewählten Fachbetrieb, einem Solarteur aus Lindlar, nahe meines Wohnortes, kann ich nun rückwirkend bestätigen, dass das Konzept vollständig aufging. Denn der Bau unseres Hauses beinhaltete keinerlei Anbindung an ein Gasnetz. Eine Wärmepumpe für die Fußbodenheizung und der komplette Haushaltsstrom muss hier größtenteils allein über die Photovoltaikanlage erbracht werden. An fast allen Sonnentagen ist der Bezug vom Netzbetreiber gleich Null. Im Winter sieht das jedoch über einen längeren Zeitraum ganz anders aus, was über die mitgelieferte App in jedem Detail nachvollzogen werden kann.
Es war aber beim Kauf der Anlage von vornherein klar, dass wir uns von fossilen Energien unabhängig machen wollten. Eine vollständig belegte Südseite unseres Einfamilienhauses würde dafür ausreichen. Nach drei vollständig evaluierten Jahren steht das Ergebnis nun eindeutig fest. Die Anlage, mit meinen 9.28 kwp Spitzenleistung und einer 7 Kilowatt Batterie erbringt einen Autarkiegrad von 62%. Was sich im ersten Moment nicht so spektakulär anhört, darf dann aber nachfolgend überzeugen. Den der monetäre Abdeckungsgrad liegt bei 100%. Das liegt am hohen erzeugten Eigenstrom, der „unglücklicherweise“ an den Netzbetreiber verkauft werden musste. In unserem Fall noch für 12 Cent die Kilowattstunde.
Und nicht nur das wir sogar eine kleine Rückerstattung bekamen, es verbleibt insgesamt ein unglaublich gutes Gefühl, das auch von der gesamten Solargemeinschaft so bestätigt wird. Schon bei geringem Licht arbeitet ja die Solaranlage. Ich ertappe mich immer wieder – ganz speziell im Winter – das ich mit einem Auge auf die Produktion der Anlage schiele und staune, das sie selbst bei schlechten Wetterverhältnissen, trüben, grauen Himmel, am Ende mir den Gratisstrom ins Haus liefert. Und es bestätigt am Ende des Tages einmal mehr, dass wir den richtigen Weg gegangen sind.
Gratissonne trägt dazu bei, dass eine schier unendliche Energiequelle vorhanden ist. Aber um diese Energie zu ernten, benötigt es das Fachwissen eines guten Solarteurs und einer entsprechenden Wahl ausgezeichneter Komponenten. Eine momentane Förderung der KFW-Bank (Kreditanstalt für Wiederaufbau), bzw. schlussendlich über die eigene Hausbank, unter anderem mit Niedrigstzinsen dürfte auch die Anschaffungskosten der Anlage in ein anderes Licht rücken. Das KFW Programm 270 bezuschusst mit 150€ pro Kilowatt der Batterie und verspricht extrem niedrige Zinsen. Also warum nicht den Weg einer umweltfreundlichen Wahl gehen und einen Beitrag dazu leisten, das man sich von fossilen Energieträgern ein wenig unabhängiger macht?
Wolfgang Paul – Buchautor (Der aufrecht gebückte Mensch; Sachbuch und Ewig küsst mich Dornröschen wach; Humor)
Gastautor der Solinger Nachrichten