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Dies & DasEvangelische Kirche: Schutzkonzept gegen sexuelle Übergriffe

Evangelische Kirche: Schutzkonzept gegen sexuelle Übergriffe

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Kultur des Hinsehens etablieren

Solingen/ „Ich danke allen, die sich dafür einsetzen, dass unser Schutzkonzept funktioniert und unsere Kirche wirklich zum Schutzraum wird“, sagt Superintendentin Dr. Ilka Werner beim ersten Jahrestreffen der Verantwortlichen in der Evangelischen Kirche in Solingen für die Prävention gegen sexuellen Missbrauch. Aus Gemeinden, Diakonischem Werk und Kirchenkreis hatte sie Männer und Frauen in die Räume der Jugendkirche Wald am Mangenberg eingeladen, um für das Engagement zu danken und die Möglichkeit zum Austausch über die Erfahrungen des zurückliegenden Jahres zu geben.

Einer der Hauptverantwortlichen für die Umsetzung des Schutzkonzeptes ist Vlad Chiorean. Auch das Jahrestreffen hat er maßgeblich mit vorbereitet. Der Mitarbeiter der Evangelischen Beratungsstelle im Diakonischen Werk ist einer von zwei Vertrauenspersonen, die der Kreissynodalvorstand zum Koordinator und ersten Ansprechpartner bei möglichen Vorfällen gewählt hat. Bereits 2019 hat der Kirchenkreis sein Schutzkonzept in Kraft gesetzt, das Kinder, Jugendliche und Erwachsene schützen soll. „Schutzort Kirche“ haben die Verantwortlichen diese Initiative getauft. Eine Kultur des Hinsehens und des Ansprechens soll etabliert werden. „Wir sprechen über diese Themen, sie sind im Alltag präsent und keiner muss sich Sorgen machen, eine Grenzüberschreitung anzusprechen und zu melden“, erklärt Vlad Chiorean. Deswegen sei es wichtig, dass das Konzept nicht in der Schublade verschwinde, sondern Kreise ziehe.

Tatsächlich wird das Schutzkonzept seit 2019 mit Leben gefüllt. „Wir sind in der Umsetzung des Konzepts schon weit gekommen“, sagt Vlad Chiorean. Ein Punkt, an dem das sichtbar werde, sei die Arbeit eines Interventionsteams. Sobald im Kirchenkreis, in Gemeinden, Kindergärten, in der Jugendarbeit oder im Diakonischen Werk eine Grenzverletzung gemeldet wird, soll bei den Vertrauenspersonen das Telefon klingeln. So schreibt es das Schutzkonzept vor. „Da wird nicht vorher geprüft oder diskutiert“, sagt Chiorean, „und es gibt keine Möglichkeit, etwas unter den Teppich zu kehren.“ Stattdessen nimmt das Team sofort die Arbeit auf, führt Gespräche, nimmt Kontakt zu externen Fachleuten auf, schreibt einen Bericht, wendet sich an die Meldestelle der Landeskirche und veranlasst, wenn nötig, personelle oder auch juristische Schritte. „Vor allem aber bieten wir den Betroffenen sofort einen Schutzraum“, erklärt Chiorean. In den vergangenen drei Jahren habe sich gezeigt: „Das neue System funktioniert.“

Die Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen passen das Schutzkonzept ihren eigenen Bedingungen vor Ort an. „Seit 2019 finden Sensibilisierungsschulungen statt“, berichtet der Berater. Jeder kirchlich Mitarbeitende – ob ehrenamtlich oder hauptamtlich – soll früher oder später an so einer Schulung teilnehmen. Natürlich auch die Leitungen von Gemeinden, Einrichtungen und Kirchenkreis. Viele haben die erste Runde bereits durchlaufen. Inzwischen gibt es in Gemeinden und Einrichtungen jeweils eine Kontaktperson, die das Thema in Erinnerung und am Leben hält – und von den Vertrauenspersonen begleitet wird.  Sie setzen auch vor Ort mit Presbyterien und den Teams in Einrichtungen Potential- und Risikoanalysen um. „Dabei werden ganz konkrete Fragen in den Blick genommen“, erklärt Chiorean. Gibt es dunkle Ecken im Jugendbereich? Bietet die Personalsituation genug Flexibilität, um Sicherheit zu bieten? Werden Kinder und Jugendliche genug beteiligt? Wie sieht die Leitungskultur aus? „So entstehen in den Gemeinden und Einrichtungen eigene Schutzkonzepte, die auch veröffentlicht werden“, erklärt der Berater. In den kirchlichen Gebäuden gibt es leuchtend blaue Aushänge. Sie verweisen auf das Konzept „Schutzort Kirche“ und nennen auch Kontaktdaten, damit man sich direkt bei den Vertrauenspersonen melden kann.

„Wir merken: Da verändert sich etwas“, stellt Vlad Chiorean fest. Überall sei das Thema im Gespräch. Die Aufmerksamkeit bei haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden für Grenzverletzungen und mögliche Übergriffe wächst. Das sei ein wichtiger Fortschritt, betont Superintendentin Ilka Werner beim Jahrestreffen der evangelischen Aktiven für den Schutzort Kirche: „Damit Täter in unserer Kirche kein Milieu vorfinden, in dem sie sich ungestört fühlen.“

INFO
Zur Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt im Verantwortungsbereich der Evangelischen Kirche und Diakonie aus der Vergangenheit lädt der Evangelische Kirchenkreis Solingen Betroffene ein, im Rahmen einer unabhängigen bundesweiten Studie von ihren Erfahrungen zu berichten. Das kann in Interviews oder im Rahmen einer Online-Befragung erfolgen. Die beteiligten Forschungsinstitute sind unabhängig und stehen in keinerlei Abhängigkeit von der Evangelischen Kirche oder Diakonie. Betroffene beteiligen sich als Co-Forschende und stellen ihre Expertise bereit. Alle erhobenen Daten werden streng vertraulich behandelt. Die Interviews werden gut vorbereitet und von erfahrenen Wissenschaftler:innen in einem geschützten Rahmen durchgeführt.

Mehr Infos unter www.forum-studie.de

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