Bergisches Land/ Es war der dritte Versuch des Bergischen HC, in der Mitsubishi Electric HALLE einen Sieg einzufahren, und insgesamt der 18. Anlauf in Düsseldorf: Beim 37:34 (15:19) gegen den HSV Hamburg ist der Bann endlich gebrochen. Nach einer mäßigen ersten Halbzeit drehte der BHC in überragender Manier auf und bog das Spiel durch eine 7:2- beziehungsweise 12:4-Toreserie um.
Dass die Löwen sich in den letzten Minuten der Partie bereits auf die Festivitäten nach dem Abpfiff freuen durften, war angesichts der ersten Halbzeit mindestens eine Überraschung. In den ersten 30 Minuten lief gerade defensiv nicht viel zusammen. Der HSV spielte gefällig, fand immer wieder gute Abschlüsse und brachte diese sicher im Kasten unter. Die Torhüter Christopher Rudeck und später Peter Johannesson waren noch keine Faktoren.
Für Johannes Bitter galt dies beim HSV nicht. Er parierte neun Mal vor der Pause und sorgte damit für zusätzlichen Frust beim BHC, der zur Halbzeit nicht wie eine Mannschaft aussah, die vier Tore aufholen könnte. Doch der Eindruck täuschte. Wie verwandelt kam die Truppe aus der Kabine und verbesserte sich in einer leicht umgestellten Abwehr mit Djibril M’Bengue auf der Halbposition. Jede positive Aktion wurde bejubelt und oft auf der anderen Seite in Tore umgemünzt. Nach einer Johannesson-Parade fand der Keeper Isak Persson, der die Kugel zum 17:19 im Tor unterbrachte.
Der Torhüter hatte wie die Mannschaft in der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit seine stärkste Phase. Spätestens nach Noah Beyers 18:19 spürten auch die 2421 Fans in der Halle, dass sie einen anderen BHC sahen als im ersten Abschnitt. Einen BHC, der sich auch von missglückten Aktionen nicht entmutigen ließ: War Linus Arnessons Pass zu Frederik Ladefoged nicht von Erfolg gekrönt, fingt der zurückeilende Schwede den Gegenstoß-Pass mit einer Flugeinlage ab und bediente den Kreisläufer im nächsten Versuch erfolgreich zum 20:20.
Gleich danach ärgerte sich Johannesson über einen hereingekegelten Ball, feuerte diesen aber noch während des Wutausbruchs an die Mittellinie, wo Ladefoged wartete, den Anwurf zu Arnesson ausführte, der wiederum ins leere HSV-Gehäuse traf. Die Gäste versuchten es inzwischen mit dem siebten Feldspieler, bekamen ihren Kasten gegen gallige BHCer aber oft nicht rechtzeitig wieder dicht. Eins der schönsten Tore des Tages war ein weiterer Konter, den der überragende Ladefoged nach vielen Stationen zur ersten Führung nach der Pause abschloss. Beim Stand von 22:21 war gerade die 39. Minute angebrochen.
Die Löwen waren dabei, sich in einen Rausch zu spielen. Über Außen, den Kreis oder aus dem Rückraum – es hagelte Treffer. Djibril M’Bengue stellte gegen sichtlich beeindruckte Hamburger auf 27:23. Kurz flackerten die Hamburger noch mit drei Toren in Folge auf, doch die Wende war vollbracht. Beyers 28:26 wirkte befreiend, M’Bengue, Ladefoged, nochmals Beyer sowie Alexander Weck sorgten für klare Verhältnisse (32:28). Da störte auch die dritte Zeitstrafe und daraus folgende Rote Karte gegen den achtfachen Torschützen Ladefoged fünf Minuten vor Schluss nicht mehr. Der BHC nutzte die Zeit sogar noch zu fünf weiteren Treffern.
Zum ersten Mal durfte sich die Mannschaft in Düsseldorf für einen Sieg feiern lassen. Nur Lukas Stutzke konnte nicht dabei sein. Der Verdacht auf eine Gehirnerschütterung, die er sich im Spiel gegen den SC Magdeburg zugezogen hatte, bestätigte sich. Wieder mitwirken konnte hingegen Arnor Gunnarsson. Er hatte am Donnerstag noch mit Rückenproblemen gefehlt. Auch Simen Schönningsen stand nach langer Zeit einmal wieder auf dem Spielprotokoll.
Löwengebrüll – die Stimmen zum Spiel
Torsten Jansen: „Ich kann es heute kurz machen. Wir haben eine ordentliche erste Halbzeit gespielt, sind danach zehn, zwölf Minuten im Tiefschlaf und kriegen einen Konter nach dem anderen. Wenn man so viele Konter bekommt, gar keinen Rückzug hat und leichte Fehler vorne macht, wird es schwer. Wenn man so dem Gegner die Hand reicht, können wir uns das selbst ankreiden.“
Jamal Naji: „Wir haben es in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit geschafft, uns in einen Rausch zu spielen. Daraus haben wir unglaublich viel Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen gezogen. Wir haben mit einer sehr hohen Effektivität abgeschlossen und bekommen eine Torhüterleistung. So kommt dann so eine zweite Hälfte zustande.“
Jörg Föste: „Der Fluch ist gebannt. Es war ein triumphaler Sieg, vor allem, weil von unserem BHC in der ersten Halbzeit so gar nichts zu sehen war. Alles, was den BHC ausmacht – Leidenschaft in der Deckung, aufopferungsvolles Helfen – war überhaupt nicht zu spüren. Es ist hoch anzuerkennen, dass sich die Mannschaft in der zweiten Hälfte an den eigenen Haaren aus dem Sumpf gezogen und dieses Spiel noch gedreht hat. Das war ein bemerkenswertes Erlebnis heute. Beeindruckend war vor allem die Phase von der 27. bis zur 40. Minute, in der wir acht oder neun Tore aufholen. Das zeigt, wenn wir unsere Stärken einbringen, Emotionen reinbringen und decken, als wenn es kein Morgen gäbe, wir jede Menge bewegen können. Wir haben gezeigt, dass wir dann einen Europapokal-Anwärter – das ist Hamburg ohne Zweifel – in die Schranken weisen können.“