Bergisches Land/ Der Bergische HC hatte sich für den Rest der Saison vorgenommen, noch einen großen Gegner zu besiegen. Gerade nach der starken Leistung und der bitteren 21:23-Niederlage beim SC Magdeburg hatte Trainer Jamal Naji diesen Wunsch noch einmal wiederholt. Und gleich im nächsten Spiel war es soweit. Der BHC bot gegen die Füchse Berlin eine starke Vorstellung und stellte den Gästen im Kampf um die Deutsche Meisterschaft durch den 34:30 (15:12)-Erfolg ein Bein.
Nur die ersten Minuten gehörten den Hauptstädtern, die 2:0 in Führung gingen. Doch es dauerte nicht lange, bis die BHC-Deckung an ihre Magdeburg-Leistung anknüpfte. Vor allem ihre Zweikampfstärken konnten die Gäste kaum ausspielen – und wenn sie doch einmal durchkamen, war Christopher Rudeck zur Stelle. Auch der Torhüter knüpfte nahtlos an vorige Woche an, hielt überragend gegen die Versuche aus dem Berliner Positionsangriff, nahm aber auch viel glasklare Chancen sogar beim Gegenstoß weg.
Das gegnerische Tempospiel unterbanden die Hausherren in der Mitsubishi Electric HALLE nicht so konsequent, weil sie vor allem vor der Pause Fehler begingen oder an Berlins Schlussmann Dejan Milosavljev scheiterten. Der begann stark, stand mit zunehmender Spieldauer aber in Rudecks Schatten und wurde später durch Lasse Ludwig ersetzt.
Der BHC ging bereits nach zehn Minuten erstmals in Front. Der offensiv wie defensiv starke Tim Nothdurft stellte auf 7:6, Arnor Gunnarsson erhöhte. Insgesamt lief bei den Bergischen über beide Außenseiten viel. Nothdurft und Gunnarsson leisteten sich keinen einzigen Fehlwurf, Isak Persson nur einen in der zweiten Hälfte. Ein sehenswerter Treffer von Linus Arnesson brachte die Gastgeber 15:12 zur Halbzeit in Front.
Danach blieben die Bergischen defensiv stark, legten nun aber offensiv eine herausragende Viertelstunde hin. Tomas Babak, Frederik Ladefoged, Noah Beyer, Elias Scholtes, Tim Nothdurft oder Arnor Gunnarsson: Egal, wer für die Löwen abschloss, der Ball landete im Füchse-Netz. Gunnarsson schraubte seine Bilanz mit insgesamt vier Toren auf 995 Treffer in der 1. Bundesliga herauf.
Mehrere Male stellten die Gastgeber auf einen Vorsprung von sieben Treffern. Die 2.917 Zuschauer durften sich langsam, aber sicher auf einen gelungen Coup einstellen. Dabei blieb es auch. Zwar versuchten die Berliner noch einmal alles, verkürzten durch Mathias Gidsel und auch den ehemaligen BHC-Kreisläufer Max Darj. Doch einem Sieg kamen sie nicht mehr nah. Spätestens nach Babaks 33:29 war die Partie entschieden.
Löwengebrüll – die Stimmen zum Spiel
Jaron Siewert: „Der BHC war heute die deutlich kämpferische Mannschaft, sie haben mit viel Tempo agiert und in der Abwehr kompakt gestanden. Wir sind selbst nie so richtig ins Spiel gekommen, haben dann schon relativ früh Bälle liegen gelassen und lagen dann zur Halbzeit mit drei Toren zurück. Der Start in den zweiten Durchgang läuft dann zusätzlich genau in die falsche Richtung. Der BHC macht es dort gut und sie nutzen in der Phase unsere Fehler. Sie haben oft über den Kreis oder über schnelle Rückraumbewegungen attackiert. Wir kriegen die Absprachen im Zentrum nicht hin und dann hätte es noch mal irgendwo einen kleinen Lichtblick gegeben, wenn alles super verlaufen wäre, aber der BHC hat es einfach zu konsequent heruntergespielt. Darüber hinaus läuft uns gegen Ende auch einfach die Zeit davon. Alles in allem bin ich von unserer Leistung und unserem Auftritt hier ernüchtert. Wir müssen jetzt nach vorne gucken, überlegen, woran es gelegen hat und dem BHC wünsche ich für die Zukunft alles Gute.“
Jamal Naji: „Es fühlt sich gut an einen Großen geschlagen zu haben. Tatsächlich hatten wir das mit Blick auf unsere Entwicklung im Gefühl. Unsere Mechanismen greifen mehr und mehr. Wir verstehen so langsam, welche Würfe wir unseren Torhütern geben wollen und welche nicht. Es war ein Prozess, der jetzt relativ lange gedauert hat, aber es wird immer besser. Natürlich wird es – und das möchte ich an der Stelle betonen, – auch wieder Spiele geben, wo es nicht so gut läuft. Eine Entwicklung verläuft nun mal nicht linear. Aber ja, natürlich sind wir heute sehr zufrieden mit unserer Leistung. Es hat viel Spaß gemacht. Wir haben ein Drittel unserer Tore über die Außensektoren geworfen, das war deutlich effektiver und besser als noch in Magdeburg. Ich glaube, dass wir, was die Verteidigung angeht, ähnlich aktiv und aggressiv verteidigt haben wie vor einer Woche. Vielleicht haben wir hier und da einen Fehler zu viel gemacht, aber summa summarum haben wir heute mit den Füchse Berlin eine der Top-Mannschaften der Liga geschlagen und daher dürfen wir heute einfach nur zufrieden sein. Alles andere wäre vermessen.“
Jörg Föste: „Wir haben schon in den vergangenen Spielen gegen Leipzig und Magdeburg angedeutet, dass unsere Deckungsqualität in dieser Liga zu der oberen Gruppe der Mannschaften zählt. Das hat heute auch Berlin zu spüren bekommen. Wir haben es fantastisch verteidigt, haben natürlich jede Menge Tore aus dem Gegenstoß und der schnellen Mitte bekommen, aber was den gebundenen Angriff angeht, war es genauso wie in Magdeburg oberste Regel der Bundesliga. Es war Leidenschaft pur. Wenn alle mit dieser Entschlossenheit verteidigen, sieht es so aus. Wir haben Holm nahezu schachmatt gesetzt, Andersson hat gar keinen Stich bekommen. Das hat dann dazu geführt, dass in den letzten 20 Minuten alle Berliner Angriffe nur noch über Gidsel liefen. Wir haben über die gesamte Mannschaft hinweg überragende Deckungsleistungen gesehen mit einem fantastischen Torhüter dahinter.“