Bergisches Land/ Alles gegeben und trotzdem nicht gepunktet: Die Bergischen Löwen halten gegen den Favoriten aus Hannover vor einer mit 2.439 Zuschauern ordentlich gefüllten Uni-Halle lange gut mit, müssen sich am Ende aber mit 26:29 geschlagen geben und stehen damit zum sechsten Mal in Folge mit leeren Händen dar. Dabei gibt wieder einmal die Schlussphase den Ausschlag in einer über weite Strecken zerfahrenen und von Phasen geprägten Partie. Doch der Reihe nach.
In einer von Hektik geprägten Anfangsphase wusste keiner der beiden Mannschaft die Fehler des jeweils anderen auszunutzen. So stand es nach gut zehn Minuten unentschieden 3:3. Durch einen Doppelschlag von Justus Fischer gelang es den Gästen, sich erstmals in Minute zwölf auf zwei Tore abzusetzen – auch weil die Löwen ihrerseits gute Wurfmöglichkeiten ungenutzt ließen. Doch angeführt von einem in der Phase stark aufspielenden Eloy Morante gelang es dem BHC sich zurück ins Spiel zu kämpfen. Das Ärgerliche: Auch diese Phase hielt nur kurz. Hannover zog auf 6:9 (17.) davon, der BHC antwortete prompt und spielte sich zum Ende von Halbzeit eins in einen wahren Rausch. Dabei stachen besonders zwei Löwen hervor.
Ein immer stärker werdender Christopher Rudeck vernagelte den Kasten und ein sowohl vom Siebenmeterpunkt als auch von außen treffsicherer Noah Beyer, der mit seinen fünf Treffern in Folge auf ein nicht unverdientes 14:12 zur Halbzeit stellte.
Doch die Löwen verpassten es zu Beginn der zweiten 30 Minuten an diese Leistung anzuknüpfen. Erst Frederik Ladefoged durchbrach den Tor-Bann aus Löwen-Sicht, der über sechs Minuten anhielt und von den Hannoveranern mit vier eigenen Treffern bestraft wurde. In der Folge kämpfte sich die Mannschaft von Jamal Naji erneut zurück in die Partie. Isak Persson traf im Tempo-Gegenstoß, kurz darauf verwandelte Kapitän Linus Arnesson seinen zweiten Strafwurf und stellte damit auf 19:17 (41.). Gäste-Trainer Christian Prokop zog die Notbremse und nahm die Auszeit. Eine Auszeit, die sich bezahlt machen sollte.
So machten die Recken in der Folge den abgezockteren Eindruck, stellten offensiv um und drehten die Partie durch den Ex-Löwen Reanr Uscins sieben Minuten vor dem Ende zu ihren Gunsten. Dem 24:25 durch Uscins folgte zwar prompt der erneute Ausgleich durch Lukas Stutzke, drehen konnten die Löwen trotz aufopferungsvollem Kampf die Partie allerdings nicht mehr. Offensiv streuten sich zu viele technische Ungenauigkeiten ins eigene Spiel ein, während defensiv gegen die Hannoveraner Abschlüsse nur wenig Kraut gewachsen war. Als nach 60 Minuten die Hallensirene ertönte, zeigte die Anzeigentafel 26:29. Ein Endergebnis, was mit Blick auf den Spielverlauf in Ordnung geht. Die kämpferische Leistung der Löwen aber nicht schmälern soll.
Löwengebrüll – Stimmen zum Spiel
Christian Prokop: „Auf der einen Seite kann ich natürlich die Situation hier verstehen und daher tut es mir für den BHC leid, weil ich überzeugt bin, dass hier eine super Arbeit geleistet wird. Ich bin überzeugt, dass das nötige Spielglück zurückkommen wird und dann irgendwann auch wieder die Punkte kommen werden. Auf der anderen Seite ging es bei uns um einen Entwicklungsauftrag. Wenn wir zu uns ehrlich sind, haben wir in den Duellen gegen die vom Tabellenstand her kleinen Gegner oft mit Frustration gespielt und den Kopf, wenn wir in Rückstand lagen, zu früh in den Sand gesteckt. Das war heute vom Mentalen her unser wichtigstes Ziel. Und genau das hat das Spiel auch geboten. Es war nicht das ansehnlichste Spiel. Es war unterhaltsam, sehr zerfahren und fehlerbehaftet. Wir haben in der ersten Halbzeit zehn Fehlwürfe. Machen uns das Leben dadurch selbst extrem schwer und streuen dazu noch technische Fehler ein. So geraten wir völlig zurecht mit zwei, drei Toren ins Hintertreffen. Dann kam für uns eben genau diese psychische Prüfung: Wir sind bei uns geblieben, haben in der letzten Viertelstunde sehr abgezockt gespielt und sehr variabel verteidigt. Wir haben unsere Qualitäten ausgespielt und am Ende vielleicht etwas glücklich, aber auch nicht völlig unverdient gewonnen.“
Jamal Naji: „Wir machen zu viele Fehler im Tempospiel, besonders in der dritten Welle. Hannover holt da extrem viele Bälle und wir lassen zu viel liegen. Insgesamt ist es so, dass das Spiel von ganz vielen unterschiedlichen Phasen durchzogen ist. Bei minus zwei in der ersten Halbzeit finden wir wieder zu uns und gehen dann sogar auf drei weg. Die letzten zehn Minuten ist es dann einfach so, dass die Breite von Hannover sehr gut bespielt wird. Es ist aus Gegnersicht einfach unfassbar schwierig, sie zu bespielen. Man muss auf so viel vorbereitet und eingestellt sein. Sie haben eine wahnsinnig aktive Abwehr, ein tolles System mit wirklich automatisierten Helferketten – mit die beste der Liga. Ich finde trotzdem, dass wir gegen sie in vielen Teilen des Spiels heute wirklich gute Lösungen gefunden haben. Aber dann bringen sie Vujovic und Kulesh und bieten uns damit ein ganz anderes Spiel in der Abwehr. Es ist ein komplett anderes Spiel. Wir müssen komplett andere Systematiken verteidigen und da haben wir einfach ein Stück zu lange gebraucht. Auch wenn ich mit vielem zufrieden bin, muss man da ehrlicherweise sagen, dass die Niederlage in Ordnung geht. Für uns geht es darum weiterzumachen. Wir werden auf garkeinen Fall resignieren. Uns kann niemand vorwerfen, dass wir nicht alles investiert haben, was möglich war. Jetzt heißt es weiterarbeiten.“