Solingen/ Das Diakonische Werk Solingen wird die Trägerschaft für den offenen Ganztag an der Grundschule Kreuzweg zum Ende des laufenden Schuljahrs abgeben. Das erklärten heute Diakonie-Geschäftsführerin Ulrike Kilp, Diakonie-Pfarrerin Michaela Röhr und der stellvertretende Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises, Thomas Förster, vor der Presse. „Wir haben unsere Entscheidung gestern den Mitarbeitenden, der Schulleitung sowie den Verantwortlichen der Stadt mitgeteilt“, erklärte Kilp. Heute würden die Eltern per Brief über die Entscheidung informiert. Der Vertrag mit der Stadt Solingen werde fristgerecht bis zum 30.04.2024 gekündigt. „Wir versprechen, dass wir bis zum Ende des Schuljahrs am 31. Juli die 137 Kinder im Offenen Ganztag am Kreuzweg bestmöglich und sorgsam betreuen und auch bei einem nun anstehenden Trägerwechsel konstruktiv mitwirken werden“, so die Diakoniegeschäftsführerin weiter: „Dieser Schritt ist für uns bitter. Wir sind froh, dass wir betriebsbedingte Kündigungen vermeiden können. Aber es tut uns sehr leid um unsere befristet beschäftigten Mitarbeitenden, die sich engagiert in die Arbeit mit den Kindern eingebracht haben und deren Verträge wir nun trotzdem nicht mehr über das Schuljahresende hinaus verlängern können.“ Noch verantwortet das Diakonische Werk Solingen an zwei Grundschulen und einer Förderschule die Trägerschaft für den Offenen Ganztag. Ab dem kommenden Schuljahr wird das nur noch für die Grundschule Erholungstraße und die Erika-Rothstein-Schule gelten. Insgesamt arbeiten 42 Mitarbeiter zumeist in Teilzeitstellen für die Diakonie im Offenen Ganztag. Die Verträge von zehn Mitarbeitern werden nun auslaufen.
Aus wirtschaftlichen Gründen sei der Schritt leider unvermeidbar, erklärte Diakoniepfarrerin Michaela Röhr, die auch Vorsitzende des Betriebsausschusses für das Diakonische Werk ist. Bereits seit Jahren bestehe in NRW eine Diskrepanz zwischen den nötigen pädagogischen und personellen Qualitätsstandards für den Offenen Ganztag an Grund- und Förderschulen einerseits und den dafür zur Verfügung gestellten staatlichen Mitteln andererseits. „Maßstab für unsere Arbeit im Offenen Ganztag war aber nicht der schlechte Standard der staatlichen Finanzierung. Maßstab war für uns immer das Wohl der betreuten Kinder“, betonte Röhr. Um diesen Maßstab zu erreichen, haben man schon seit Jahren öffentlich und gegenüber der Politik die unzureichende Finanzierung bemängelt. „Gleichzeitig haben wir Jahr für Jahr erhebliche eigene Mittel aus Kirchensteuern investiert, um bei der qualitativen Ausstattung unseres Angebots den Mindeststandard zu erreichen, den wir für verantwortbar halten.“ Die erheblichen Kostensteigerungen im vergangenen Jahr hätten die Situation weiter verschärft, so Röhr: „2023 lag der Betrag, den wir aus eigenen Mitteln zusätzlich in den Ganztag geben mussten, bei 80.000 Euro. Wenn wir nichts täten, würde dieser Betrag im laufenden Jahr auf 120.000 Euro ansteigen. Mit dem Ausstieg am Kreuzweg können wir nun zumindest unsere Arbeit an den anderen beiden Schulen fortsetzen.“
Auch der Evangelische Kirchenkreis sehe keine Möglichkeit, den Offenen Ganztag im bisherigen Umfang fortzuführen, erklärte der stellvertretende Superintendent des Kirchenkreises, Thomas Förster. Eine Erhöhung des Zuschusses aus Kirchensteuermitteln sei nicht möglich, weil auch diese zurückgingen: Für 2024 werde mit neun Prozent weniger kalkuliert als noch im Vorjahr. Trotzdem stehe man zu seiner Mitverantwortung für das soziale Klima in der Stadt Solingen und wolle dieser auch zukünftig verlässlich gerecht werden, erklärte Förster: „Wir werden auch weiterhin mit viel Geld aus Kirchensteuermitteln Hilfen für Bedürftige, die Betreuung von Kindern, die Beratung von Menschen oder die Seelsorge für Belastete finanzieren. Aber dieses Engagement wird für uns immer schwieriger. Und wir fühlen uns vom Staat bei der Refinanzierung von Angeboten teilweise im Stich gelassen.“
Das Diakonische Werk Solingen betreibt neben dem Offenen Ganztag auch elf Kindertagesstätten im Solinger Stadtgebiet. Es bietet außerdem verschiedene andere Dienste an: u.a. in Schuldnerberatung, Familienhilfe, Integration, Zuwanderungsdiensten und Betreuungsverein. Es gehört zum Evangelischen Kirchenkreis Solingen.