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RegionalesMüngstener Brücke: Schon die Brückenbauer dachten europäisch

Müngstener Brücke: Schon die Brückenbauer dachten europäisch

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Deutsche Delegation kehrt vom Welterbe-Kongress in Italien zurück

Solingen/ Mit vielen neuen Eindrücken, umfangreichen Informationen und gemeinsam getroffenen Entscheidungen rund um den Welterbe-Prozess im Gepäck ist am Wochenende die deutsche Delegation aus Italien zurückgekehrt. Nach zwei Jahren coronabedingter Pause hatte dort der vierte Welterbe-Kongress stattgefunden, an dem die Delegationen aller internationalen Partner teilnahmen. Insgesamt sechs Großbogenbrücken des 19. Jahrhunderts aus vier europäischen Ländern bewerben sich gemeinsam als serielles, transnationales UNESCO-Welterbe: Die Müngstener Brücke, die Brücken Ponte Maria Pia und Ponte Dom Luis I. in Portugal, der Garabit-Viadukt und der Viaduc du Viaur in Frankreich und die Ponte San Michele in Italien.

Im Schatten der beeindruckenden Ponte San Michele, die in der Lombardei über den Fluss Adda führt, hatten diesmal die Gemeinden Calusco und Paderno eingeladen. Aus Deutschland nahmen Vertreter der drei Bergischen Großstädte und der Deutschen Bahn am Kongress teil, außerdem die deutschen Welterbe-Experten.

Im Mittelpunkt des Kongresses stand diesmal das beeindruckende italienische Brückenbauwerk, zugleich aber auch die enge Verbindung der Bauwerke, die in der Geschichte und Konstruktion sichtbar wird. Vincent Krayenbühl, Ur-Ur-Enkel des Ponte San Michele-Erbauers Jules Röthlisberger, stellte in seinem Vortrag ausführlich Leben und Werk seines Vorfahren dar. Sehr deutlich bestätigte sich, wie intensiv in der Ära des Großenbrückenbaus Wissen ausgetauscht wurde. Die Konstrukteure standen miteinander in Kontakt, Werkstätten, Universitäten, Ausbildungsstätten und Unternehmen waren untereinander vernetzt. Man hat voneinander gelernt, sich selbst und damit die Kunst des Brückenbaus im Austausch weiterentwickelt. Gerade dieser Aspekt ist bedeutsam für den gemeinsamen Antrag und soll im weiteren Verfahren noch weiter erforscht werden.

Welterbe-Koordinator Carsten Zimmermann, der das Gesamtprojekt aus dem Solinger Rathaus steuert, fasst zusammen: „Auch wenn die „große“ Politik damals die Länder deutlich voneinander trennte, prägte auf dieser Ebene bereits ganz deutlich der europäische Gedanke die Zusammenarbeit. Mit unserer gemeinsamen Bewerbung gehen wir diesen Weg, der damals, zur Zeit des Brückenbaus, schon eingeschlagen war, konsequent weiter.“

Im weiteren Verlauf des Kongresses tauschten sich die Partner auch über den Stand der Verfahren in ihren jeweiligen Ländern aus. Beim letzten Kongress in Frankreich waren sie dem Vorschlag aus Deutschland gefolgt, in jedem Land einen Verein zu gründen, der das Bewerbungsverfahren im eigenen Land fördert und unterstützt. Dabei wählt jede Nation die Organisationsform, die optimal auf die eigenen Strukturen zugeschnitten ist. So wurde in Deutschland bereits im vergangenen Jahr der „Förderverein Welterbe Müngstener Brücke“ gegründet und auch in Frankreich ist jetzt ein Förderverein an den Start gegangen. In Italien wird ein Netzwerk als Steuerungsgruppe geknüpft, die alle Funktionen ebenso wie ein Förderverein übernimmt. Auch in Portugal laufen aktuell die Vorbereitungen.

Wenn alle Strukturen stehen, soll eine Stiftung gegründet werden, die das Gesamtvorhaben finanziert, den europäischen Welterbe-Prozess unterstützt und begleitet. Getragen wird sie gleichberechtigt von allen Brücken-Partnern, ihr Sitz soll in Solingen sein. Beim nächsten Kongress, der noch in diesem Jahr unter der Müngstener Brücke stattfindet, soll das weitere Vorgehen im Detail besprochen werden.

Festgelegt wurde, dass der internationale fachliche Austausch weiter intensiviert wird. Grundlegendes Experten-Wissen floss bereits in den Welterbe-Antrag ein, der in Deutschland inzwischen vom Land Nordrhein-Westfalen zur Fortschreibung der bundesdeutschen Vorschlagsliste zukünftiger Welterbestätten an den Bund gemeldet wurde. Auf dieser Grundlage baut nun die weitere Arbeit auf, bei der es um vertiefte fachliche Details geht. Deshalb wurde eine internationale Arbeitsgruppe gegründet mit Welterbe-Experten aus den beteiligten Ländern. Vorsitzender ist der Deutsche Welterbe-Experte Rolf Höhmann. Erste Zwischenergebnisse sollen beim nächsten Kongress in Müngsten vorgestellt werden, den die Experten auch zu einem weiteren persönlichen Arbeitstreffen nutzen.

Welterbe-Koordinator Zimmermann zieht nach den Tagen in Italien eine sehr positive Bilanz: „Der Kongress war hervorragend organisiert und hat uns inhaltlich weitergebracht. Dafür danke ich den Veranstaltern sehr. Wir haben alle wahrnehmen können, wie viel Herzblut die Italiener in die Bewerbung stecken. Politik, Verwaltung, Bahngesellschaft – alle stehen dahinter.“ Und er fügt hinzu: „Nach so langer Zeit war es gut, sich wieder persönlich auszutauschen. Solche Begegnungen sind wichtig, um das partnerschaftliche Netz, das seit 2017 entstanden ist, zu pflegen und noch enger zu knüpfen. Deshalb war es auch wichtig, das Memorandum of Understanding, das die Partner erstmals vor fünf Jahren in Müngsten unterschrieben haben, jetzt noch einmal mit allen aktuell Beteiligten zu unterzeichnen. Der Kreis hat sich inzwischen noch einmal deutlich erweitert. Das ist ein starkes Zeichen und ein deutliches Bekenntnis.“

Vor Ort sprach Zimmermann eine Einladung zum Brückenfest aus, das in diesem Jahr zum 125. Geburtstag der Müngstener Brücke gefeiert wird, und zum nächsten Kongress, bei dem wieder das Bergische Städtedreck Gastgeber ist.

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